Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin
Mehr Infos...



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds
 
Interview-Archiv

Stichwort:



 
MOLLY TUTTLE & GOLDEN HIGHWAY
 
Goldrausch!
Molly Tuttle & Golden Highway
Molly Tuttle im Goldrausch: Auf ihrem just veröffentlichten Album "City Of Gold" setzt die heute in Nashville heimische Singer/Songwriterin und Flatpicking-Virtuosin Molly Tuttle gemeinsam mit ihrer Band Golden Highway dort an, wo ihr Grammy-prämierter Vorgänger "Crooked Tree" aufgehört hatte, und fasziniert auch auf dem neuen Werk mit einem im Bluegrass verwurzelten Live-im-Studio-Sound, der mit furiosen Performances zeigt, wie spannend es klingen kann, wenn man das gesamte Americana-Spektrum als Spielwiese begreift.
Der Sound des Bluegrass begleitet Molly Tuttle bereits ihr ganzes Leben lang. In der Familienband The Tuttles war sie schon als Schülerin aktiv, doch es dauerte bis zu ihrem letztjährigen Breakthrough-Album "Crooked Tree", bis sich die 30-Jährige dem Genre auch als Solistin vollends öffnete, denn ihre ersten Veröffentlichungen unter eigenem Namen, die EP "Rise" (2017) und das Album "When You're Ready" (2019), standen eher in der Tradition klassischer Singer/Songwriter des Country und Folk. "Ich habe mich lange dagegen gewehrt, eine echte Bluegrass-Platte zu machen, bis ich dann 'Crooked Tree' aufgenommen habe", verrät sie im Videocall mit Gaesteliste.de. "Ich werde mich immer auch anderen Genres widmen, aber Bluegrass ist ein solch großer Teil vom dem, was ich tue! Ich wollte diese Platte machen, weil es sich so behaglich anfühlte, denn ich weiß, wie man diese Art von Songs schreibt, ich weiß, wie man diese Art von Musik spielt."

Genretechnisch mag sich Molly nicht festlegen, die Entscheidung, sich ganz der Musik zu verschreiben, war für sie aber stets konkurrenzlos. "Als ich die Highschool zur Hälfte fertig hatte, fingen meine Freunde an, darüber zu sprechen, wo sie aufs College gehen wollen und was sie danach machen wollen", erinnert sie sich. "Ich hingegen wollte immer nur Musik machen, das war das, was mich die ganze Zeit beschäftigte, an den Wochenenden und auch an den Nachmittagen nach der Schule kam ich nach Hause und übte." Geholfen bei ihrer Entscheidung für die Musik hat die Tatsache, dass ihr Vater Musiklehrer war. "Als ich beschlossen habe, mich der Musik zu widmen, hörte ich von vielen Leuten, dass das ein wirklich steiniger Weg sei, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und dass ich nie Geld haben würde", sagt sie. "Aber ich sah ja, dass es meinem Vater gelungen war, eine Familie zu ernähren, also sagte ich mir: Wenn es mit dem Spielen von Konzerten allein nicht reicht, kann ich immer noch wie mein Dad Musik unterrichten!"

Nach ihrem Schulabschluss besuchte die in der kalifonischen Bay-Area aufgewachsene Künstlerin deshalb das renommierte Berklee College of Music in Boston, bevor sie in ihrer derzeitigen Wahlheimat Nashville den Traum von einer Solokarriere wahr werden ließ und gleichzeitig für ihr atemberaubendes Können an Gitarre und Banjo mit Preisen überhäuft wurde und zuletzt auch von Legenden wie dem Gitarrenvirtuosen Tommy Emmanuel zu Kollaborationen eingeladen wurde.

Obwohl sie während ihrer Schulzeit einen durchaus breit gefächerten Musikgeschmack entwickelte, den auch "…But I‘d Rather Be With You" unterstreicht, ihr während der Pandemie veröffentlichtes Album mit Songs aus der Feder von Bands wie den Yeah, Yeah, Yeahs, Rancid oder The National, gehörte ihre erste Liebe doch dem Bluegrass-Sound ihrer Familienband, in der sie schon in jungen Jahren gemeinsam mit ihren Brüdern an der Seite ihres Vaters die Musik dieses vielleicht traditionellsten aller Genres spielte. "In der Schule habe ich das nicht an die große Glocke gehängt, bis Mumford & Sons auftauchten", erinnert sie sich lachend. "Als es dann die Runde machte, dass ich Banjo spiele, war das plötzlich cool."

Trotzdem hat es eine Weile gedauert, bis Molly auch als Solistin zu ihren musikalischen Wurzeln zurückgekehrt ist. Anfangs war die Idee, Bluegrass-Songs zu schreiben, nur ein Zeitvertreib während der Pandemie. Doch dann fand sie so viel Gefallen an den Songs, dass nicht nur "Crooked Tree" entstand, sondern nun auch "City Of Gold", eine Platte, mit der sie dem Sound des Vorgängers treu bleibt, aber dennoch den Bogen spürbar weiter spannt. Auch wenn ihr mit Old-Crow-Medicine-Show-Frontmann Ketch Secor (beim Songwriting) und dem alten Haudegen und Dobro-Meister Jerry Douglas (auf dem Produzentenstuhl) Mitstreiter zur Seite standen, die schon an "Crooked Tree" gearbeitet hatten, zeigt sie so auf der neuen LP, was es heißt, mit Verve, Spielfreude und Köpfchen, aber ohne puristische Scheuklappen Tradition lebendig zu interpretieren. "Das neue Album ist nicht zuletzt deshalb anders, weil ich ein Jahr Zeit hatte, gemeinsam mit meiner Band auf der Bühne zu stehen", erklärt sie die Unterschiede in der Herangehensweise. "Als ich 'Crooked Tree' aufnahm, hatte ich noch keine Band, ich wusste lediglich, dass ich gerne eine hätte. Damals existierte aber nur der Bandname."

Inzwischen ist Golden Highway aber mit Bronwyn Keith-Hynes an der Fiddle, Dominick Leslie an der Mandoline, Shelby Means am Kontrabass und Kyle Tuttle am Banjo, eine echte Band, die inzwischen über 100 Mal gemeinsam auf der Bühne gestanden hat und dabei auf den Schultern des 'Crooked Tree'-Materials einen eigenen Sound und eine eigene Identität entwickelt hat. War der Vorgänger noch gespickt mit Gastauftritten von Mollys "famous friends", schaute dieses Mal nur Dave Matthews für einen Song vorbei, und trotzdem ist der Rahmen weniger eng gefasst. "Ich denke, mit den Arrangements schauen wir ein wenig mehr über den Tellerrand", bestätigt Molly. "Sie sind nicht ganz so geradlinig wie auf dem Vorgänger. Gleichzeitig habe ich mir auch beim Songwriting mehr Freiheiten erlaubt. Das Soundspektrum ist dieses Mal weiter gefasst."
Doch so mitreißend das Album auch klingt: Anders als vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern der Bluegrass-Welt ist es Molly wichtig, nicht allein auf ihr famoses Können an den Saiteninstrumenten reduziert zu werden. "Die Gitarre war mein erstes Instrument, als ich noch ein Kind war", erklärt sie. "Mit dem Songschreiben habe ich erst mit 14 oder 15 angefangen. Irgendwann habe ich auch hier und da mal gesungen, aber die Gitarre war immer das, was sich für mich am natürlichsten anfühlte. Fürs Singen und Schreiben muss ich härter arbeiten! Mir gefällt aber die Herausforderung! Andere zielen allein darauf ab, gute Instrumentalisten zu sein, ich dagegen mag auch das Singen und das Songwriting, und es ist mir sehr wichtig, in meinem Tun vielseitig sein zu können."

Das macht sich auch auf "City Of Gold" bemerkbar, denn textlich widmet sich Molly auch dieses Mal wieder explizit dem Storytelling - etwa wenn sie in "El Dorado" die Zeit des Goldrauschs eintaucht oder bei "Alice In The Bluegrass" die Geschichte von "Alice Im Wunderland" nach Kentucky verlagert - nachdem sie zu Beginn ihrer Karriere als Solistin durchaus auch persönlicher gefärbte Confessional-Songs geschrieben hatte. "Ich kann mir gut vorstellen, für mein nächstes Projekt wieder zu den Confessional-Songs zurückzukehren, weil ich es liebe, Lieder zu hören und dabei wirklich die Person kennenzulernen, die singt", gesteht sie. "Allerdings gibt es in Bluegrass und Country eine solch lange Historie großartiger Story-Songs, mit denen man ein Einblick in die Geschichte oder in das Leben einer anderen, vielleicht sogar fiktiven Figur erhält. Das ist etwas, was mir an diesen Musikstilen immer sehr gefallen hat. Gillian Welch zum Beispiel schreibt oft Songs, die Geschichten erzählen, dich aber trotzdem fesseln und Bezüge zu deinem eigenen Leben haben. Das ist etwas, das ich auch angestrebt habe. Gillian Welch war eine große Inspiration für die Songs meiner letzten beiden Platten!"

Mit solchen Vorbildern ist auch das Ziel, das Molly mit "City Of Gold" erreichen will, klar umrissen. "Ich hoffe, dass das Album dazu beiträgt, den Status meiner Band als etwas zu festigen, zu dem ich immer zurückkehren kann, um Konzerte zu spielen, denn ich möchte eine langlebige Karriere haben", erklärt sie. "Ich hoffe, das alles hier noch sehr, sehr lange machen zu können, das war schon immer mein Traum!"



Weitere Infos:
www.mollytuttlemusic.com
www.facebook.com/mollytuttlemusic
twitter.com/mollytuttle
www.instagram.com/mollytuttle
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Bobbi Rich-
Molly Tuttle & Golden Highway
Aktueller Tonträger:
City Of Gold
(Nonesuch Records/Warner Music)
jpc-Logo, hier bestellen

 
Banner, 234x60, ohne Claim, bestellen
 

Copyright © 1999 - 2024 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister