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GENEPOOL
 
Eine Band - kein Projekt
Genepool
Mit Jack Letten von Smoke Blow und Rostock Vampires-Frontmann Christian am Mikrofon, den beiden Scumbucket-Musikern Guido Lucas und Thilo Schenk sowie Kolja Matzke von den Dragsters und Paco Delgado (Downstrokes) bilden Genepool so etwas wie die deutsche Supergroup des Punks. Jüngst erschien das Album "Everything Goes In Circles", das sich seit Wochen in den obersten Regionen der Gaesteliste.de-Lesercharts aufhält, und in Kürze ist die Band auf Tour. Wir fragten bei Kolja Matzke - zusammen mit Thilo und Paco der Boss der Band - einmal nach.
"Genepool war immer schon eine Band - nie ein Projekt", stellt er klar. Denn als Sideprojekt von Letten oder Lucas möchte er seine Band nicht sehen. "Der Kern der Band besteht aus Thilo, Paco und mir. Thilo und ich haben die Band ursprünglich gegründet. Nachdem wir uns von unserem damaligen Bassisten und Sänger getrennt haben, sind Letten und Guido fast gleichzeitig eingestiegen und Christian ist schließlich als Letzter zu uns gestoßen. Die Songs haben wir drei im Proberaum geschrieben und später mit dem Gesang abgestimmt. Auch der Bass kam später dazu." Auf der Platte hört man meistens Letten, auf der Bühne übernimmt Christian die Rolle des Chef-Rockers. Verwirrend könnte manche das finden, ist doch gerade die Stimme so etwas wie das Aushängeschild einer Band. Kolja sieht das anders und erklärt den Grund für die zwei Sänger: "Weil es eine riesige Bandbreite eröffnet. Es ist ein Luxus, zwei so gute Leute zu haben. Dadurch bleibt alles sehr lebendig und auch ein wenig unberechenbar, was wir als Vorteil sehen. Denn wenn die Musik gut ist, hat sie immer eine Chance. Ob man eine traditionell funktionierende Band präsentiert oder nicht. Markant sind beide Stimmen. Bislang ist noch keiner im Publikum aus den Wolken gefallen. Die Reaktionen waren gut. Das sagt doch alles." Außerdem war die Chance einfach zu groß: "Wenn man in Bands spielt wird man feststellen, dass die Szene in Deutschland nicht so riesig ist, dass man nicht viele Leute relativ schnell kennen lernen kann. Man kommt eben in Kontakt und diejenigen, die dasselbe wollen, kommen natürlich eher in Kontakt. Bei beiden hatten wir das Gefühl, dieselbe Sprache zu sprechen."

Der Vorgänger "A Technical Device For Sex" wurde auf dieser Seite als Hintergrundmusik, auf die man nicht wirklich gewartet hat, abgewatscht. In der Rezension zum aktuellen Silberling dagegen fielen Begriffe wie "richtig gut" und "rockt die Scheiße fett". "Everything Goes In Circles" ist offensichtlich anders. Und das sieht auch Kolja so: "Auf 'Everything...' ist einfach alles anders. 'A Technical...' ist nicht nicht viel mehr als ein Demo, das zwar auch einige gute Kritiken bekommen hat, aber nicht als ein Album betrachtet werden kann. Die erste Genepool-LP heißt: 'Everything Goes In Circles'. Musikalisch hat sich die Band stark entwickelt. Früher gingen die Songs eher noch in eine hardcorigere Richtung mit starkem DC-Einfluss. Doch es war klar, dass uns noch ein langer und ereignisreicher Weg bevorsteht, bis wir uns gefunden haben. Das ist mit 'Everything...' geschehen. Genepool hat jetzt ein Gesicht, eine Identität." Ob die mit dem Einstieg von Letten und Lucas zu tun hat, die auf dem "Vorgänger" noch nicht dabei waren, sei mal dahin gestellt. Sicher ist nur, dass das aktuelle Werk ein Kracher geworden ist. Und das sagen nicht nur wir und ihr, das scheinen irgendwie alle zu meinen. "Die Reaktionen sind, um es noch vorsichtig auszudrücken, sehr euphorisch", freut sich Kolja. "Teilweise können wir das alles gar nicht glauben. Sind doch nur wir. Wir haben doch nur unsere Platte gemacht. Die Rezis sind von allen einschlägigen Gazetten unglaublich gut. Aber auch live scheinen uns die Leute zu mögen. Sie tanzen und freuen sich genauso wie wir. Die Band steht mit dem Debüt ja erst am Anfang. Aber man kann jetzt schon sagen: Für so ein Publikum spielt man gern - und nur für die Leute spielen wir, nicht für Prestige oder die Presse."

Genepool
Musikalisch sind Genepool in den 80er Jahren verwurzelt und weisen deutliche Referenzen zu den Misfits auf, weshalb die Band von einigen als "Gothpunks" tituliert wurde. "Die Leute lieben ihre Schubladen", gibt sich Kolja aber gelassen. "Es hilft ihnen, sich in dem ganzen Musikwald zu orientieren. Wenn wir in diese gesteckt werden, dann können wir damit gut leben. Man muss das im Hinblick auf unsere musikalische Sozialisierung verstehen. Viele würden sich jedoch wundern, was jeder einzelne von uns sonst noch alles gut findet." Sicher hören sie auch The Germs, schließlich haben sie denen das Titelbild geklaut (Kolja: "Das Cover haben die Germs 1979 mit ihrer 'GI' schon mal verbraten. Aber die Welt ist ein Karussell nicht wahr?"), doch auch Einflüsse von The Damned, Sex Pistols, Fugazi oder auch Joy Division sind hörbar. "Natürlich ist der 80er-Einfluss nicht zu überhören", sagt Kolja "Das sind wir eben. Und sicherlich hat sie etwas von Coolness, Dunkelheit und auch einen gewisses Pathos. Wir bilden uns ein, dass alles nicht aufgesetzt wirkt, was auch in unzähligen Rezis unterstrichen wurde. Die Echtheit und Ehrlichkeit wird oft herausgehoben, was uns selbst in unserer Arbeit und dem was wir darstellen bestätigt. Ein gutes Gefühl. Weiter ist 'Everything...' aber auch tanzbar und vermittelt nicht nur Dunkelheit, sondern auch Rock'n'Roll, Abgehen und sich gehen lassen. Man kann also auch die weiße Schminke mal im Schrank lassen, sich ruhig mal 'nen Tag in die Sonne legen und über einen Joke oder auch über sein beschissenes Leben lachen."

Nicht zum Lachen, sondern ein klares Statement ist das schlichte Cover und das kaum gefüllte Booklet. Und Kolja freut sich, dass er gefragt wurde, ob sie keine Lust hätten oder sich eine versteckte Message hinter dem Artwork versteckt. "Alleine, dass diese Frage gestellt wird, zeigt, dass es Wirkung hat, in der heutigen Zeit so etwas Reduziertes zu machen. Es fällt in dem ganzen mit Computergrafiken überladenen Dschungel von Hightech-Covern auf. Was nicht heißt, dass alle anderen Cover scheiße sind. Die klare Linie passt auch zur Musik." Und klar sind auch die Prioritäten verteilt: "Die Band nimmt einen sehr hohen Stellenwert ein. Natürlich arbeiten wir alle und verfolgen auch andere Ziele. Doch die Band oder das Musikmachen begleitet jeden in der Band nun schon sein halbes Leben. Ich wüsste keinen, der an ein Ende denken würde. Diese Konstante hat Schicksalsschläge und Beziehungen überdauert, gibt allen ein Gefühl doch irgendwo frei zu sein, das zu machen, was man will, etwas zu schaffen und sich anderen mitzuteilen."

Weitere Infos:
www.genepool-music.net
Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Pressefreigaben-
Genepool
Aktueller Tonträger:
Everything Goes In Circles
(Nois-O-Lution/Indigo)
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