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16.09.2022
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CARI CARI

Cari Cari
"Welcome To Kookoo Island" ist der Titel des zweiten Albums der gut gelaunten österreichischen Musik-Anarchisten Cari Cari - und zugleich auch eine Art Soundtrack über einen noch zu drehenden Film über eine eskapistischen Reise zu einer virtuellen Utopie namens Kookoo-Island. Ihren ersten Longplayer "Anaana" hatten Alex Köck und Stephanie Widmer ja noch vor der Pandemie unter Dach und Fach bringen können - inklusive diverser Touren sogar. Als es dann aber daran ging, das neue Album anzugehen, war die Pandemie aber schon in vollem Gange. Hat sich das auf die Produktion des Albums ausgewirkt? Alex Köck beschreibt uns freundlicherweise das Szenario: "Naja, als wir begonnen haben, neue Songs zu schreiben, war gerade der erste Lockdown, es gab diese Buschbrände in Australien, wir konnten nicht mehr auf Tour gehen - aber eigentlich ist es uns voll gut gegangen. Wir waren in einem Studio in einem Nationalpark und haben eigentlich das gemacht, was wir am liebsten machen - ganz ohne Zeitdruck. Wir haben ja nix gelernt und sind keine professionellen Musiker und machen so sehr unbewusst Musik und lassen einfach alles einfließen durch unseren Cari Cari-Filter. Als wir die ersten Songs geschrieben haben, haben wir geschaut, was der rote Faden sein könnte und sind dann darauf gekommen, dass es das Flüchten in eine eigene Welt sein könnte - so mit U-Booten und im Weltraum mit der Naivität von Kindern ins Unbekannte. Also Eskapismus auf Kookoo-Island."

Nun war die Stimmung bei den Arbeiten am neuen Material aber offensichtlich so entspannt, dass statt hektischer, wilder Exploitation-Musik nun weitestgehend entspannte, musikalische Tagträume dabei heraus kamen. Oder sind Cari Cari etwa mittlerweile gar vernünftig geworden? "Haha - nein, im Gegenteil", freut sich Alex, "Kookoo kommt ja auch von 'verrückt'. Es war auch keine bewusste Entscheidung, dass es in diese Richtung gehen sollte. Irgendwie ist das so gekommen - und das war dann auch gerade genau das, was wir auch gebraucht haben. Ich muss dich auch enttäuschen, denn bei den Konzerten jetzt wird es auch wieder wild zugehen - da werden wir das Material auch wieder in ein anderes Gewand einpassen. Wir haben dieses Mal auch nicht mehr so viele Sachen live eingespielt wie früher, weil es halt nicht so gut gepasst hat. Wir fangen ja immer mit einer Vision an - sind dann aber offen wenn es mal nach links oder rechts weggeht. Dieses Mal haben wir dann eben mehr mit Overdubs und Elektronik gearbeitet. Wir haben uns auch gedacht, dass wir mal mit jemand zusammenarbeiten müssten, der die Sache ganz anders sieht als wir und haben dann für die Hälfte des Prozesses mit Paul Gallister, dem Produzenten und Songwriter von Wanda zusammengearbeitet, was sehr interessant war. Der ist nämlich ein richtiger Songwriter-Typ, von dem wir auch viel gelernt haben - aber wir haben auch gemerkt, dass wir so unseren Kompass verloren haben. Wir haben dann in Sachen wie 'No Proper Life' oder 'Crocodile Mountain' doch wieder seltsamere Sachen gemacht, die sich einfach auch aber richtig angefühlt haben." Damit ist das Wesentliche zu dem neuen Album eigentlich gesagt. Zeit also, sich mal unseren berüchtigten zehn Fragen zu widmen...


1. Was ist eure Definition von "guter Musik"?

Authentische Musik. Ich merke das extrem, wenn etwas berechnend ist. Sowas packe ich nicht. Authentisch kann sein Pink Floyd oder aber auch gewisse Rapper. Auch, wenn das irgendwie nicht meine Musik ist und ich mir das auch nicht viel anhöre, aber ich verstehe, warum das funktioniert - weil da ein ehrliches Gefühl dahinter steht. Es muss auch nicht authentisch sein im Sinne von 'ich erzähl' jetzt was aus meinem Leben', sondern mit dem richtigen Gefühl verbunden sein. Ich finde, DJ Ötzi ist auch irgendwie authentisch in dem, was er macht - auch wenn das jetzt vielleicht nicht das beste Beispiel ist, aber als Typ ist er authentisch.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Gute Frage. King Gizzard And The Lizard Wizard vielleicht. Weil die sich herausnehmen, alles durcheinander zu mischen. Die machen ein Heavy Metal-Album und drei Monate später ein Boogie-Album. Es ist auch die Art, wie die Geschichten erzählen und sich eine eigene Welt bauen. Das hat uns schon beeinflusst. Ein bisschen Eskapismus schadet ja auch keinem.

3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?

Naja, Quentin Tarantino will ja noch einen Film machen, und da muss es ja langsam mal klappen mit unserer Musik im Soundtrack. Da brauchen wir jede Unterstützung.

4. Was habt ihr euch von eurer ersten Gage als Musiker gekauft?

Ziemlich sicher Musik-Instrumente.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass ihr Musiker werden wolltet?

Auf jeden Fall, dass wir hauptberuflich Musiker werden wollten. Wir kommen beide aus Familien, in denen unsere Eltern das Musizieren immer gefördert haben. Es war aber nie, dass sie daran dachten, dass man davon leben könnte. Es war aber so, dass mich die Plattensammlung von meinem Papa dann so mit 10, 11 sehr beeinflusst hat und auch Videos auf MTV zu schauen. Mich haben auch immer diese Geschichten vom Aufstieg und Fall des Rockstars sehr fasziniert und inspiriert, Musiker zu werden.

6. Habt ihr immer noch Träume - oder lebt ihr den Traum bereits?

Ich glaube, man hat immer Träume. Es ist ja eine Kunst. Man kann ja immer unzufrieden sein und mehr wollen. Die Kunst ist, zu träumen und immer weiter zu machen. Es ist so, dass es mit unserer Musik immer stetig bergauf geht. Es ist aber kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir leben unseren Traum auch. Wir machen genau die Musik, die wir machen wollen und uns redet keiner drein und besser geht es einfach nicht. Und wenn Quentin Tarantino jetzt aufhört Filme zu machen und dieser Traum dann platzt, dann werden wir trotzdem weitermachen.

7. Was war eure größte Niederlage?

Ich glaube, das war ein Konzert bei einem Festival an der Kölner Südbrücke. Die haben uns nicht gesagt, dass sie einen niedrigen Pegel einhalten müssen und das Konzert war dann so leise und lasch, dass es einfach keinen Spaß gemacht hat.

8. Was macht euch derzeit als Musiker am glücklichsten?

Gerade Konzerte zu spielen. Das ist sehr schön und nachdem das erste Album ja abgeschlossen ist, fängt mit dem neuen Album dann ja auch ein neues Kapitel an.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Das kenne ich wahrscheinlich nicht. Ich finde am schlechtesten den berechnenden deutschen Pop von Mark Foster und solchen Leuten, in dem es darum geht, in einem Einfamilienhaus zu leben und seinen 9 to 5-Job zu machen und dann gemeinsam durchzubrennen und so seiner Freiheit Ausdruck zu verleihen - sowas mag ich nicht.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen?

Ich glaube, ich würde gerne Paul McCartney mal treffen - nicht, weil ich den so toll finde, aber weil ich denke, dass er sehr nett ist. Ich bin auch ein riesiger Bob Dylan-Fan - aber den möchte ich nicht kennen lernen, weil der für mich ein mysteriöses Fabelwesen ist - und das soll er auch bleiben. Ich würde aber auch gerne Leute aus anderen Sparten kennenlernen - Regisseure wie Stanley Kubrick, oder Wes Anderson oder natürlich Quentin Tarantino. Ich denke, das wäre sehr interessant sich mit dem zu unterhalten.

Weitere Infos:
www.caricariragazzi.com
www.facebook.com/caricarimusic
www.instagram.com/caricarimusic
www.youtube.com/caricarimusic

Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Andreas Jekworth-
Cari Cari
Aktueller Tonträger:
Welcome To Kookoo Island
(recordJet/edel)
 

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