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TOMPAULIN
 
Nicht der übliche Scheiß!
Tompaulin
"Each of us lose something" heißt es direkt im ersten Song des neuen Albums "Into The Black" der Band Tompaulin aus England - und dieser Satz gibt auch gleich die Richtung vor. Waren Jamie Holman, Stacey McKenna, Simon Trought, Amos Memon und Katie Grocott auf ihren bisherigen Werken seit 1999 eher auf den Spuren von Belle And Sebastian unterwegs, schlagen sie mit dem neuem Album - mit Unterstützung von u.a. Jim Reid (The Jesus And Mary Chain) - einen etwas anderen Weg ein. Einen recht düsteren, der mit bedrückender Melancholie und zugleich Schönheit gepflastert ist. Dafür gibt es triftige Gründe, wie Jamie Holman im Gaesteliste.de-Interview erzählt.
Geblieben beim Sound von Tompaulin ist weiterhin der wechselnde Gesang von Jamie und Stacey - allerdings ist die Musik deutlich reduzierter ausgefallen, es wird viel in Sachen Atmosphäre getan, die sehr viel düsterer geworden ist als bisher. Da darf es neben dem üblichen Line-Up bestehend aus Gitarre, Bass, Keyboards und Schlagzeug auch schonmal zusätzlich ein Cello sein, oder auch eine Lapsteel Gitarre. "Wir haben das Album in unserem eigenen Studio letztes Jahr aufgenommen, und es hatte doch länger gedauert als gedacht, denn man muss sich natürlich erstmal daran gewöhnen und alles in den Griff bekommen", erzählt Jamie. "Das größte Problem dabei war aber eigentlich, die Leute, die auf unserem Album als Gäste mit dabei waren, zu koordinieren - wir haben ja mit Jim Reid und Ben Lurie von The Jesus And Mary Chain, Alasdair MacLean von The Clientele, sowie mit Leuten von Sister Vanilla und Electrafixion zusammengearbeitet. Aber der ganze Stress war es auf jeden Fall wert. Zu dem Zeitpunkt, als wir mit den Aufnahmen in unserem eigenen Studio starteten, war es schon sehr schön, dass man nicht immer auf die Uhr schauen musste, so wie es bei unseren früheren Studio-Aufenthalten der Fall war. Aber ich denke, wir müssen uns zukünftig schon zusammenreißen, um nicht endlose Stunden an einem bestimmten Drum-Sound herumzubasteln - eben weil wir keinerlei Zeitbeschränkung haben." War es denn schon von Anfang klar, dass Gäste mit an Bord sein werden? "Ja, das war schon geplant - um ehrlich zu sein, habe ich den Song 'Seams' bereits im Kopf mit Jim Reid als zweiten Sänger geschrieben, ich wollte, dass der Song so einen Lee Hazlewood / Nancy Sinatra-Touch bekommt. Jim hatte damals eine unserer Singles produziert, und danach haben wir des Öfteren zusammen gearbeitet, u.a. hatte er damals mit Linda [Reid] an dem Album für Sister Vanilla gearbeitet, auf dem letztendlich Simon [Trought von Tompaulin] und ich auch mitgespielt haben - außerdem sind wir Teil der Sister Vanilla-Live-Band. So haben wir uns natürlich auch angefreundet, und ursprünglich sollte Jim unser Album produzieren, aber wir haben es dann doch selbst gemacht und sowohl Jim als auch Ben sind als Gäste dabei - was letztendlich auch wunderbar funktioniert hat."
Wie kam es denn eigentlich zum veränderten Sound auf dem neuen Album? "Es war auf jeden Fall eine bewusste Entscheidung", meint Jamie. "Wir wollten diesmal eine richtig düstere Stimmung erzeugen, und das schien erst mit unserem eigenen Studio so richtig zu funktionieren. Die Band gibt es ja inzwischen schon eine ganze Weile, und mit der Zeit wird man als Musiker natürlich auch besser, und - auch wenn es sich jetzt wie ein Klischee anhört - jetzt haben wir endlich die Platte gemacht, die wir schon immer machen wollten, aber bisher nicht umsetzen konnten." Beim Songschreibe-Prozess an sich muss sich auch etwas verändert haben. "Ja, ich denke schon, dass sich da etwas verändert hat, denn 'Into The Black' ist sehr persönlich - das ist etwas, was wir bei den anderen Platten nicht gemacht hatten, da haben wir viel mit Charakteren gespielt. In den letzten Jahren ist sehr viel passiert, was mich persönlich betroffen hat, und vor allem der Tod unseres Freundes Graham Melia hat eine Welt für mich und die Band zusammenbrechen lassen. Dieser Verlust hat das ganze Album beeinflusst, und auf bestimmte Weise handeln sämtliche Lieder auf 'Into The Black' davon. Und die Arbeit an dem Album, besonders das Schreiben der Songtexte, war ein guter Weg, mit der ganzen Situation fertig zu werden, sie zu verarbeiten." Was man deutlich an den Songtexten erkennen kann - in so ziemlich jedem Song wird mit viel Hingabe und Ehrlichkeit über Verlust, Trauer, Finsternis, etc. gesungen.
Auf wenn es jetzt hart klingt: Das Leben wird und muss weitergehen. Wie sehen denn die guten Vorsätze für Tompaulin 2005 aus? "Für die Band - hm, klar, wir werden die Welt erobern! Wir werden so groß werden wie U2!" In einem anderen Interview ließ Jamie einmal verlauten, dass Tompaulin demnächst auf Top Of The Tops zu sehen sein werden - bisher ist dies aber nicht eingetreten, oder? "Nein, noch nicht, aber ich glaube fest daran! Wir werden irgendwann bei Top Of The Pops auftreten! Allerdings müsste ich dazu wohl mal einen richtigen Pop-Song schreiben..." Man könnte z.B. "Promised Land" nehmen, das mit einer grandiosen Melodie aufwartet und recht poppig ist. "Hm, alle sagen uns, dass wir diesen Song als Single veröffentlichen sollten - allerdings kann ich mir diesen Song nicht unbedingt bei TOTP vorstellen, alleine schon wegen der Texte." Das mag schon stimmen - im besagten Lied kommen Zeilen wie "There is no light at the end of the tunnel / There are no words that can heal your sorrow / [...] There is no promised land" vor, allerdings hat man diesen Kontrast von "dunklen" Texten und "leichter" Pop-Musik in der Vergangenheit schon bei TOTP sehen können - man denke da beispielsweise an The Smiths. "Ja, das stimmt schon irgendwie, und wir mögen die Smiths natürlich auch sehr. So ähnlich war es ja auch bei den frühen Primal Scream-Sachen, und natürlich auch bei The Jesus And Mary Chain. Aber es ist auch nicht unbedingt leicht, diese beiden verschiedenen Seiten in einem Song zusammenzubringen." Auf dem neuen Album haben Tompaulin dies stellenweise großartig gemeistert. Und alleine schon deswegen kann man bei "Into The Black" bedenkenlos zugreifen, wenn man sich für melancholische, mit ein wenig Folk-Touch behaftete und mit viel Hingabe vorgetragene Musik begeistern kann. Irgendwelche berühmten letzten Worte über Tompaulin? "Not the usual shit!", meint Jamie. Recht hat er.
Weitere Infos:
www.tompaulin.co.uk
tompaulin.pre.org
Interview: -David Bluhm-
Foto: -Pressefreigabe-
Tompaulin
Aktueller Tonträger:
Into The Black
(Track And Field Organsiation/Cargo)

 
 

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