25.05.2010 http://www.gaesteliste.de/zehnpluszehn/show.html?_nr=96 |
|
10+10 |
|
JULIA A. NOACK |
|
Mit "69.9" legt die Wahl-Berlinerin Julia A. Noack ein Album vor, wie man es aus unseren Breiten eigentlich weniger gewohnt ist. Es gibt souveränen, englischsprachigen Indie-Folk-Pop fernab von irgendwelchen möglichen Vorbildern - mit einem durchaus eigenen musikalischen Gesicht und einem interessanten soundtechnischen Ansatz, den Julia so definiert: "Ich wollte ein wenig mit dem eher traditionellen Singer / Songwriter-Sound brechen, dem immer so dieses 'Mädchen mit der Gitarre"-Image anhaftet. Ich wollte das Schöne ein bisschen aufbrechen, es sollte alles nicht zu glatt werden." Julia, die nach einem Umzug von Köln nach Berlin einen "Neuanfang in allen Bereichen" suchte, wie sie selbst sagt, gelang mit "69.9" ein selbstbewusstes Zweitlings-Werk, bei dem sie so manche musikalische Grenze streift - was auch in dem zunächst rätselhaften Titel deutlich wird: "Eigentlich geht es hier nur um die Form", erklärt sie diesen, "wenn man eine fiktive Grenze bei 70 zieht, ist 69.9 nur eine Dezimalstelle vor der 70. Man befindet sich also in einem Moment des Innehaltens, der Spannung und der Ungewissheit: Was passiert, wenn die Ziffern umspringen? Welche Grenze wird dann überschritten, und ist es ratsam oder eher gefährlich, sie zu überschreiten? Mit welchem Inhalt der Hörer nun diese Zahl füllt, bzw. um welche Grenze es sich für den Einzelnen handelt, ist jedem selbst überlassen. Für mich persönlich hatte das Thema Grenzen einhalten und Grenzen überschreiten eine sehr große Bedeutung in den letzten zwei Jahren. Das Album ist davon geprägt."
|
|
1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?
Das ist schwer zu sagen. Es gibt ja immer den handwerklichen, objektiven Aspekt und dann die persönlichen Vorlieben. Ich kann durchaus einen Song, eine Komposition, ein Album objektiv als "gute" Musik anerkennen, ohne dass es mir persönlich gefällt. Für mich persönlich ist das gut, was mich irgendwie packt und reingeht. Und das kann eigentlich nur Musik, die authentisch ist. Es gibt ja auch Leute, von denen man sagen kann, dass sie gute Musiker sind; aber wenn sie seelenlos spielen, ist es einfach wertlos, finde ich. Es muss schon persönlicher, echter Ausdruck drin sein, sonst ist es schal. 2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung? Einflüsse sind immer nur schwer zu erfassen, finde ich. Man ist ja auch von Dingen beeinflusst, ohne dass es einem bewusst ist. Das können Entwicklungen im persönlichen Leben sein, genau so wie musikalische Einflüsse, die man einfach unbewusst in sein eigenes Musikschaffen einwebt.
Was speziell beim Aufnehmen im Studio für mich wichtig oder neu war, war, dass die Rhythmusgruppe auch wirklich aus den Musikern bestand, die live mit mir spielen. Bei der letzten Platte war das nicht der Fall. Diesmal hatte ich wirklich das Gefühl von "ich und meine Band spielen die neue Platte ein", und das war toll. Rainer Winch an Drums / Percussion und Anders Grop am Bass haben sich super eingebracht. Die beiden kennen die Songs, und - noch wichtiger - sie kennen mich; und so etwas hört man der Musik dann auch an, finde ich. Diese Tage im Studio sind einfach immer sehr intensiv und dicht, und wenn es dann so kreativ läuft wie diesen Aufnahmen, ist das sehr spannend und befriedigend. Außerdem macht es total Spaß. |
|
Text: -Gaesteliste.de- Foto: -Pressefreigabe- |
Aktueller Tonträger: 69.9 (Timezone) |
Copyright © 2010 Gaesteliste.de Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de |