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LOUPE
 
Über den Dächern der Stadt
Loupe
Cool, intensiv und dynamisch: In den Pandemiejahren fesselte uns kaum eine Live-Band so sehr wie die niederländischen Shootingstars Loupe. Jetzt erscheint endlich "Do You Ever Wonder What Comes Next?", die Debüt-LP der Amsterdamer Band, mit der Julia Korthouwer (Gesang, Synths), Jasmine van der Waals (Gitarre), Lana Kooper (Bass) und Annemarie van den Born (Schlagzeug) neugierig und experimentierfreudig neue Wege gehen. "Loupe haben die Gabe, gleichzeitig eindringlich und hypnotisch zu klingen", hieß es an anderer Stelle bereits, und das ist nicht geflunkert. Auf ihrem Erstling findet das Quartett unterstützt von Produzent Arne van Petegem (Moss, Styrofoam) und Beau Sorenson (Death Cab For Cutie, Sparklehorse), der für den Mix verantwortlich war, scheinbar mühelos den Sweetspot zwischen Eigensinn und Eingängigkeit, wenn Julia in ihren Texten über die "growing pains" des Erwachsenwerdens, die Tücken des Großstadtlebens und komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen sinniert und die Band musikalisch mit einem klanglichem Tiefgang glänzt, den die EPs nur angedeutet hatten. Neben vielen Festivalauftritten in ihrer niederländischen Heimat und einer Großbritannientournee gemeinsam mit Lovejoy sind Loupe im August und September beim Kinkerlitzchen Festival und beim Reeperbahn Festival auch in Deutschland live zu erleben, zuvor allerdings nahmen sich Julia, Jasmine und Lana noch Zeit für die Fragen von Gaesteliste.de.
Eigenwillig und unkonventionell klingen Loupe auch auf "Do You Ever Wonder What Comes Next?", trotzdem wird schnell deutlich, dass die Band nach dem ungefilterten Live-Sound ihrer ersten beiden EPs "Older" (2021) und "Spring '19" (2022) nun mehr ins Details geht und raue Unmittelbarkeit immer öfter gegen elegischen Pop-Appeal eintauscht, ohne sich deshalb dem Mainstream an den Hals zu werfen. Dazu passt, dass gleich der erste Track der EP "I Keep Changing" heißt und damit bereits signalisiert, was wir textlich, aber auch klanglich vom Loupe-Debütalbum zu erwarten haben. Doch wie gelingt es den vieren, in einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, die Unausweichlichkeit von Veränderung für sich im positiven Sinne arbeiten zu lassen? "Ich bin von Natur aus nicht besonders gut darin, mit Veränderungen umzugehen, aber ich finde viel Unterstützung und Trost darin, Teil einer Band zu sein", sagt Jasmine. "Da man von den gleichen Menschen umgeben ist, lernt man sich sehr gut kennen bei der Arbeit an einer gemeinsamen Sache, die für uns alle ungemein wichtig ist: die Chance zu haben, Musik machen zu können, unabhängig davon, welche seltsamen und unvermeidlichen Dinge wir gerade im Leben durchmachen." - "Ich glaube, ich hatte immer Probleme damit, erwachsen zu werden, aber jetzt sehe ich, das Erwachsenwerden nicht nur bedeutet, sich mit Erwachsenenproblemen auseinandersetzen zu müssen", ergänzt Julia. "Es geht auch darum, herauszufinden, wer du bist und was du in deinem Leben tun möchtest. Das Leben ist voller Möglichkeiten und großartiger Erfahrungen mit tollen Leuten, und ich versuche, Veränderung aus diesem Blickwinkel zu betrachten."

Veränderung ist aber nicht nur im ersten Lied ein zentrales Thema. Vieles auf der LP kreist um die Frage, wie es möglich ist, dem allgegenwärtigen mentalen wie physischen Druck des Alltags Herr zu werden, und ein wenig scheint es, als sei das Songwriting für Julia als Texterin ein Weg, ihre Gedanken mit ergebnisoffenen Fragen zu sortieren. "Ich denke, das stimmt", sagt sie. "Ich glaube, das Songwriting ist für mich ein Weg, mir selbst die Situationen zu erklären, in denen mich befinde, und zu ergründen, wo ich steckenbleibe."

Musikalisch spannt die Band derweil auf "Do You Ever Wonder What Comes Next?" einen spürbar weiteren Bogen als auf den klanglich klar umrissenen, ganz auf die großartige Live-Dynamik des Quartetts ausgerichteten EPs. "Es war eine bewusste Entscheidung, uns vom Sound der EPs zu entfernen", sagt Jasmine. "Wir wollten, dass das Album stärker produziert und weniger wie ein Live-Mitschnitt klingt. Wir haben uns mehr Gedanken dazu gemacht, einen eigenen Sound zu finden, mit dem wir uns von anderen Indie-Bands absetzen können."

Ein Album, das Jasmine und Loupe dabei als leuchtendes Beispiel diente, war "Heaven Or Las Vegas" von den Cocteau Twins. "Das war eine Platte, die ich oft als Referenz im Kopf hatte, als wir die Gitarren aufgenommen haben", verrät Jasmine. "Sie hat die wunderschönsten geschichteten, verträumten Gitarrensounds, aber sie klingt nie undefiniert oder wie ein verhalltes Durcheinander. Sie hat außerdem viele Sounds, die gar nicht wie Gitarren, sondern eher wie Pads oder Synths klingen. Das hat mich inspiriert, mich Effekten und Pedalen auf neue Weise zu nähern."

Tatsächlich ist "Do You Ever Wonder What Comes Next?" spürbar komplexer geraten als die früheren Aufnahmen der Band, und dabei spielet auch der Faktor Zeit eine Rolle. "Anders als bei unseren vorherigen Aufnahmesessions hatten wir dieses Mal mehr Zeit, mit Klangfarben zu experimentieren", erklärt Jasmine. "Zum Beispiel hatte ich die Zeit, mir für jedes Lied einen eigenen Gitarrensound zu überlegen, und konnte verschiedene Verstärker und Effekt-Set-ups ausprobieren, um herauszufinden, was am besten zum Song passt." -"Unsere ersten beiden EPs sind mit der Absicht entstanden, sie möglichst 'live' klingen zu lassen", ergänzt Julia. "Es handelte sich fast ausschließlich um One-Takes. Für das Album haben wir das etwas hinter uns gelassen und sind mehr in den Sound und damit auch in die Sound-Identität Loupes abgetaucht."

Apropos Identität: Mit den Videos zu den Singles des Albums - allen voran "Lonely Dance", einer Kollaboration mit dem bildenden Künstler Jeroen Jongeleen - und dem feinen LP-Artwork des ukrainischen Designers Karaska legen Loupe auch viel Wert auf die visuelle Präsentation der Band, die oft Hand in Hand mit dem Songwriting geht. "Bevor ich anfange, Songs zu schreiben, überlege ich mir immer zunächst eine visuelle Stimmung", erklärt Julia. "Beim Album begann das Songwriting zu fließen, nachdem ich auf die grundlegende Idee für das Artwork gekommen bin. Ich hatte dieses Bild im Kopf, wie wir vier auf dem Dach eines Gebäudes stehen, das die Stadt, aber auch Wachstum symbolisiert. Irgendwie haben wir es nach da oben geschafft, aber wenn man da ist, bleibt es immer noch schwierig. Es gibt all diese Umstände, mit denen man klarkommen muss, die Höhe, das Wetter, die Gefühle, die man empfindet, und wenn du fällst, bedeutet das dann, dass du schwach bist? Oder bist du gesprungen, um an einen noch höheren Ort zurückgefedert zu werden - und bedeutet das, dass du mutig bist? Und wenn du still stehst, bedeutet das, dass du Angst hast, dich zu bewegen, oder bist du einfach standhaft? Was kommt als Nächstes? Niemand weiß, wohin es geht, das liegt allein bei dir. Was also willst du? All diese Gedanken bildeten die Grundlage für das Konzept von 'Do You Ever Wonder What Comes Next?'."
Mit einem solchen LP-Titel als Steilvorlage müssen wir ganz zum Schluss natürlich fragen: Wohin soll diese Platte Loupe führen? Welche Hoffnungen, Träume und Erwartungen verbinden Julia, Jasmine, Lana und Annemarie mit ihren Erstling? "Wir können uns bereits auf einige schöne Shows und Tourneen freuen, aber es wäre großartig, wenn wir als Live-Band weiter wachsen könnten und größere Venues (manchmal auch als Headliner) spielen könnten", sagt Lana. "Natürlich wäre es auch ein Traum, bei einigen der größeren Festivals überall in Europa aufzutreten. Musikalisch möchten wir neugierig bleiben und uns weiterentwickeln. Wir verändern uns und wachsen als Menschen - und das kann auch unsere Musik tun."
Weitere Infos:
thisisloupe.com
www.facebook.com/thisisloupe
www.instagram.com/thisisloupe
thisisloupe.bandcamp.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Nick Helderman-
Loupe
Aktueller Tonträger:
Do You Ever Wonder What Comes Next?
(Sinnbus/Rough Trade)
jpc-Logo, hier bestellen

 
 

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