26.01.2016 http://www.gaesteliste.de/zehnpluszehn/show.html?_nr=221 |
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10+10 |
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THE BESNARD LAKES |
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Für The Besnard Lakes ist ihr umwerfendes neues Album "A Coliseum Complex Museum" in gewisser Weise ein Blick zurück nach vorn. Nicht nur, dass sie mit der Platte erneut den Sound der Vergangenheit auf neue Beine in der Gegenwart stellt: Nach ihrem überbordenden letzten Album aus dem Jahre 2012, "Until In Excess, Imperceptible UFO", besinnt sich das kanadische Indierock-Quintett mit seiner fünften LP wieder auf alte Stärken des "The Besnard Lakes Are The Dark Horse"-Albums, mit dem ihnen vor knapp zehn Jahren der Durchbruch gelungen war.
Ohne den psychedelisch umspülten Breitwand-Rock der letzten Jahre vollends auszublenden, setzt das Ehepaar Jace Lasek und Olga Goreas mit seinen Mitstreitern Kevin Laing, Sheenah Ko und Robbie MacArthur nun wieder auf kurze, präzise Songs und betont nicht zuletzt mit fantastischem Harmoniegesang stärker die poppige Seite der Band. "Wir haben Popmusik schon immer geliebt, doch inzwischen sind wir einfach viel besser und selbstbewusster geworden", erklärt Olga im Gaesteliste.de-Interview den Grund dafür, dass die Stimmen der Musiker inzwischen viel stärker im Zentrum stehen. "Ich zum Beispiel bin heute einfach viel überzeugter von meinen stimmlichen Fähigkeiten!" Mit den Stimmen rücken auch die Texte der Besnard Lakes mehr in den Vordergrund. Das ist der Band sehr wohl bewusst, ohne dass es Einfluss auf den Songwritingprozess gehabt hätte. "Mir fällt es ehrlich gesagt heute schwerer denn je, Texte zu schreiben", gesteht Jace. "Ich hatte schon früher nicht viel zu sagen, aber inzwischen habe ich wirklich das Gefühl, dass nichts mehr übrig ist, über das ich gerne schreiben möchte, denn wenn wir nicht auf Tour sind, führen wir ein ziemlich langweiliges Leben. Ich habe mich auch nicht als großen Poeten gesehen. Oggy schon eher, ihre Texte sind viel interessanter als meine." Dennoch bedeutet das nicht, dass der Band ihre Texte gleichgültig wären. Vielmehr weiß Jace heute besser denn je, was einen guten Text ausmacht. "Mir ist inzwischen klar geworden, dass die Dinge, über die du singst, von Herzen kommen müssen", erklärt er. "Sonst fühlt es sich, wenn du live singst, einfach nicht glaubhaft an. Über die Jahre habe ich festgestellt, dass ich manche alten Lieder viel lieber singe als andere, und das sind zumeist die, hinter denen sich eine Geschichte versteckt, mit denen bestimmte Bilder heraufbeschworen werden - und ich denke, das Publikum merkt das."
Nach ihren sagenhaften Konzerten in Haldern und Berlin letzten November kehrt die Band im April auf deutsche Bühnen zurück. Vorab beantworteten Jace und Olga unsere zehn Fragen. |
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1. Was ist eure Definition von "guter Musik"?
Olga: Gute Musik ist einfach die, die dich berührt, ganz egal, ob du aufspringen und tanzen willst oder nur die Augen schließen und dich ganz in ihr verlieren möchtest. 2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung? Jace: Freude! Wir hatten großen Spaß, diese Platte einzuspielen. Das war bei der davor anders. Die Aufnahmen zum letzten Album waren sehr emotional, weil Oggy gerade ihren Vater verloren hatte. Dieses Mal war alles sehr viel lockerer.
Olga: Ich glaube nicht, dass wir absichtlich Dinge verändert haben, aber rückblickend gab es einige Dinge, die den Unterschied gemacht haben. Bislang sind wir immer eine echte Studio-Band gewesen, dort haben wir unsere Songs entwickelt, dort haben wir unsere Ideen zusammengefügt. Dieses Mal standen die Songs bereits, als wir ins Studio gegangen sind. Kevin, Jace und ich hatten die Songs vorab schon zusammen durchgespielt. Das war etwas, was wir noch nie gemacht hatten, denn zuvor hatten wir immer für uns allein gearbeitet. Das war auf jeden Fall anders, aber dann gab es trotzdem auch wieder all unsere alten Tricks, die wir seit Jahren anwenden: Zum Beispiel mit verschiedenen Instrumenten und Sounds zu experimentieren und das Studio als Instrument einzusetzen. Jace: Vielleicht ist es der Mittelteil von "Albatross", oder nein... bei "Alamogordo" hätten wir lieber die Live-Version nehmen sollen, die locker zehn Minuten lang ist. Bei den Aufnahmen zu der Nummer haben wir versagt. GL.de: Interessant! Wir hätten erwartet, dass du sagst: Unsere größte Niederlage ist, dass wie bislang noch nie durch Europa in einem Bus getourt sind!
Jace (lachend): Mist, die Chance hab ich echt verpasst! GL.de: Meinst du "Smooth"?
Jace: Genau, das ist es! Ich hasse die Nummer! |
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Text: -Gaesteliste.de- Foto: -Brendan George Ko- |
Aktueller Tonträger: A Coliseum Complex Museum (Jagjaguwar/Cargo) |
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