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22.03.2016
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10+10

ANNENMAYKANTEREIT

AnnenMayKantereit
Kein Zweifel: AnnenMayKantereit sind die Band der Stunde. Als Schülerband gestartet, rannten Christopher Annen (Gitarre, Mundharmonika), Henning May (Gesang, Klavier), Severin Kantereit (Schlagzeug) und Malte Huck (Bass) bei ihrem Publikum schnell offene Türen ein. Die Youngster gaben Konzerte auf der Uniwiese und auf den Straßen ihrer Heimatstadt Köln, nahmen unter freiem Himmel eine erste Demo-CD auf, gingen mit den Beatsteaks auf Tour, begeisterten auf den Festivalbühnen des Orange Blossom Specials oder des Haldern Pop, finanzierten in Rekordzeit ihre letztjährige EP "Wird schon irgendwie gehen" per Crowdfunding und verkauften Konzertsäle mit Tausenden Plätzen aus, noch bevor nun ihr offizielles Debütalbum "Alles nix Konkretes" erscheint. Auch die Presse war voll des Lobes über die unverfälschten Texte mitten aus dem Leben, die herrlich verlebt klingende Stimme des Frontmanns und die clevere DIY-Verbreitung der Songs via YouTube. Die Süddeutsche Zeitung lobte das "Einfach-Laufenlassen-Lebensgefühl" der "Drehtabak-Songwritern... der Generation Touchscreen", während Die Welt sich begeisterte für die Musik, die "knarzt und ungeschliffen klingt, nach Folk, Blues und Rock, mal sentimental, mal voller Lebensfreude." Wir trafen die Band im Kölner Büro ihres Managements, wo Henning unsere zehn Fragen beantwortete.


1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Ich glaube, dass ich Musik dann gut finde, wenn sie mich entweder bewegt oder berührt. Bei vielen Element Of Crime-Liedern war es so, dass ich sie gehört habe und sie mich emotional einfach sehr angesprochen haben. Manchmal ist es aber auch so, dass ein Lied gar keine emotionale Wirkung auf mich hat, sich aber einfach körperlich niederschlägt. Das ist bei vielen Funk-Nummern so, wenn mich der Text gar nicht berührt, aber der Groove mich packt.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Der entscheidende Faktor war das Studio selbst. Unsere erste Demo-CD haben wir draußen aufgenommen, da war die Tonqualität natürlich eher gering, und die EP war unsere erste Studioerfahrung als Band - da waren wir natürlich noch sehr unsicher und wackelig. Jetzt das Studio nutzen zu können und damit vertraut zu sein und auch dem Team zu vertrauen, weil wir Moses und unserem Co-Produzenten Tim schon von den EP-Aufnahmen kannten - dieses Vertrauen war die wesentliche Komponente.

3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?

Ich glaube nicht, dass wirklich jeder unsere Platte kaufen sollte. Aber für die Menschen, die handgemachte Musik mit echten Instrumenten fernab von elektronischen Klängen bevorzugen und die auch Lust auf Liedermacherei haben, für die sind wir etwas, weil wir eine Band sind, die Musik macht, die man sonst nur selten findet.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Ich muss zugeben, dass ich mir ganz klassische Luxusgüter gekauft habe. Ich habe mir Fußballschuhe gekauft, die ja immer recht teuer sind, und als dann etwas mehr Geld da war, eine Playstation.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Es war mehr das Selbsterleben. Wir hatten in der Schule eine Konzertreihe, die mein Kollege Christopher Annen ausgedacht hat, bei der Schüler auftreten und konzertieren konnten. Da habe ich am Klavier eine bitterböse, spöttische Nummer über die Lehrer gesungen. Beim ersten Mal wusste ich noch nicht, ob das vielleicht tierisch in die Hose geht, aber als ich das dann das zweite, dritte und vierte Mal gemacht habe, hat sich eine Sicherheit eingestellt, und ich habe mich schon Monate im Voraus darauf gefreut, dort zu spielen. Durch dieses Erleben des Auf-der-Bühne-Stehens kam die Idee auf, dass Musik etwas sein könnte, mit dem ich mich beschäftigen sollte.

6. Habt ihr immer noch Träume - oder lebt ihr den Traum bereits?

Natürlich ist es so, dass wir gerade etwas tatsächlich erleben, das wir uns ganz lange gewünscht haben, aber ich habe trotzdem noch ganz viele Träume. Ich schreibe gerne und ich schauspielere gerne und ich mache auch gern Sport. Da gibt es definitiv einiges, das ich noch tun möchte. Ich sehne mich schon seit Langem danach, mal wieder regelmäßig in einer Fußballmannschaft zu spielen, was wegen der Tourneen schwierig ist, und ich wünsche mir auch schon lange, mal eine meiner Geschichten zu Ende zu schreiben. Da gibt es noch sehr viel!

7. Was war eure größte Niederlage?

Ich kann da nicht für uns sprechen, aber eine meiner größten Niederlagen war, dass ich mal gegenüber einem jungen Mann, der mich fotografieren wollte, ein wenig die Selbstbeherrschung verloren habe. Ich habe ihm - höflich umschrieben - mit sehr deutlicher Körpersprache klargemacht, dass ich das nicht möchte. So die Selbstbeherrschung zu verlieren, war für mich schon eine Niederlage.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

So simpel das klingt: Es ist immer noch der Fakt, dass ich mich zu Hause ans Klavier setzen und davon leben kann. Jedes Mal, wenn ich die Tasten berühre, denke ich: "Mensch, das ist meine Arbeit!" Ich weiß, dass das genau das Richtige für mich ist, während viele andere etwas studieren, ohne zu wissen, ob es für sie richtig ist - das macht mich am glücklichsten!

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Eine schwierige Frage, weil natürlich so viele schlechte Lieder geschrieben worden sind, aber "Auf uns" und "Dieser Weg" sind zwei Lieder, die ich persönlich sehr schlecht finde.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen?

Ich glaube, es gibt sehr viele Leute, die ich gerne mal zu einem Konzert von uns einladen würde, aber wenn ich mich auf einen oder eine beschränken soll, dann würde ich aus Jux einfach sagen: Helene Fischer. Dann würde sie mal sehen, wie das ist, wenn Leute ihre Lieder selber schreiben!

Weitere Infos:
annenmaykantereit.com
facebook.com/AnnenMayKantereit
de.wikipedia.org/wiki/AnnenMayKanterei
www.youtube.com/user/AnnenMayKantereit

Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Pressefreigabe-
AnnenMayKantereit
Aktueller Tonträger:
Alles nix Konkretes
(Universal)
 

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