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13.05.2016
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10+10

THE COATHANGERS

The Coathangers
Als uns The Coathangers vor fünf Jahren zum ersten Mal im Vorprogramm der Thermals begegneten, begeisterten die Damen aus Atlanta eher mit couragiertem Dilettantismus denn mit musikalischer Filigranität. Inzwischen zum Trio geschrumpft, hauen sie uns auch auf ihrem fünften Album, "Nosebleed Weekend", ihre rotzige Riot-Grrrl-Power um die Ohren, gleichzeitig überzeugen sie bisweilen auch mit bislang ungekannter Präzision, wenn sie auf den Spuren von den Ramones oder den Go-Gos für einen Moment ihre Kratzbürstigkeit ein Stück weit vergessen und mit pop-punkiger Eingängigkeit und einem Schuss 60s-Garage-Rock-Flair glänzen oder stellenweise sogar mit kühlem New-Wave-Minimalismus kokettieren. Derzeit sind die Damen auf Europa-Tour, nach Pfingsten spielen sie in Hamburg und Berlin. Wir trafen Julia Kugel (alias Crooked Kid Coathanger), Stephanie Luke (alias Rusty Coathanger) und Meredith Franco (alias Minnie Coathanger) vor ihrem klasse Auftritt in Köln.


1. Was ist eure Definition von "guter Musik"?

Julia: Alles, was Gefühle in dir auslöst, ganz egal, ob du glücklich, traurig oder wütend wirst. Dabei ist es egal, ob es Techno oder Rock'n'Roll ist - Hauptsache ist, dass du etwas fühlst!

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Julia: Die Proben... (lacht)

Minnie: ...denn Übung macht den Meister (lacht)!

Rusty: Sicher auch der Ort, an dem wir die Platte aufgenommen haben, denn das war ein ganz altes Studio in Kalifornien mit einem tollen Vibe.

Julia: Dieses Mal war einfach alles anders: Die Stadt, das Studio, der Produzent. Es wäre seltsam, einen dieser Faktoren herauszuheben, aber letztlich war es wohl der Tapetenwechsel, der den größten Einfluss hatte.

Rusty: Die Antwort lautet also ganz einfach - Kalifornien (lacht)!

3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?

Minnie: Because it's awesome!

Rusty: Das stimmt (lacht)!

Julia: Wir sind dieses Mal richtig stolz auf die Songs. Wir hören uns selbst richtig gerne an, dabei können wir unsere Platten für gewöhnlich nicht ausstehen und hören sie uns nie an. Bei der letzten und dieser hatten wir wirklich das Gefühl: Ja, so langsam kommt die Sache in Fahrt. Unsere frühen Platten sind unglaublich rau und es fällt uns schwer, sie uns anzuhören, weil wir damals so viel durchgemacht haben. Die neue Platte ist einfach fucking good, deshalb sollte man sie kaufen!

4. Was habt ihr euch von eurer ersten Gage als Musiker gekauft?

Julia: Wir haben noch nichts verdient. Wir haben ein bisschen Geld bekommen und jede von uns hat sich ein paar neue Schuhe gekauft. Ansonsten versuchen wir einfach, unsere Rechnungen pünktlich zu zahlen, und wenn das funktioniert, ist das ein echt gutes Gefühl. Aber auf den ganz großen Scheck warten wir noch! Eines Tages...! Unser Ziel ist es allerdings eher, uns irgendwann über Geld nicht mehr so viele Sorgen machen zu müssen. Es wäre echt toll, die Telefonrechnung am Monatsanfang zu begleichen und nicht erst am 5. oder am 6. des Monats. Das ist unser Ziel!

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass ihr Musiker werden wolltet?

Julia: Nein, denn bis vor etwa fünf Jahren haben wir uns gar nicht als Musikerinnen betrachtet. Der Wendepunkt für uns war, dass wir eines Tages wirklich betrunken waren und ein paar Instrumente in die Finger bekommen haben und dann schnell gemerkt haben, was für einen Spaß es macht, einfach wild drauflos zu spielen. Zu Anfang waren wir gar nicht gerne auf der Bühne und immer furchtbar nervös. Unser Ziel war ja nie, die Welt zu erobern.

6. Habt ihr immer noch Träume - oder lebt ihr den Traum bereits?

Julia: Wir leben den Traum, aber das zu tun ist ziemlich hardcore.

Rusty: Wir sind immer noch bettelarm, das ist mal sicher!

Julia: Der Traum ist, dass wir in der Lage sind, das hier weiterzuführen. Wir sind immerhin schon an einem Punkt angekommen, wo wir unseren Traum leben und dafür nicht auf dem Fußboden schlafen müssen, vom Veranstalter prima Essen und Drinks bekommen - und einen netten Fahrer und Tourmanager haben wir auch noch. That's fucking awesome!

Rusty: Wir freuen uns einfach, dass die Leute unsere Songs mögen, mit denen wir uns wirklich entblößen.

Julia: Auch das ist uns lange sehr schwergefallen. Die neue Platte ist ja auch die erste, auf der unsere Gesichter auf dem Cover zu sehen sind - und das ist schon unsere fünfte. Näher als das hier (sie zeigt auf das Cover von "Suck My Shirt", auf dem die Haare die Gesichter der Musikerinnen verdecken), sind wir dem bislang nicht gekommen. Wir haben immer gesagt: Ein Foto von uns ist okay, aber nicht unsere Gesichter... Dass wir es jetzt getan haben, ist eine große Sache für uns. Alle haben uns immer gesagt: "Ihr solltet eure Gesichter auf dem verdammten Cover haben" und wir so... (sie seufzt mit einer Mischung aus Unentschlossenheit und Panik)... "Okay!"

7. Was war eure größte Niederlage?

Julia: Es gibt ein paar Songs auf unseren alten Platten, die ich gerne ungeschehen machen würde, weil sie überflüssig sind und womöglich noch dazu in der falschen Tonart! Abgesehen davon bereuen wir nichts!

8. Was macht euch derzeit als Musiker am glücklichsten?

Julia: Deutschland (lacht)! Ob ich in Amsterdam "Holland" gesagt hätte? Nee, in Amsterdam wäre ich high und würde "Gras" sagen! Deutschland ist wirklich toll, allerdings haben wir noch keine Würstchen gegessen. Wir haben einfach noch nicht an der richtigen Tankstelle gehalten!

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Julia: Oh... Das dürfte wohl ein Lied von... wie heißt der Typ von Genesis gleich? Phil Collins? Es dürfte wohl eines von ihm sein.

Minnie: Ein Song, den ich wirklich hasse, ist "Hurts So Good" von wie hieß er gleich? John Mellencamp!

Julia: Scheiße ja, das ist wirklich mies. John Cougar hat eine Menge Nieten geschrieben.

Minnie: Keine Ahnung, ob das wirklich der schlechteste Song aller Zeiten ist, aber den mag ich überhaupt nicht!

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen?

Julia: Blondie!

Rusty: Iggy Pop!

Julia: Ich weiß nicht, ob Elvis uns mögen würde, aber das wäre total krank, wenn er käme. Der Leder-Elvis!

Minnie: Ja, der Leder-Elvis ist der Beste!

Julie: Eigentlich macht es gar keinen Spaß, wenn dir jemand zuschaut, den du wirklich respektierst, weil du die ganze Zeit nur denkst: "Bau keinen Scheiß, bau keinen Scheiß, bau keinen Scheiß!" Deshalb: Komm einfach vorbei und nach dem Konzert kannst du uns dann treffen!

Weitere Infos:
thecoathangers.com
facebook.com/TheCoathangersATL
instagram.com/thecoathangers
twitter.com/thecoathangers
thecoathangers.bandcamp.com

Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Pressefreigabe-
The Coathangers
Aktueller Tonträger:
Nosebleed Weekend
(Suicide Squeeze/Cargo)
 

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