1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?
Das ist natürlich sehr subjektiv, aber für mich ist ein Song gut, wenn er eine emotionale Reaktion hervorruft, wenn er gefangen nimmt, obwohl man den Text noch gar nicht kennt und nicht weiß, worum es geht. Ein persönliches Beispiel ist "Losing My Religion" von R.E.M.: Ich hatte keine Ahnung, wovon der Song handelt, aber ich spürte, dass Michael Stipe meinte, was er sagte und dass es tiefsinnig und wichtig war - gute Arbeit! Auch mit "Gods & Monsters" von Lana Del Rey ging es mir noch kürzlich so.
2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?
Dekonstruktion und Destabilisierung des Egos vs. feste Entschlossenheit und die Reise zwischen diesen beiden Extremen. Musikalisch? Nicht viel. Nach drei Alben haben wir genug eigene Identität. Ein Häppchen Kate Bush im Embryo eines Songs. Ein wenig Paul Simon in der Gesangslinie bei einem anderen. Etwas Neptune Towers bei einem Songteil.
3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?
"Emotional and atmospheric rock made with complete feeling. A multi-layered journey through trial & tribulation, with some elements of prog, even a little folk and classical at times." Ein Opus, das sich sozusagen damit befasst, der Haut ein Peeling zu verpassen, statt sich nur die juckende Stelle zu kratzen. Für mich ergibt das ein fesselndes und erhebendes Erlebnis. Definitiv keine Party-Mucke.
4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?
Hmmmm, sehr wahrscheinlich habe ich schlussendlich eine neue Gitarre davon gekauft... Aber vor allem erinnere ich mich daran, dass ich es lange in einer kleinen Zigarrenbox aufbewahrt und versteckt habe!
5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?
Vermutlich wurde die Sache ernst für mich, als ich eingangs der Neunziger Metallica-Videos anschaute. Slayers Set beim Monsters Of Rock in Donington (ein Auftritt, den ich klugerweise vom Radio auf Cassette mitschnitt) war ebenfalls ein Schlüsselerlebnis. Ich wollte allerdings kein Star werden und nicht notwendigerweise auf die Bühne - das Ziel war ein Vertrag, ein Album, mit dunklen Songs darauf. Nicht notwendigerweise agressiv, dunkel halt. Man sollte sich selbst fragen: Bin ich mehr der "Angel of Death/War Ensemble"- oder eher der "Spill the Blood/Dead Skin Mask"-Typ.
6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?
Ich träume von großen UFOs, irrsinnig hohen Sendemasten und davon, von Tornados umgeben zu sein - im Ernst jetzt. Insofern lebe ich den Traum noch nicht.
Träume im Sinne von anstreben: Da kann ich mich nicht beklagen, aber es scheint in der menschlichen Natur zu liegen, nie mit dem Erreichten rundum glücklich zu sein oder sich damit zu begnügen. Dein bester Song ist immer dein NÄCHSTER Song, so bleibt das Musikmachen spannend.
Der Abgrund zwischen unserer Wahrnehmung und der Realität ist gewaltig - das dürfte es schwer machen, je seine Träume wirklich zu leben. Besonders, wenn man auf diese UFO-Invasion wartet...
7. Was war deine größte Niederlage?
Dass ich es nicht geschafft habe, die Eiche vor den Flammen zu bewahre. Damit meine ich das Cover von Thines "The Dead City Blueprint" und einige der Dinge, um die es in dem Album geht. Auf der anderen Seite hat genau dieses Versagen dazu geführt, dass das Album genau so entstanden ist, insofern...
8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?
Ich finde es klasse, mit meiner Musik Menschen erreichen zu können, die diese idealerweise dann auch noch schätzen! Wenn du von jemand hörst, den du nie getroffen hast, dass deine Arbeit wirkliche Auswirkungen auf ihr Leben gehabt hat, ist das unglaublich erfüllend. Wozu soll Musik sonst gut sein? Streicheleinheiten fürs Musiker-Ego?
9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?
Da gibt es schon einige, die mich höllisch aufgeregt haben, aber das lag daran, dass sie auch noch Ohrwürmer waren. Aber die allermiesesten Stücke sind für mich die, die nichts als Teilnahmslosigkeit auslösen. Oder nimm "4'33" von John Cage. Man sagt mir, dass es ein Meisterwerk ist. Aber für mich ist es eins der verstörendesten Stücke überhaupt.
10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen?
Ich als Teenager, um mir eine Vorstellung davon zu vermitteln, dass sich die harte Arbeit lohnen kann - und um mich vorzuwarnen... Und natürlich Anneke van Giersbergen, damit wir sie auf die Bühne bitten können, damit sie etwas singt - Irgendetwas!