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THOM.
 
Thom., Thom. Turnaround.
Thom.
Das hätte sich Vivid-Sänger Thomas Hanreich (alias Thom.) wohl auch nicht träumen lassen: Da spielt er - eher zum Spaß - eine Solo-CD ein, weil er Songmaterial fertig hat, das nicht so richtig zum Sound seiner Band passt. Diese erscheint ohne viel Aufhebens unter dem Namen "Gods & Monsters" und fällt zufällig Wim Wenders in die Hände. Der ist davon dann so begeistert, dass er Thomas bittet, ihm den Soundtrack zu seinem neuen Film, "Land Of Plenty", zurechtzukomponieren. Kaum ist das geschehen, gerät Thomas an eine Ausschreibung der Firma BMW für die Musik zu einem Werbespot für die neue Kleinwagenklasse. Obwohl er so etwas noch nie gemacht hat, nimmt er daran teil und plötzlich findet sich sein Song "Principles Of Joy" nicht nur in besagtem Werbespot wieder, sondern auch auf der Neuauflage seiner CD, die nun - mit wesentlich mehr Aufhebens - als "Istory" und ergänzt um zusätzliche, neue Tracks, wieder in den Läden steht. Warum aber wurde die Original CD modifiziert erneut auf den Markt gebracht - und nicht etwa gleich eine neue?
"Na ja, das liegt ja fast ein bisschen auf der Hand", gibt Thomas zu bedenken, "denn es passierten die Kooperation mit Wim Wenders und der BMW-Spot gerade jetzt - und da wollte natürlich die Plattenfirma nicht hinten dran stehen. Wir wollten versuchen, das Album in neuer Form noch einmal an die Fans zu bringen. Letztendlich war das alles ein wenig kurzfristig, um ein vollständiges neues Album zu machen. Die neuen Songs, die sich auf 'Istory' befinden, habe ich alle in drei Wochen geschrieben. Zu mehr hätte es nicht gereicht und ich wollte unbedingt damit im Oktober herauskommen, um die Präsenz der BMW-Kampagne noch zu nutzen." Wie kam es denn zu Wim Wenders und BMW? Es ist ja der Traum eines jeden Musikers, mittels Soundtracks und Werbespots alternative Plattformen für seine Musik zu finden. "Interessanterweise ist Wim Wenders tatsächlich zu mir gekommen. Er hat 'Gods & Monsters' gehört und er mochte die Stimme, das Songwriting und vor allem auch die Texte und hat mich dann gefragt, ob ich mir zutrauen würde, den Soundtrack für 'Land Of Plenty' zu machen, weil er auf der Suche für den neuen Film war. Dummdreist wie ich bin, habe ich gesagt 'sehr gerne'. Denn ich habe natürlich noch nie einen Soundtrack gemacht und wusste gar nicht, was da auf mich zukommt und ob ich das überhaupt schaffen würde. Ich hatte auch da wahnsinnig wenig Zeit, so dass in vier Wochen alles fertig sein musste. Für einen Film, wo 17 cues - das heißt 17 Stellen - mit Musik bedacht werden mussten, war das schon ein ziemlicher Batzen. Ich habe dann diese vier Wochen so ziemlich ohne Schlaf durchgearbeitet, damit ich das hinkriege. Ich habe mir dann einen sehr fähigen Partner dazu geholt. 'Nackt' ist mein ziemlich durchgeknallter, wahnsinniger Freund PC Christensen, der mir zur Seite stand und mit mir diesen Soundtrack produziert hat. Alleine hätte ich das tatsächlich wahrscheinlich nicht geschafft." Was war denn der Unterschied im Ansatz im Vergleich zu dem Material für die CD? "Nun, wir haben da die etwas verschrobeneren Songs gefeatured", erzählt Thomas, "das ist das, was aus mir herausbrodelt an Stimmung und das, was ich machen würde, wenn ich Bilder vertone. Letztendlich sind die Songs von 'Gods & Monsters', die Wim sich ausgesucht hat (z.B. 'This Is Not Berlin') auch meine Lieblingssongs." Ist Vivid eigentlich tot? "Nein, Vivid macht tatsächlich eine längere Pause, die auch ein wenig ungewiss ist", verrät Thomas, "aber ich habe jetzt die Möglichkeit, durch das Ding mit dem BMW-Track und Wim Wenders erfolgreich zu der Band zurückzukehren, was mir natürlich wesentlich angenehmer ist, als wenn ich das z.B. als missglückter Einzelgänger tun müsste."
Stilistisch lässt sich das, was Thom. macht, gar nicht einsortieren. Wie ist er denn seine neuen Stücke musikalisch angegangen? "Das war eigentlich sehr gedankenfrei und emotional", gibt er zu, "ich habe mit einfach eine Liste von Songs gemacht, die ich auf diversen Festplatten und CDs herumliegen hatte und habe dann einfach die ausgesucht, auf die ich Lust hatte. Es war mir ein Anliegen, die Songs noch mal richtig umzukrempeln. Ich habe die Songs runtergebrochen und umgebaut, um es für mich noch einmal spannend zu machen. Ich bin dann relativ undogmatisch vorgegangen und habe mir keine Gedanken gemacht, ob das auch alles zusammenpasst." Hierzu muss man vielleicht noch einmal sagen, dass Thomas' Solo-Tracks - anders als bei Vivid - keine Rock-Musik im klassischen Sinne sind. War es denn eine bewusste Entscheidung, bei dem Solo-Projekt auf Rock-Musik zu verzichten? "Es war auf jeden Fall eine bewusste Entscheidung, nicht mit Lautstärke überzeugen zu wollen", schränkt Thomas ein, "es war für mich spannender, mit weniger zu arbeiten - mit einem kleinen programmierten Beat oder so - und dann doch eine ähnliche Intensität zu erreichen. Das war ein komplett anderer Ansatz." Einige Stücke ändern sogar mittendrin die Stilistik und kippen geradezu um. "Zuweilen, wie bei 'City In The Sea' war das von vorneherein so geplant", erklärt Thomas, "bei 'This Is Not Berlin' war das ein Zufall, der mir jetzt auch nicht mehr erklärlich ist. Was ich auf jeden Fall vermeiden wollte, waren ganz klassische Pop-Arrangements, die ich zwar auch habe und einigermaßen beherrsche - spannender ist aber ein Arrangement, das man so nicht erwartet und bei dem es ein wenig dauert, bis man sich damit angefreundet hat." Ist das nicht ein bisschen wagemutig? Das verlangt doch vom Zuhörer ein wenig Geduld, nicht wahr? "Ja, aber letztendlich sind das ja auch die Menschen, die ich erreichen möchte", schränkt Thomas ein, "und es funktioniert ja auch. Ich hätte ja eine biedere Struktur wählen könne, die auch sicher irgendwo hätte beherrschen können. Es ist aber nicht das, was ich möchte. Es war auch eher mutig von einem Major Label, so eine Scheibe dann zu veröffentlichen - weil ja niemand wusste, wie man damit die Leute erreichen könnte, was ja heute immer eine wichtige Frage ist." Zum charakteristischen Klangbild der Hanreich'chen Kreationen - mehr bei den Solo-Sachen, als bei dem Soundtrack - ist der Umstand, dass die Stimme relativ gleichberechtigt mit anderen Instrumenten (und den immer wieder effektvoll eingesetzten Streichern) verwoben erscheint. Hätte man nicht bei einer Solo-CD erwarten müssen, dass die Stimme sehr im Mittelpunkt steht? "Vielleicht lag das daran, dass ich mich in meiner Rolle als Sänger bei Vivid oft auch zu präsent fühlte", überlegt Thomas, "ich setze meine Stimme ja oft gerne auch als Instrument ein. Mir ist das aufgefallen, als ich meinen Gesang in fünf Tagen in meinem Schlafzimmer so quasi nebenbei gemacht habe. Das sind auch fast alles First Takes mit schiefen Tönen dabei und vielleicht auch mit ein paar Timing Problemen. Das war aber nicht das Wichtigste für mich. Ich habe mir viel mehr Zeit für die Texte genommen oder habe versucht, die Sachen so zu produzieren, dass sie mich auch selbst immer noch überraschen. Ich habe mich als Sänger sehr zurückgenommen. Das hört man auch: Ich versuche weniger zu singen, als meine Texte zu erzählen. Tatsächlich war das aber gar nicht so geplant, sondern es war in der Situation so. Es hätte mir im Nachhinein sogar Spaß gemacht, Instrumentalmusik zu machen. Das habe ich beim Soundtrack dann auch gemerkt - obwohl ich da sehr viel mehr singen musste, als ich mir das vorgestellt hatte. Wim hat ausdrücklich darum gebeten. Mich hat das dann doch überrascht, denn wenn man den Film sieht, dann bin ich da doch ein wenig zu präsent. Vielleicht fühlt sich das aber auch nur für mich so an."
Thom.
Die Thom.-Songs des Soundtracks sind ja eingebettet in andere Beiträge von den Toten Hosen, den Beangrowers, David Bowie, Travis, Leonard Cohen u.a. Hat Thomas die auch ausgesucht? "Nein, ich habe nur den Soundtrack gemacht", erklärt er, "es ist aber so, dass die Songs in dem Film schon sehr wichtig sind. Das, was das visuelle eines Filmes ausmacht, wird teilweise auch ein wenig auf die Musik verlagert. Nicht, dass die Musik wichtiger ist als der Film, aber das war von Wim teilweise schon so kalkuliert, dass die Musik an bestimmten Stellen sehr prominent ist. Wim hatte schon im Rohschnitt Songs von mir eingebaut - das war dann für mich schon sehr beeindruckend." Gut - wie passt BMW denn hier ins Bild? "Nun, das war eine lustige Sache, denn ich habe erst über mehrere Ecken zufällig erfahren, dass BMW einen Song suchte und das man sich eigentlich bereits entschieden hatte", erinnert sich Thomas, "es geht ja um dieses Segment, das BMW bislang noch nicht abgedeckt hat. Es war irgendwo die wichtigste BMW-Kampagne seit langem. Ich habe mir also einen Termin mit der zuständigen Agentur besorgt und bin dann - nach vier Tagen - mit diesem Song da reinmarschiert und habe ihn vorgespielt. Das war sehr seltsam von mir, mich da hereinzudrängeln, denn normalerweise läuft das über Plattenfirmen. Mein Gedanke war eigentlich nur, bei der Agentur einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ich war schon relativ dreist, weil ich ja auch nichts zu verlieren hatte. Nachdem ich den Song vorgestellt hatte, war es tatsächlich so, dass alle sagten, dass das der Song war, den man sich vorgestellt habe, als man die Kampagne startete. Dann begann für mich eine Zeit des Wartens, denn das musste durch viele Instanzen laufen. Letztlich hat man sich dann dafür entschieden. Das überraschende war für mich, dass der Song in nahezu unveränderter Form für die Kampagne und die CD übernommen wurde." Auch "Principle Of Joy" ist ja reichhaltig arrangiert. Wie entstehen denn die zum Teil üppigen, geschmackvollen Arrangements? "Das mache ich sehr entspannt, denn ich habe einen sehr fähigen Mann in Nashville sitzen, der die Streicher und Bläser übernimmt. Der bekommt MP3s und Regieanweisungen, was ich mir wo vorstelle und lasse ihn dann aber auch arrangieren. Er schickt mir dann Vorschläge zurück und die sind meistens so gut, dass ich sie dann auch gleich übernehme und in meine Mischung einbaue." Macht Thomas denn eigentlich alles selber? "In dem Fall habe ich mit meinem Freund, Michael Meindl von Millienianova, zusammengearbeitet, der quasi mein Techniker war", räumt Thomas ein, "er hat viel Programming gemacht. Bis auf die Streicher habe ich aber alles selber gespielt und war auch an der Mischung beteiligt - obwohl Micha das besser kann als ich. Ich baue dann alles auf und springe von Instrument zu Instrument, um mir in kürzester Zeit das Bild, das ich im Kopf habe, umzusetzen." Wie wird das dann auf der Tour dargeboten? "Ich nehme vielleicht ein kleines Notebook mit, um das Soundbild ein bisschen auszubauen", kündigt Thomas an, "aber ich habe eine sehr gute, erfahrene Band, die in einer ganz klassischen Besetzung spielt. Wir werden die Orchester-Sachen wohl rauslassen. Das was ich auf Platte mache und das was live abläuft, sind eh verschiedene Welten." Was war denn der ursprüngliche Grund für die gesamte Solo-Aktivitäten? "Nun, ich hatte schon wahnsinnig viele Songs in den letzten Jahren geschrieben und auch das Gefühl, dass diese nicht so in das Vivid-Bild passten", sagt Thomas, "ich hatte auch keine Lust, diese zur Diskussion zu stellen, weil ich einfach wusste, wie sie klingen und wie sie gespielt werden müssten. Da wollte ich nicht den anderen sagen, wie sie was zu spielen hätten, sondern wollte nach 12 Jahren noch mal was neues probieren." Welches Fazit zieht Thomas denn bezüglich seines Abenteuers? "Was mich selbst überrascht hat, ist, dass ich relativ schnell einen Plattenvertrag bekommen habe und dass sich jemand dafür interessiert hat, was ich mache", gesteht er, "dass da jetzt so viel draus geworden ist, hätte ich selber nicht gedacht, denke aber, dass es für mich eine richtige Entscheidung war, weil ich ja sonst niemals einen Song für Wim Wenders hätte machen können. Etwas schöneres hätte ich mir kaum vorstellen können."
Weitere Infos:
www.thom-music.de
www.land-of-plenty.de
www.wim-wenders.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Thom.
Aktueller Tonträger:
Istory
(Sony Music)

 
 

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