A - Anspruch
Kurt: Der Anspruch ist, dass es bloß nicht nach irgendwas klingen soll, und dass es einem selbst gefällt. Anspruch nimmt bei mir einen sehr hohen Stellenwert ein.
B - Blackmail
Kurt: Blackmail ist auch Anspruch, auch sehr, sehr wichtig was den musikalischen Horizont und vor allem die Familie angeht. Die Abgrenzung von Scumbucket zu Blackmail ist auch kein Problem, also in der Hinsicht, was das Songschreiben betrifft. Es passiert halt alles sehr spontan, d.h. wir schließen uns in den Proberaum ein und schreiben z.B. ein Blackmail-Album. Oder im anderen Fall halt ein Scumbucket-Album.
C - Chaos
Kurt: Ja, da haben wir einen Ruf weg! Aber das stimmt auch - wir sind ein großer Chaos-Haufen, ich kann überhaupt nicht organisieren, der Michael auch nicht, der Guido kann organisieren, will aber nicht, deswegen geht bei uns teilweise alles drunter und drüber. Aber im Moment sind wir sehr geordnet, das kommt auch vor allem daher, weil mein Bruder Peter jetzt den Part des Tourbegleiters übernommen hat und das alles für uns regelt. Vor allem auch um solchen Situationen vorzubeugen, wo man z.B. nach 200 km merkt, dass man gar nicht die Gage für den Gig kassiert hat. Das ist uns auch schon zweimal passiert.
D - Dylan Kennedy (war bei den ersten beiden Scumbucket-Platten dabei, dann erst wieder auf "Kiss Than Kind" als Co-Autor bei den Songtexten)
Kurt: Er hat mir jetzt wieder bei den Texten geholfen, weil es mir sehr wichtig war. Er ist auch eine große Inspirations-Quelle für mich - wenn du mit ihm zusammen Musik machst, sprudelt die kreative Kraft nur so aus dir heraus, er hat so diese spezielle Ausstrahlung. Dadurch, dass wir neulich seine EP aufgenommen hatten, sind wir alle wieder richtig zusammengewachsen.
E - Erfolg
Kurt: Das ist natürlich Ansichtssache. Ich rede ungerne über Zahlen, aber die neue Platte verkauft sich für unsere Verhältnisse sehr gut bzw. verkauft sie sich soviel wie für uns gut ist - bei uns gibt es sehr viel "egal", aber es ist natürlich auch eher hemmend, wenn du eine Platte herausbringst, die du selber total genial findest, aber die sich dann nur 100 Mal verkauft oder so. "Richtiger" Erfolg wird nie bei uns stattfinden, weil wir nicht dazu in der Lage sind oder auch keine Lust dazu haben, die Dinge zu machen, die dazu nötig sind, um richtig erfolgreich zu sein.
F - Fehler
Kurt: Mich hindert bestimmt nichts am Schlafen, die anderen bestimmt auch nicht. Fehler, hm, bei Scumbucket gibt es immer Fehler, aber nicht was uns selbst oder die Musik angeht, denn uns gefällt immer alles, was wir selbst machen, aber dann hapert es manchmal an der Ausführung - z.B. dass der Name Scumbucket auf dem aktuellen Cover in grüner Farbe gedruckt wurde, das sollte so nicht passieren, oder dass z.B. auf der "Finistra" im Booklet "Gudio" steht. Das sind Fehler, die man bereut, die aber immer wieder vorkommen.
Guido: Fehler macht jeder - die Frage ist halt, ob man Fehler bereut. Wenn man etwas bereut gemacht zu haben, dann bedeutet es eigentlich, dass man zu dem Zeitpunkt, wo man es getan hat, nicht 100% gegeben hat. Wenn man immer 100% gibt, kann man auch schonmal etwas falsch machen - das passiert manchmal.
Kurt: Aber ich habe noch nie darüber nachgedacht, was man vielleicht bei den alten Platten hätte besser oder anders machen können. Unsere Songs sind meistens so spontan, dass wir sie nur einmal im Studio einspielen, und dann kann da auch eigentlich kein Fehler enthalten sein, denn du weißt ja nicht, wie es anders hätte klingen können. Für uns selbst sind wir perfekt.
G - Gitarrenmusik (im Interview vor fünf Jahren meinte Kurt: "Gitarrenmusik wird verdorben!")
Kurt: Es ist immer noch so, aber so langsam habe ich im Gefühl, dass es besser wird. Es gibt keine Beweise dafür, aber das Gefühl ist da, dass man mehr nach dem schreit, wonach ich vor vier oder fünf Jahren geschrien habe. Die Gitarrenmusik hat sich gerade ein kleines Loch in den Keller gegraben, so dass sie wie Zombies aufsteigen kann - d.h. in fünf Jahren ist sie dann im Keller, in zehn Jahren auf der Treppe, in 20 im Erdgeschoss, in 30 im ersten Stock...
H - Heimatstadt
Guido: H wie Hagen.
Kurt: H wie Koblenz. Mittlerweile liebe ich Koblenz wieder sehr. Eine Zeit lang habe ich die Stadt gehasst, aber inzwischen liebe ich sie wieder. Es ist total anonym, und ich finde das total gut, dass wir nie in Koblenz spielen - das ist schön, du gehst da weg, du triffst deine Leute, das ist eine wunderschöne Stadt.
I - Ideale
Guido: Ideale - das ist wirklich schwierig. Ideale sind gut, und ich denke schon, dass wir welche haben - aber ich kann jetzt nicht wirklich sagen, was genau diese Ideale sind.
J - Jugend
Guido: Boah, lange her! Aber froh, darüber hinaus zu sein, mehr zu wissen, mehr zu können.
Kurt: Früher, in der Jugend, war meine andere Hälfte immer älter, jetzt bin ich älter, und meine andere Hälfte wird immer jünger.
K - Kiss Than Kind
Kurt: Wichtig zu wissen ist vielleicht, dass diese Platte nebenbei gemacht wurde. Immer, wenn gerade mal Zeit war, sind wir ins Studio gegangen und haben ein wenig aufgenommen.
L - Lebenseinstellung
Guido: Positiv auf jeden Fall!
Kurt: Sich auch mal verändern können. Das ist nämlich die Frage an mich selbst, ob ich mich irgendwann auch mal verändern werde. Aber ich habe mich jetzt seit 15 Jahren nicht einmal verändert, meine Wohnung sieht immer noch gleich aus, ich gehe genauso mit dem Geld um wie früher, trotzdem denke ich, dass es eine gute Lebenseinstellung ist, dass man in der Lage ist, sich zu verändern.
M - Medienresonanz
Kurt: Ich kenne dich jetzt schon länger, wir kennen ein paar Leute aus den Medien, aber mit dem Großteil haben wir jetzt nicht so viel zu tun - ich würde es schade finden, wenn die Medien unsere Platte jetzt super finden, und die Hörerschaft nicht. Aber das ist ja nicht der Fall. Aber wie schon zum Thema Erfolg gesagt wurde - wenn es mehr sein soll, dann muss man auch mehr dafür machen.
N - Neue Songs
Kurt: Meine neue Arbeitsweise, was das Songschreiben angeht, ist - oh, das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt, Guido! - die, dass wir ab Sommer immer die Momente nutzen, wenn man etwas Zeit übrig ist, um uns zusammenzusetzen und ein paar neue Songs oder Ideen ausarbeiten. Dann haben wir in zwei Jahren ein Dreifach-Album zusammen, und dann gibt es auch weniger Stress.
Guido: Toi, toi, toi! Aber den Plan hatten wir schon vor drei Jahren...
Kurt: Achso, alles klar...
O - Optik
Guido: In einem holländischen Magazin stand mal über uns: Die schlechtangezogenste Band Deutschlands! Und die Holländer müssen es ja wissen, was diese Ästhetik betrifft. Die sind ja da ganz weit vorne...
Kurt: Optik ist mir sowas von egal. Wir sind die unmodischsten Menschen auf der Welt, immer schon. Ich glaube, ich kenne Guido jetzt seit zehn Jahren, und er hat eigentlich noch nie etwas anderes getragen als das, was er jetzt trägt. Ich auch nicht. Micha auch nicht. Es gibt Blackmail- oder Scumbucket-Fotos, die teilweise acht oder neun Jahre alt sind, da erwische ich mich, bis auf die Schuhe die selbe Hose, das selbe Shirt, die selbe Jacke anzuhaben.
Guido: Du siehst quasi nur an den Falten oder an der - inzwischen nicht mehr so vorhandenen - Haarfülle oder an dem Grau-Anteil im Bart, von wann das Foto ist.
Kurt: Optik = Mode. Mode = Null. Wir = Null. Also niemals Viva Interaktiv und sonstige Geschichten.
P - Platten, die man besitzen sollte
Kurt: "Want Two" von Rufus Wainwright, Trail Of Dead "Worlds Apart", Ultrasound "Everything Picture" - eine absolut verkannte Band aus England, absolut grandios, die habe ich damals auf verschiedenen Festivals gesehen. Wir wollten uns damals immer eine Platte von denen besorgen, aber haben's dann immer vergessen, weil wir selbst mit Blackmail auf Tour waren. Großartige Band, aber die wurden nie richtig akzeptiert und haben sich wahrscheinlich inzwischen aufgelöst. Das Problem liegt wohl darin, dass man diese Band nicht richtig einordnen konnte, und dass sie einen Sänger haben, der 200 Kilo wiegt. Das ist halt dieses Medien-Problem, dass alles schön sein muss.
Guido: Richard & Linda Thompson "I Want To See The Bright Light", Nick Drake "Pink Moon", Grateful Dead "American Beauty", das weiße Album von den Beatles, Bob Dylan "Blonde On Blonde".
Q - Qual
Guido: Interviews, Foto-Shootings, Videos...
Kurt: Ein- und ausladen.