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11.02.2025 http://www.gaesteliste.de/zehnpluszehn/show.html?_nr=376 ![]() |
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10+10 |
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JOHNOSSI |
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John Engelbert und Ossi Bonde - besser bekannt als Johnossi - sind weder zu bremsen noch sonstwie aufzuhalten. Nachdem sie im letzten Jahr ihre achte LP "Forevers" veröffentlicht und mit einer gefeierten, ausgedehnten Skandinavientour auch gleich gebührend gefeiert haben, konnten sie es Anfang 2025 nach einer kurzen Auszeit kaum erwarten, "endlich wieder auf der Bühne zu stehen" (wie Ossi das formulierte). Und das, ohne irgendwelche Ermüdungserscheinungen zu zeigen und mit Sätzen wie "es ist doch schön, älter zu werden und mit 40+ immer noch Spaß an seiner Arbeit zu haben" auf der Zunge. Tatsächlich finden sich gar nicht so viele Veteranen der Indie-Szene, die nach 20 Jahren im Geschäft mit einer solchen Begeisterung bei der Sache sind, wie Johnossi.
Warum das so ist, deutet John an, als er versucht, den im Vergleich zu den letzten beiden Vorgängerwerken "Torch // Flame" und "Mad Gone Wild" fast schon leichtfüßigen Power-Pop-Charakter des neuen Albums zu beschreiben. "Man kann ein Projekt zwar mit einem gewissen Mindset oder einem bestimmten Plan angehen", sagt er nämlich, "aber man muss es zulassen, das alles von selbst zueinander findet und man darf sich der Musik dann auch nicht in den Weg stellen. Wir dachten aber, dass die letzten beiden Alben als Spiegel der Zeiten vielleicht zu düster, verwirrend und kompliziert waren und wollten dieses Mal daraus ausbrechen und auf eine spirituelle Weise einen offenen Himmel zulassen und mit Farben spielen. Es gibt dieses Mal keine grauen Wolken. Wir versuchen eigentlich immer, so etwas zu erreichen - und dabei ist es manchmal besser, nicht allzu viel eingreifen und steuern zu wollen, sondern die Dinge einfach zu halten." Dann schmunzelt er nachdenklich und ergänzt: "Aber es ist ja nicht meine Aufgabe unsere Musik mit Worten zu beschreiben. Wir können sie nur präsentieren und vorstellen und analysieren auch selten, was wir tun." Auch Ossi hat eine Meinung zu dem Thema: "Ich würde auch sagen, dass ich heute mehr mit mir im Reinen bin als je zuvor und dass sich das natürlich auch in unserer Musik niederschlägt. Wir brauchen heute nicht mehr zu viel darüber nachzudenken, was die Leute von uns erwarten oder was sie von uns denken. Das ist natürlich förderlich für unser Selbstvertrauen. Natürlich haben auch wir Phasen, in denen wir an uns zweifeln - aber die sind viel kürzer als früher. Wir haben auch keine Zeit für Bullshit." Und John ergänzt noch: "Das dümmste, was du als Künstler machen kannst, ist sowieso Kompromisse mit deiner Kunst einzugehen." Das hört sich alles sehr schlüssig und bestimmt an: Zeit also, unsere zehn Fragen zu stellen. |
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1. Was ist eure Definition von "guter Musik"?
Ossi: Musik sind Gefühle. Also denke ich, dass gute Musik solche ist, bei der ich mich gut fühle. John: Oder bei der man überhaupt irgendetwas fühlt. Ossi: Ja - aber Musik sollte in dir nicht das Gefühl auslösen, die Stereo-Anlage kaputt hauen zu wollen. Musik sollte mich also schon gut fühlen lassen. 2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung? Ossi: Ich habe keine spezifische Antwort, aber ich denke, wir waren ziemlich von klassischer Rockmusik inspiriert, die nicht allzu kompliziert sein sollte. John: Oder von uns selbst. Ja - Johnossi war die größte Inspiration. 3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen? John: Eigentlich sollte sie niemand kaufen müssen. Aber wenn schon, dann deswegen, weil wir das verdienen. Ossi: Und ich denke, die Zuhörer verdienen es ja auch. Egal ob es um das ganze Album geht oder nur einen einzelnen Song. Da wird wohl jeder etwas finden können, das er wirklich mag. 4. Was habt ihr euch von eurer ersten Gage als Musiker gekauft? John: Vermutlich eine Gitarre - oder doch eher Saiten. Ossi: Ich habe vermutlich auch Drumsticks gekauft - aber vor allen Dingen habe ich meine Miete bezahlt. 5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass ihr Musiker werden wolltet? John: Nicht, dass das wie ein Klischee klingen soll - aber es ist ja ein Klischee. Das war für mich wahrscheinlich der Moment, an dem ich Michael Jackson im Fernsehen gesehen habe und mir dann vorgenommen habe, auch mal auf der Bühne stehen zu wollen. Wobei ich damals noch nicht wusste, als was - vielleicht als Stripper oder als Gitarrist. Ossi: Ich wollte immer mit irgendetwas Kreativem von zu Hause aus arbeiten. Ich hatte immer Instrumente zu Hause und das war dann eine Art Safe-Spot für mich. Mit Musik konnte ich in meiner Bubble verweilen und mich sicher fühlen. Natürlich wusste ich nicht, ob man damit Geld verdienen könnte - aber sicher habe ich mich mit der Musik immer gefühlt. 6. Habt ihr immer noch Träume - oder lebt ihr den Traum bereits? John: Ich habe keine Träume in dieser Richtung. Wenn es um uns und unsere Kunst geht, dann haben wir nie Ziele, die wir anpeilen - beispielsweise mal den Madison Square Garden auszuverkaufen oder so etwas. Das ist ja kindisch. Das Einzige, was wirklich zählt, ist doch die Fahrt zu genießen. Ansonsten würde das doch alles gar keinen Sinn machen. Das ist doch mit allem so. Wenn man darauf zielt, bestimmte fixe Ziele zu erreichen, dann ist das doch eine richtig unmoderne Art zu leben. Das ist der große Betrug des Kapitalismus - der dir einredet, immer ein konkretes Ziel anstreben zu müssen. Ossi: Ich denke, das hat auch mit dem Alter zu tun. Wenn man ein Mal bestimmte Ziele erreicht hat, dann realisiert man irgendwann, dass sich eigentlich gar nichts geändert hat. Um auf deine Frage zurückzukommen, würde ich dann sagen, dass ich tatsächlich meinen Traum lebe. Man wird so auch geduldiger. 7. Was war eure größte Niederlage? John: Niederlage? Ich denke, dass eigentlich gar nichts als Niederlage bezeichnet werden sollte. Wir hatten auch noch keine wirklich große Niederlage. Ossi: Naja - vielleicht als ich im letzten Sommer mein Bein gebrochen habe. Aber davon habe ich mich ja wieder erholt - das war also keine echte Niederlage. Eine große Niederlage wäre hingegen, wenn wir beschließen würden, keine Musik mehr zusammen zu machen. Und das wird nicht passieren. Kleine Niederlagen sind hingegen genauso wichtig wie große Siege. Man lernt daraus. 8. Was macht euch derzeit als Musiker am glücklichsten? John: Auf eine persönlichen Ebene erfüllt der Umstand, dass wir die Möglichkeit haben, nach 20 Jahren noch live spielen zu können mit Demut. Und das ist heute für mich magischer als je zuvor. Heute in Köln spielen wir die erste Show von 2025 und ich weiß, dass es eine fantastische Sache werden wird. Ossi: Da stimme ich zu. Die Vibes, die wir mit der Crew auf Reisen haben, habe ich lange Zeit nicht so genossen, wie heute. 9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde? Ossi: Hoffentlich habe ich den Song noch nicht gehört. John: Ich würde sagen "Once I Was 7 Years Old" von Lukas Graham. Ich hasse diesen Song. 10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen? John: Ich denke Jesus Christus, seine Apostel und die Priester, die ihn verurteilt haben und Judas natürlich - alle zusammen in der VIP-Abteilung. Und dann vielleicht noch Michael Jackson - obwohl eher nicht, dann könnte ich ja vor Aufregung bestimmt nicht mehr spielen. Ich bleibe also bei Jesus und seiner Crew. Ossi: Ich denke, ich bin eher ein Sportfan und würde Roger Federer und Boris Becker auf der Gästeliste haben wollen. |
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Text: -Gaesteliste.de- Foto: -Ullrich Maurer- |
![]() Aktueller Tonträger: Forevers (Universal) |
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