Wie gehst du vor, wenn du deine Songs schreibst, enthalten sie autobiographische Elemente?
Bird: Ich höre ständig Melodien. Ich schreibe aber nie eine auf oder mache eine Aufnahme. Ich warte, bis sie zurückkommt. So weiß ich, dass sie gut ist. Der Text muss zur Stimmung und Gestalt der Melodie passen. Ein Wort ist niemals so wichtig, als dass man dafür den Klang oder Fluss der Melodie opfern dürfte. Auf Autobiographisches gibt es lediglich Verweise. Wenn mich so was zum Lachen bringt oder mir peinlich ist, dann glaube ich, dass es gut ist.
In gewisser Weise erinnert das Album an M. Wards "Transistor Radio", das seiner musikalischen Sozialisation geschuldet ist.
Bird: Ich schätze M. Ward wirklich sehr. Letzte Woche habe ich ihn live gesehen. Das hat mich voller Wehmut an die Zeit erinnert, als ich ältere Musik gespielt habe. Mit ihm könnte ich zusammen spielen, weil er der Musik, auf die er sich bezieht, nicht zu ehrfürchtig sondern vor allem musikalisch und subtil entgegentritt. Allerdings habe ich kaum noch das Bedürfnis nach musikalischer Zusammenarbeit. Ich bin in einer ziemlich eigenbrötlerischen Phase. Aber Gemeinschaft, musikalisch oder nicht, halte ich für sehr wichtig. Im Bezug auf Musik sehne ich mich immer nach einer angenehmen, entspannten sozialen Situation. So was ist so schwer zu finden. Viele Songs verlangen nach gemütlichem Beisammensein, aber wie es scheint, braucht es eine Apokalypse, damit sich die Leute entspannen und sich miteinander beschäftigen.
Was treibst du, wenn du nicht gerade im Studio bist oder tourst?
Bird: Ich toure eigentlich ständig, obwol ich das erste Mal in acht Jahren eine Pause brauchen könnte. Normalerweise kann ich neue Songs auch auf Tour schreiben, aber die Anforderungen dabei vervielfachen sich, also hoffe ich, den Sommer in den Bergen und in meiner Hütte zu verbringen und zur Abwechslung mal das Gemüse aus meinem Garten zu essen.
Wann hast du aufgehört, einer "normalen" Arbeit nachzugehen?
Bird: Einen Job habe ich schon seit Jahren nicht mehr. Früher habe ich in der Gegend um Chicago Unterricht gegeben und Konzerte gespielt. Ich habe so viel geübt, dass ich mir eine Verletzung zugezogen habe. Damals war ich 22 und da habe ich meine erste Band Bowl Of Fire gegründet, einen Plattenvertrag unterschrieben und mich auf das Songschreiben konzentriert.
Wie sieht dein kreatives Umfeld aus? Welche Musik hörst du? Wer sind deine musikalischen Weggefährten? In welchen Kreisen verkehrst du?
Bird: Ich höre eigentlich wenig Musik, wenn dann afrikanische Musik aus den 70ern - Ghana Soundz, Ethiopiques. M. Ward, Will Oldham, Dosh - diesen Musikern fühle ich mich momentan verwandt. Aktuell übe ich mit meinem Trommler - jemand in meine Solo-Welt einzubinden ist besonders schwer. Ich freu mich darauf mit My Morning Jacket aufzunehmen und ich werde mit Mark Nevers auf einer Bobby Bare Sr. Platte spielen.
Arbeitest du an einem neuen Album, was erwartet uns?
Bird: Ich habe gerade die Arbeit an einem Album abgeschlossen, das mich vier Jahre Arbeit gekostet hat. Erst mal bin ich nicht zu sehr darauf bedacht, wieder ins Studio zu gehen. Die nächste Platte wir ein weites Feld eröffnen. Lange lockere Melodien mit Akustikgitarren, minimalistischen Strings und Elektronik. Das wird ziemlich entspannt.
Dann sind wir mal gespannt.