A - Anfänger
Pese: ...sind wir einerseits nicht mehr und andererseits doch gerade in ganz vielen Beziehungen. Ich mag es aber sehr gerne, Anfänger zu sein. Das hat etwas sehr charmantes und entwaffendes.
Nina: Typisch Pese (hey, ich lächle, okay!!??). Ist ja immer das mit der Berufsjugenlichkeit im Pop: Am besten mit 17 die Best-Of-Platte raushauen. Jugendwahn, bah, zu tief drin verstrickt. Aber - alt werden wir irgendwie auch nicht, wenn ich das so mit Schicksalen aus der Abschlussklasse vergleiche. In dem Punkt möchte ich jedenfalls immer Anfänger bleiben: Anfangen zu lernen, weiterlernen, das ganze Leben lang. Hält jung. Zum Thema sag ich aber noch: Anfänger sind wir nicht, dazu machen wir das zusammen schon zu lange. Ist ja immer eine Frage der Wahrnehmung: Jemand, der noch nie von uns gehört hat, hält uns für "Newcomer" (schlimmes Wort, auch), obwohl wir uns schon jahrelang in den Proberaum stellen. Andererseits - ist nicht jeder, der nur im Proberaum spielt, letztendlich doch Anfänger? Bereits am Anfang dieses Blumenstrausses an Assoziationsketten fällt auf: Ein fieses Spiel ist das, denn eben die Assoziationen verraten schon das meiste über diese beiden Musikschaffenden hier. Und: Die Bassistin ist eine verdammte Quatschtante. Hier! Ich! Hört mir ZU!!
B - Blickpunkt Pop
Pese: Auf BP ist unser erster Tonträger erschienen und auch wenn das in der Öffentlichkeit kaum stattgefunden hat, war es für uns ein wichtiger Schritt, etwas Greifbares geschaffen zu haben.
Nina: Blickpunkt Pop hat sich als Sinnbild der Verschmelzung von München und Marc Liebscher etabliert. Stelle man sich mal vor: Marc mit zwei Türmen. Ist irdendwie auch so, denn nach den Sportfreunden, die nunmal die allermeiste von Marcs unermüdlichen Aufmerksamkeit beanspruchen, hat er sich den ewig 18jährigen Roman Fischer geholt, den er nun in den Pop-Olymp führt. Was ihm - talentiert und nett wie er ist - auch unbedingt zu wünschen ist. Blickpunkt Pop war und ist wichtig für München, denn dadurch wurde der Standpunkt Münchner (Gitarren/Pop)-Bands noch mal neu definiert. Jedoch ist es nicht die absolute Vernetzung der Münchner Musik- und Bandszene. Was man ja gern aus der Ferne glaubt: Denkt ein Bayer etwa an Lado oder Grand Hotel van Cleef, stellt er sich eine Familie vor, die sich um all die Hamburger Schüler kümmert. Wobei, kürzlich erst hat mir mal jemand gesagt, das wäre auch so. Manchmal.
C – CSU
Pese: So heißt eine Partei, die sich in Bayern großer Beliebtheit erfreut und darüber vergisst, dass Bayern nicht gleich Deutschland ist. Die Politiker der CSU schauen manchmal genauso aus, wie das Gesicht der Partei: ein bisschen dumm, ein bisschen hässlich und irgendwie gefährlich.
Nina: Schon wieder Bayern. Durch 68er-Elternhaus schon früh auf Feindbild geprägt, obwohl mein Papa auch immer gesagt hat: Erst anhören, was einer will, dann urteilen. Und schon wieder München: Ist eine SPD-Hochburg, Ude sei's gedankt. Als Musiker hat man ja zur bayerischen Politik noch eine ganz andere Beziehung: "Was, ihr spielt morgen in Traunstein? Passt bloß auf der Autobahn hinter Augsburg auf. Da wurden wir letztens rausgezogen!" Für uns völlig normale Vorsichtsmassnahmen werden von Nordlichtern zuweilen für Paranoia gehalten. Quittieren wir bloß mit dem Spruch: "Wir sind hier in Bayern!" Was unser einziger Berührungspunkt mit eben der CSU ist.
D – DVD
Nina: Whoa, Crash Tokio! Wir HABEN schon eine DVD, danke. Ich persönlich, die ich nie einen Videorecorder, geschweige denn DVD-Player besessen habe und auch versuche, mich vom Fernsehen wegzuhalten, war erstmal skeptisch. "Was soll denn ne Band wie WIR mit ner DVD??", dachte ich, "sowas dürfen doch bloß Britney Spears oder Metallica oder Die Ärzte." Wer möchte UNS denn im "making of" sehen oder "backstage"? Hm, ich nicht, bei mir bekommt diesen Stellenwert aber ohnehin nur ABBA zugebilligt. Dann aber, nachdem uns unser Produzent Ralf die ganze Sache schmackhaft wie Popcorn im Kino gemacht hat, haben wir kapiert, dass wir hier die Chance haben, das Medium CD/DVD neben der Musik dann noch visuell mit unserer Vorstellung von Kunst zu bereichern. Also auf gar keinen Fall: "Hier könnt ihr was über die Band erfahren", sondern: "Hier kann man sich angucken, was die Band neben Musikmachen sonst noch so zustande kriegt". Wir haben uns so ne Mini-DV-Kamera gekauft und drauflos gefilmt, gezeichnet, animiert. Zwei Monate lang, nichts anderes als filmen, schneiden, essen, filmen, schneiden, schlafen. Am Ende kamen dann neun Videos raus, zu je einem Song auf dem Album. Wer aufgepasst hat, weiß aber, dass auf der Platte zehn Songs sind: Der immer immenser werdende Zeitdruck hat dann letztendlich ein Filmchen gefressen - Ideen wären genug da gewesen. Deshalb haben wir auch eine kleine DIY-Aufgabe auf die DVD gepackt: Wieso sollen immer nur wir malochen? Andere können das doch auch - und so rufen wir dazu auf, ein Video zu drehen zum neunten Titel der CD. Das beste eingesandte übrigens erscheint dann nächstes Jahr, wahrscheinlich auf und im Rahmen einer EP.
E - Ehrgeiz
Nina: Der verdammte. Ich denke schon, dass wir ehrgeizig sind. Auch wenn das Ziel womöglich auf etwas anderes gerichtet ist als Nummer Eins der Top Ten zu werden. Unser Ehrgeiz besteht zum Beispiel zu einem beachtlichen Teil darin, allen Bandmitgliedern zu ermöglichen, sich in der Musik von Crash Tokio wiederzufinden. Auch wenn das eine ganze Zeit lang sehr schwierig war: So etwa zur Halbzeit der Songs für das Album gab es einem Punkt, an dem Pese, Hase und ich weit, weit auseinander lagen. Was dramatische Diskussionen nach sich zog und auch zwei Tasten eines Korg MS 10 kostete (vermaledeites cholerisches Gemüt). Je näher aber das Ende der Produktion kam, desto mehr haben wir uns - auch gegenseitig - wiedergefunden. So hat zum Beispiel kurz vor Schluss Hase "Stop Stop Stop" geschrieben, das ich für das beste Stück der Platte halte. Und Pese und ich haben in einem Rutsch den Text dazu gemacht. Prima Teamwork, Anspruch erfüllt. Ein anderer Aspekt unseres Ehrgeizes ist es, grundsätzlich Netzwerke und Synergien zu kreieren. Deshalb fühlen wir uns wohl mit unseren vielen verschiedenen Projekten - Pese bei den Dalles, Hases Solo-Teil Anna Zoitke und ich bei Miles und Phonoboy - und es existiert kein Neid, sondern ein Miteinander.
F - Fettnäpfchen
Nina: Hm, lass mal überlegen. Da ich grundsätzlich paranoid bin, denke ich ohnehin, ich lasse keines aus. Pese hat sich schon rausgehalten und die Frage übersprungen - danke. Meine größte Angst, in ein Fettnäpfchen zu treten, liegt der Tatsache zugrunde, dass ich immer kurzsichtiger werde. Wozu dann noch kommt, dass ich mir weder Namen noch Gesichter merken kann. Wenn also jemand auf mich zukommt und winkt, kriege ich Angst, denn ich hab schon Glück, wenn ich meine Bandmitglieder wiedererkenne. Inzwischen kann ich aber Gespräche über eine Länge von zehn Minuten meistern, ohne den anderen merken zu lassen, dass ich KEINE AHNUNG habe, wer er oder sie ist. Carsten Wohlfeld, bist DU das?
G - Gästeliste
Pese: Mama, Papa, Oma, Bruder. Die kommen nämlich nie zu Konzerten von mir.
Nina: Schade, dass wir nicht aus Kanada kommen. Denn dort wäre die Chance größer, meinen Lieblingscomiczeicher Adrian Tomine kennenzulernen. Dass der nen ganz guten Musikgeschmack hat, lässt sich daraus ersehen, dass er ein Poster für Weezer und ein Plattencover für die Girl-Band The Softies gemalt hat. Würde ich ihn kennen, bäte ich ihn, uns auch eins zu entwerfen. Und ihn zum Dank, haha, auf die Gästeliste setzen, um anschließend, nach dem Konzert, cool mit ihm in der Ecke zu stehen.
H - Heimatstadt
Pese: Ich bin verliebt in München, je länger und öfter ich unterwegs bin, desto deutlicher wird mir das. Ich bin Fan.
Nina: Soso. Zu Peses Aussage muss man wissen, das er eben GRADE von ner ausgedehnten Tour mit VJ!, bei denen er sich als Backliner verdingt hat, sowie von der ersten Tour seiner Band The Dalles zurückgekommen ist und ihm nun sogar die Farbe des Asphaltes in München schöner denn je vorkommt. Ich persönlich kann München nie richtig bös sein, das ist schon okay. Aber so Sachen wie Heimat halt ich für Quatsch. Ich bin eher für HeimatMenschen, die aber überall verstreut sind. Außerdem bin ich viel zu gern unterwegs und weg.
I - Internet
Pese: Für mich unglaublich wichtig als Kommunikation und Informationsquelle und ich leide grade wie ein Hund weil mein Computer seit Wochen keine Verbindung herstellt und ich das nicht reparieren kann.
Nina: Dito. Keine Ahnung, wie die Menschen das früher geschafft haben, ihre Arbeit zu erledigen. Für jemanden wie mich, der immer alles auf die letzte Minute macht, ist das Netz die natürlichste Arbeitsform ohnehin. Bloß besitze ich keine Kreditkarte - obwohl, ich hab gehört, Lufthansa gibt auch Punks wie mir eine, ob ich da mal anfrage? - daher bin ich ausgeschlossen vom Online-Einkaufen. Aber immerhin kann man bei Amazon per Bankeinzug bestellen. Oh, schrecklicher Konsum.
J – Jugendherbergen
Pese: Kenn ich kaum, mochte ich nie. Haben mit der Band grade mal in zwei oder drei geschlafen, nicht öfter.
Nina: Yep, entweder Luxushotel oder Hundedecke, so läuft das bei uns. Jugendherbergen sind eine Institution der 80er und 90er, heute gibt es wohl eher die neigungsorientierte, meist nur-auf-den-ersten-Blick-günstige Jungmenschenunterbringung: Punkrock-Pension, Hippie-Hotels mit komischen Farben an den Wänden. Pese, dürfen wir in Jugendherbergern überhaupt noch rein? Braucht man da nicht nen Ausweis oder so? Zählt der Tourpass?
K – Konzerte
Pese: Für mich sehr lange ein schwieriges Thema. Ich hab sozusagen nicht kontrollierbare Auftrittsangst und diese erst seit ca. einem Jahr mehr oder weniger unter Kontrolle. Geholfen haben mir dabei in erster Linie die vielen Konzerte mit MILES, wo ich zwar nur ein paar Lieder mitgespielt habe, aber so ganz gut lernen konnte, die Angst mit dem Spaß am Livespielen zu überwinden.
Nina: Die Angst mit dem Spaß überwinden? Achso, jetzt hab ich kapiert. Ich spiele ganz außerordentlich gern live, am liebsten jeden Abend. Kein Witz, jawohl. Naja, und Konzerte von anderen besuchen mag ich wohl auch sehr. Meine liebste Konzertbesuch-Partnerin ist Meinebestefreundin Olli. Bloß eines ist manchmal bisschen schwierig: Sie steht gern ganz vorn und macht mit der Menge mit, während mir das schnell zu wild wird und ich lieber hinten gucke. Aber wir sind ja flexibel - ein Weilchen zusammen zweite Reihe, dann jeder, wo er mag.
L - Lebenseinstellung
Pese: ...ist unmöglich für mich in wenige Worte zu fassen. Es hat aber viel mit Zufriedenheit und Aufrichtigkeit zu tun, im Grunde wohl mit eher konservativen Werten, die in meinem Leben aber eine große Rolle spielen.
Nina: Tja, ich hab keine, kann ich mir nicht leisten. Nee, im Prinzip seh ich das so: Das einzige, was ich möchte, ist Musik machen. Kann ich das erfüllen, geht es mir gut. Geld spielt dabei keine so große Rolle, man schlägt sich halt so durch. Ich finde, Geld ist die Zeit meist nicht wert, mit der es verdient wird. Wenn das, was man macht, nicht das ist, was man sehr und ausschließlich will. Aber das Musikmachen an sich als Lebenseinstellung ist wohl kaum eine homogene Sache mehr. Will man Kunst machen? Oder will man das Geschäft gut durchziehen? Was auch immer man dazu für sich selbst angibt, es ist doch so: Ich deklamiere meine Lebendeinstellung und mein Gegenüber kann versuchen, herauszufinden, was ich versuche, ihn glauben zu machen, wer ich bin.
M – Miles
Pese: Beste deutsche Indie-Band.
Nina: Meine Band. Ich bin mit einem großen Herzen geschlagen. Womit ich meine, dass ich zumeist die Menschen, mit denen ich für mich lebenswichtige Sachen mache, auch lieben muss. Hey, wer hat hier eben gesagt, das klänge theatralisch? Für mich ein Glück, zu der Band gekommen zu sein. Für mich unglaublich traurig, dass Gilbert ausgestiegen ist. Sehr spannend aber auch, was in der Zukunft passieren wird - zu dritt. Und: Tobias Kuhn ist für mich einer der größten, talentiertesten Musiker. Ich seufze.
N - Nächste Schritte
Pese: Keine Ahnung. Viel Live-Spielen, bald eine neue Platte. Irgendwann dazwischen wär Urlaub toll.
Nina: So geht das bei uns immer. Pese sagt unaufgeregt, was sein muss und ich find das langweilig und quatsche und quatsche. Eben hat er mich gefragt, ob ich hier nen Roman schreiben will. Ich glaube, der nächste Schritt ist ein handfester Krach, pass bloß auf, du!!
O - Optimum des Erreichbaren
Pese: Nun, wir bestimmen nicht die Grenzen nach oben. Es sollte auch keine geben.
Nina: Da, schon wieder. Aber er ist müde vom Touren, wisst ihr. Kennt ihr das, wenn diese Tourmusiker mit so leeren Augen nach Hause kommen und alle Lebensenergie aus sich herausgespielt und -geschrien haben? Mir sitzt einer gegenüber und es ist kein schöner Anblick, kann ich sagen! Optimum, tja, aber was soll man dazu sagen. Erreicht haben wir schon, dass wir ne Platte hinbekommen haben, die uns selbst gefällt. Jemand hat uns vor kurzem gefragt, ob wir damit nun unser Ziel erreicht hätten - endlich ne Platte gemacht zu haben. Da musste ich die Stirn runzeln. Wirken wir so verzweifelt, oder was? Ganz im Gegenteil, ich möchte das als Beginn verstehen. Aber andererseits möchte ich keine Aussagen treffen wie: Verkaufszahl X, Veröffentlichung in den Ländern A. B. C. Wobei aber es aber durchaus ein Ziel, zumindest ein Wunsch ist, die Platte auch außerhalb Deutschlands herauszubringen.
P - Powerpop
Pese: Sind wir das? Klingt ein bisschen albern, ist aber wohl auch treffend.
Nina: So bezeichnen tatsächlich einige Rezensionen unsere Musik, ja. Ich würde unsere Musik so wohl nicht einordnen. Würde sagen, Indierock. Was, nebenbei, nun auch die neue Bezeichnung für alle die sein soll, die nicht mehr Emo heissen wollen. Jedenfalls nennt Deep Elm die Emo-Diaries jetzt so. Früher sind wir oft auch in die Emo-Schublade mit reingestopft worden, was aber garnicht so lustig war, wenn man vor tätowierten Leuten gespielt hat, die im Juze abgehen wollten. Und dann kamen bloß wir. Aber die waren meisten so pc, dass sie trotzdem geklatscht haben. Wir waren wohl immer Gitarrenpop in der Tradition des süddeutschen Triumvirats ReadymadeSlutMiles. "Bloss nicht mit so guten Songs", hat ein oberer Mensch einer oberen hiesigen Plattenfirma im Ablehnungsgespräch mal gesagt. Aber ich halte es hier mit DM-Martin Gore: "You know, when it comes down to music, it's all just a matter of taste." Danke, Martin.
Q - Quartett
Pese: Für mich die beste Bandkonstellation. Ein Quartett übt als Band auf jeden Fall immer den größten Reiz auf mich aus. Vier gewinnt.
Nina: Und Pese weiß, wovon er spricht. Ich stelle mir jede Form spannend vor. Allerdings kenn ich bis jetzt nur Solo und Quartett. Interessiert bin ich aber an allen Zahlenkombinationen. Und das Trio wird sich mir nun auch bald eröffnen, mit Miles - jui, und in dem Moment, in dem ich MILES tippe, kommt eben im Radio "Sonic 3000". Wenn das kein gutes Omen ist.
R - Ralf Weigand
Pese: Ralf unterstützt die Band schon seit langer Zeit und wir haben bei ihm schnell gelernt professionell zu arbeiten. Er hat die EP sowie das Album produziert und ist gleichzeitig unser Musikverlag.
Nina: In Ralfs Studio bekommt man immer außerordentlich guten Milchkaffee serviert. Seppes frisst dort auch immer die ganzen Süßigkeiten weg, ich glaube, die geben schon die Losung aus, wenn Crash Tokio ins Haus kommt, die Schokolade wegzusperren. Ralf hat eine eigene, besondere Art zu arbeiten, die sich zuweilen schon an der der Band reibt. Oder die Band reibt sich an ihm, miau. Aber letztendlich ist das Überwinden von Gegensätzen ein Gewinn für alle, und hinterher freu'n wir uns gemeinsam darüber, was rausgekommen ist bei den Aufnahmen. Ein großes Danke an dieser Stelle.
S – Synthesizer
Nina: Komisch, kein anderer hat Lust, auf diese Frage zu antworten? Na, dann opfere ich mich halt. Ich spiel die Dinger schließlich auch. Früher hätte ich an der Stelle dann angefügt: Zum Leidwesen der anderen. Denn die fanden das oft anstrengend, wenn ich irgendwelche Quietschtöne aus den Kisten rausgeholt habe und mich drüber freute wie mein kleiner Bruder über den Ferienbeginn. Angefangen hat das ganze für mich, als ein Kumpel unseres damaligen Schlagzeugers Frank - wir spielten zusammen als JUICE - seinen Roland JX8P in Proberaum (in Franks elterlichem Keller mit ausrangierten orangebraunen Samtcordcouchen und semiprofessionellen Schaumstoffdämmungen an den Wänden) stehen ließ und nie mehr abholte. Ich hab mir den dann klammheimlich unter den Nagel gerissen und spiel ihn heute noch - Frank lebt jetzt in der Schweiz und der Typ, dem das Ding mal gehört hat, existiert nur noch als Legende. Ich hoffe, der liest das hier nicht und ich kann den Roland behalten. Eh verjährt. Dazu kamen dann noch zwei MS10s und seit letzter Woche eine Novation K-Station, die unglaublich viele Knöpfe hat. Toll! Mann, das könnte fast ein veritabler "Keyboards"-Aufsatz werden.
Inzwischen sehe ich den Synthesizer als wichtiges Instrument für den Sound der Band, da wir schon versuchen, nicht immerzu klassisch-gitarrig zu klingen.
T - Tapete
Pese: Auf jeden Fall schon im Vorfeld zur Platte unser Favorit als Label gewesen und somit fühlen wir uns da sehr wohl. Ich mag Hamburg und die Hamburger extrem gerne und ich liebe den Hamburger Dialekt, deswegen rufe ich auch ganz oft an und freu mich wie blöd, wenn da am anderen Enden jemand ‚Moin Pese’ ruft. Toll.
Nina: OH JA, ICH SCHLIESSE MICH AN. Und Hamburger mag ich auch ganz außerordentlich gern, die Menschen, mein ich natürlich, im Allgemeinen und im, ah, Besonderen. Tapete ist ein sehr gutes Label, für uns ein passendes auch. Wir fühlen uns dort zu Hause und ich schätze daran, dass der Laden von Leuten gemacht wird, die viel Erfahrung mitbringen - aus allen Richtungen. Dirk Darmstädter war und ist schließlich selbst Musiker und zudem auch ein erfolgreicher. Es kann nur gut sein für Bands, von jemandem betreut zu werden, der ganz genau weiß, wovon die Rede ist. Gunther Buskies war ebenso jahrelang selber im Major-Konzern tätig. Alle arbeiten mit einer sehr sympathischen Mischung aus Idealismus und dem Anspruch, das Label nach vorn zu bringen. Was ja auch passiert: Die kürzlich veranstaltete Tapete Unterwegs-Tour mit Anajo, Kolkhorst, Montag, Dirk und Bernd Begemann war ein klasse Erfolg. Plus: Wir haben den nettesten Booker der Welt, an dieser Stelle.
U - Unarten
Pese: Sagt nix.
Nina: Unarten meinerseits: Laut werden, zuweilen Streit suchen. Im Streit dann ungerecht und pauschal austeilen. Tut mir auch immer leid hinterher. Die Unarten der anderen, subjektiv zusammengestellt: Seppes hat früher immer versucht, heimlich in gemeinsamen Schlafräumen zu rauchen. Macht er nicht mehr, sehr gut. Aber dafür vergisst er alles und oft. Hase vergisst nichts, aber im Notfall beruft er sich gern auf seinen Namenspatron: Mein Name ist... Kann unglaubliche Portionen an Schokonüssen und Eis und alkoholfreiem Bier und Eis am Steil verschlingen, isst aber sonst nahezu nichts. Auch unser Mischer und 5. Bandmitglied Andi Zeh hat ein gestörtes Verhältnis zum Essen ("Aber das hat sich doch schon gebessert", hör ich ihn förmlich sagen): Eigentlich isst er nur Pizza Margaritha. Hat man ihn jahrelang hinterm Mischpult drauf konditioniert. Und: Er kauft sich jedes erdenkliche technische Spielzeug. Pese ist ein cholerischer Autofahrer, dem kann man auf dem Aphalt nix recht machen. Ausserdem neigt er dazu, wenn ihn das Thema nicht interessiert oder ihn gar nervt, einfach den Sprecher oder Fragesteller (oder, dechiffrieren wir es doch gleich: MICH) zu ignorieren, was mich wiederum zu Tobsuchtsanfällen verleitet, und somit hat sich der Kreis geschlossen. Auf die Unarten der anderen Menschen möchte ich gar nicht zu sprechen kommen, denn das wäre ein zu weites Feld. Unhöflichkeit, Überheblichkeit, Unloyalität, ausgeprägter Egoismus aber schlagen schon arg auf den Magen. Unser Freund Toni von der großartigen Band Tonhelm und The Trichter and Botanik, der auch oft an der Menschheit leidet, hat mal gesagt: "Ich hasse alle Menschen, ich hasse alle Tiere. Deswegen bin ich auch kein Vegetarier." Ausgewogenes Hassprogramm. Naja, wir sind Vegetarier. Zu zwei Dritteln.
V - VJ!
Pese: Alte Bekannte und seit neustem auch Rechnungsempfänger, da ich als Backliner und Tourmusiker mit ihnen in Russland und auf den ersten beiden Tourblöcken der aktuellen Tour war. Äußerst professionell organisierte Band, auf Konzerten genauso wie auf der Party danach. Da kann man auf jeden Fall was lernen...
Nina: Als ich sie kennenlernte, waren es süße Boys aus Elsterwerda, die sich als Partykanonen entpuppten, tat man ihnen Korn in die Limo. Mittlerweile teilen wir sie mit der Welt und das ist richtig so: Soviel gutes wäre zu schade für nur ein paar, hab ich nicht recht? Ein Wiedersehen ist aber jedes mal immer und wieder schön, auch mit der Crew der Jungs. Angelo sagt immer "Moign" statt "Morgen" und das find ich so toll, dass ich das nun auch mach. Und Nino schnorrt sich ständig Bandshirts und meint, ich merk es nicht, weil er es so sukzessive betreibt. Aber wenn wer det darf, denn der Nino. .
W - We Love You No More
Pese: Schon lange nicht mehr gehört. Klingt auch ganz anders als ‚We Are Plastic’.
Bin trotzdem noch immer stolz darauf.
Nina: Was ganz nett ist: Vor kurzem hat jemand aus Österreich die Platte auf Ebay gestellt. Hab ich hingegeuckt und, tja, noch niemand hatte geboten. Was aber auch dran gelegen haben kann, dass die im Angebot als "We Love 900 No More" deklariert wurde. Ein Lesefehler, der aufgrund des technisch anmutenden Artworks recht häufig begangen wurde. Das Mädchen meinte, sie würde die CD aber nicht verkaufen, weil sie schlecht wäre, nein - außerdem gehörte sie ihrem Freund - sondern dieser hätte das gute Ding zweimal gehabt. Löblich, nicht?
X - X-Beine
Pese: Ich finde Mädchen sollten X-Beine haben und Jungs O-Beine. Andersrum siehts komisch aus.
Y - Yen
Pese: Ich würde gerne eine Lizenzabrechnung für das Album aus Japan bekommen. In Yen. Mal sehen ob uns das noch gelingt.
Nina: Vielleicht wird die Platte auch in nem Manga-Magazin besprochen. Was man alles rausholen kann mit der Wahl der Bandnamens, nicht?
Z - Zugabe
Nina: Kennt ihr den? "Also, mit der Zugabe (an den Sänger der jeweiligen Band gewandt), das machen wir dann ganz spontan. Wenn nix mehr geht, dann musst du halt gleich weitermachen, denn spielen wir alles durch und gehen dann gleich." Und immer ist einer in der Band, der sagt, wenn auch nur einer noch so bisschen klatscht: "Aber hör doch! Die wollen noch!"