Dieses liegt übrigens in Boston. Und da kommt die WGC auch her. Der Name der Band bezieht sich hierbei auf die Straße, an der dieses Wohnzimmer liegt - keine tiefere Bedeutung also und Willard Grant heißt auch niemand. Ansonsten aber, ist die Musik der WGC voll von Anspielungen. Meist Beobachtungen Fishers, kunstvoll in sparsame, düstere, und raumgreifende Amerikana Arrangements eingewoben - getragen von akustischer Gitarre und allerlei wechselnden Zutaten wie Geige oder Cello. "Wir kommen aus einer Gegend, in der man eigentlich nur dasitzen kann und die Enten und die Natur anschauen kann. Das ist schön, wenn man's als Tourist erlebt, aber langweilig wenn man dort wohnt", sagt er. Ein schönes Beispiel für dieses Szenario ist der Song "Front Porch" auf der neuen Scheibe, wo eben jenes beschrieben wird. Und so leben seine Texte dann auch weniger von wilden Stories, sondern von Stimmungen oder Szenen oder Charakteren. Da drängt sich die Frage auf, ob die Frau auf dem Cover denn ein solcher Charakter sein könnte.
"Wer glaubst Du denn, wer die Frau ist?", fragt er zurück, "ja, ich versuche immer, irgendwelche Fotos zu finden, die eine Beziehung zu den Stücken assoziieren, und die gleichzeitig viel Raum für Interpretationen lassen, was auch das Ziel unserer Musik ist."
Und das braucht Zeit. Und deswegen sind die Stücke alle lang. Und langsam. Meist gar ohne Drums. Gleichwohl spielen Chris Brokaw und Walter Salas Humara auf der Platte mit - und beide rekrutierten die WGC auf der letzten Tour als Drummer.
"Da hattest Du aber Glück, daß Du das mitbekommen hast", antwortet Fisher, "wir mögen es aber tatsächlich, Musiker anderer Bands auf die Bühne zu holen (so z.B. auch Chris & Carla oder Stefan Prange von "nolte.") Wir betrachten uns auch weniger als Band, sondern als loses Projekt, zu dem wir auch immer wieder gerne Leute einladen. Und Chris ist in der Tat ein ziemlich guter Drummer."
Auf der neuen Platte finden sich immer wieder kleine Intrumental-Parts - keine richtigen Stücke, sondern eher Vignetten. Was hat es damit auf sich?
"Das haben wir früher auch gemacht. Es sind dies kleine Stücke aus Improvisationen, die wir zwischen den eigentlichen Aufnahmen mitgeschnitten haben. Diese Instrumental-Parts haben die Funktion von einem Stück zum anderen, von einer Geschichte zur nächsten überzuleiten."
Fisher's Songs beschäftigen sich mit der "American-Angst" des kleinen Mannes - sehr schön herausgearbeitet in dem Track "Work Song" - proletarischer geht's nun kaum mehr. Auch das paßt ins triste Neuengland-Ambiente. Warum zum Teufel heißt die Scheibe aber ausgerechnet "Mojave"?
"Dort bin ich aufgewachsen", erklärt Fisher, "das ist ein wunderschöner Ort, an den man immer wieder gerne zurückkehren möchte - nicht nur im übertragenen Sinne. Und das war ein schönes Motto für die Platte, denke ich. Darüberhinaus assoziiert unsere Musik ja auch immer Weite und Größe - wie die Wüste auch."
Während die letzte Scheibe ja, wie erwähnt, eine eher intime Wohnzimmerangelegenheit gewesen ist, klingt die vorliegende CD etwas fülliger. Was war denn anders diesmal?