Fenster schließen
 
03.05.2016
http://www.gaesteliste.de/zehnpluszehn/show.html?_nr=232
 
10+10

BRITTA PHILLIPS

Britta Phillips
Britta Phillips ist eine dieser Künstlerinnen, die nicht soooo gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, die aber dennoch unermüdlich an ihren kreativen Träumen werkeln. Als Bassistin der Band Luna, in der sie ihren jetzigen Ehegatten Dean Wareham kennenlernte, mit dem zusammen sie auch das Duo-Projekt Dean & Britta betreibt (das unter anderem auch für Film-Musiken für u.a. Noah Baumbach und Performance-Pieces wie "13 Most Beautiful: Songs For Andy Warhol Sreen-Tests") verantwortlich zeichnet), hatte sie jahrelang musikalische Erfahrungen sammeln können, die unter anderem dazu führten, dass sie nun endlich mit "Luck Or Magic" ihr erstes Album unter eigenem Namen einspielen konnte. Nun ist Britta - nach eigener Aussage - nicht unbedingt die produktivste Songwriterin (was erklärt, dass sich auf dem Album neben fünf eigenen Tracks auch fünf Coverversionen finden, darunter "Drive" von den Cars) - aber sie ist eine Frau mit einem todsicheren stilistischen Geschmack, dem Herz auf dem rechten Fleck, den richtigen Inspirationsquellen und einem genrespezifischen Humor.

Die Genese des Titeltracks etwa erklärt sie folgendermaßen: "Ich habe 'Cosmic Dancer' von T. Rex als Modell hergenommen, aber ich habe Lennon-Vibes verspürt, als ich die Vocals eingesungen habe (wobei Michael Jackson am Ende hinzukam). Dann dachte ich an Mick Jagger für die 'voodoo dolls'-Hintergrundstimmen und Yma Sumac für die hohen 'ooohs' im Refrain. Der funkige Bass zusammen mit den Drum- und Stimm-Effekten, die Produzent Eric Broucek hinzufügten, lassen es ein wenig wie die Plastic Ono Band klingen - hoffe ich jedenfalls. Der Originatitel sollte eigentlich 'Shut Up & Listen' heißen - aber Eric hat den Teil rausgeschnitten, so dass ich den Titel ändern musste. Ich selbst glaube gar nicht an Magie. Aber ich glaube auch nicht, dass sie nicht existiert. Es ist ein wenig wie mit dem Schicksal oder dem Glück. Das ist das, was ich in der Liebe und der Musik oft empfunden habe: Es fühlt sich an wie Magie - obwohl man es eigentlich besser wissen müsste. 'Magie' ist, als wenn man persönliche Kräfte hätte, die einen in die Lage versetzen, bestimmte Dinge zu erreichen, während 'Glück' zu haben bedeutet, überhaupt keine Kontrolle darüber zu haben, was passiert. Mein Verstand sagt mir, dass es hier um Zufall und Chaos geht, aber ein archaischer Teil von mir empfindet das lieber als Glück oder Magie - das hat ja empirisch auch mehr Bedeutung. Mit diesem Album wollte ich jedenfalls vor allen Dingen herausfinden, wo ich als Solo-Künstlerin stehe." Sehr viel besser kann man das Ganze auch mit eigenen Worten nicht zusammenfassen - außer vielleicht, indem man hinzufügte, dass 'Luck Or Magic' eine hinreißende Psychedelia-Pop-Scheibe geworden ist, auf der neben Britta natürlich auch Dean Wareham zu hören ist...


1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Alles, was keine schlechte Musik ist. Genauer kann ich gute Musik auch nicht definieren. Gute Musik macht, dass die Haare im Nachen sich aufrichten, dass man tanzen möchte oder zumindest seinen Körper bewegen. Sie fühlt sich wie Glückseligkeit an, sie ist aufregend oder bewegend. Viel äußert sich für mich auch durch den Klang einer Stimme. So viel Musik hört sich so lange gut an - bis jemand anfängt zu singen. Meistens schalte ich dann ab. Gute Musik macht das alltägliche Leben auch irgendwie bedeutungsvoller. Ein guter Song hingegen ist anders als eine gute Performance oder eine gute Aufnahme. Ich fühle mich immer mehr vom Klang der Texte als deren Bedeutung betroffen. Aber ich habe in den letzten Jahren begonnen, der Bedeutung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Lou Reed zum Beispiel schrieb großartige Texte und Melodien und trug diese ausdrucksstark vor. Ich liebe traurige Musik, die hoffnungsvoll klingt - Lieder mit mehreren Gesichtern also. Ein gutes Stück Musik erschafft eine Welt, in die du eintreten kannst.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Ich kann gar nicht sagen, dass es da einen wichtigsten Einfluss gab. Verschiedene Songs haben verschiedene Einflüsse. "Daydream" wurde von Dusty Springfield, Nancy Sinatra und James Barry's James Bond-Thema beeinflusst, "Do It Last" von John Lennon und Daft Punk. "Million Dollar Doll" von New Order und LCD Soundsystem. Ich habe mir das alles aber nicht bewusst ausgesucht. Manchmal suchen mich meine Inspirationen nämlich aus und die Sachen entwickeln sich ganz anders, als ich es geplant hatte. "Ingrid Superstar" z.B. wurde von Luna beeinflusst, aber ich habe zunächst einen T. Rex-Beat programmiert und dann versucht, wie Dean und Sean (Eden - der Luna Gitarrist) zu spielen.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Es klingt auf Ecstasy besonders gut. Aber wenn das nicht dein Ding ist, dann klingt es immer noch richtig gut.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Betsy Johnson-Kleider.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Mein Vater war ein professioneller Musiker (und der Musiklehrer von Paul Simon) und meine Mutter ist eine Sängerin und Pianistin, die auch Folk-Gitarre spielt. Ich wuchs also mit Musikern auf. Ich habe mich aber erst entschlossen, Musikerin zu werden, als ich begann, in meinem VW-Käfer herumzufahren und dabei zu singen. Da wurde mir nämlich klar, dass ich es tatsächlich tun könnte - wie die Leute im Radio zu singen.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ich lebe meinen Traum insofern als dass ich meinen Lebensunterhalt mit Musik verdiene und dass ich jetzt ein Solo-Album fertig gestellt habe, das ich liebe. In den 90ern, als ich mein Geld als Bedienung verdiente, war das alles, wovon ich geträumt habe. Ich träume aber immer noch - und zwar davon, eine Tonne Alben zu verkaufen, damit ich auch mal auf Tour gehen kann...

7. Was war deine größte Niederlage?

Meine erste Ehe. Aber auch daraus ist etwas gutes erwachsen: Ich glaube nämlich nicht, dass ich Dean getroffen hätte, wenn ich nicht zunächst meinen Ex-Ehemann (Jody Porter - Fountains Of Wayne) geheiratet hätte.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Als erstes die Veröffentlichung meines Solo-Albums und die Möglichkeit, zu proben, um ein paar Songs als Support für Luna spielen zu können. Und dann auch ins Studio zu gehen, um mit Dean an seinem neuen Projekt arbeiten zu können und mit Luna aufzunehmen.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Oh boy - es gibt einfach zu viele schlechteste Songs. Ich suche übrigens nach einem schlechten Song zum covern. Ich möchte einen Song finden, der schrecklich ist, und den irgendwie gut machen. Ich habe neulich eine Keith Richards-Dokumentation gesehen und da hat er einen Song gesungen, der populär war, als er ein Kind war. Das hörte sich an wie ein Anwärter für den schlechtesten Song. Er heißt "Pink Toothbrush".

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Einstein - damit er mir Physik erklären könnte. Ich denke nämlich, dass das Magie ist...

Weitere Infos:
brittaphillips.com
www.facebook.com/BrittaPhillipsNYC
twitter.com/@brittaphillips
www.instagram.com/britta_phillips

Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Luz Gallardo-
Britta Phillips
Aktueller Tonträger:
Luck Or Magic
(Double Feature/H'art)
 

Copyright © 2016 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de