Michael Weston King ist einer jener unermüdlich rackernden Basis-Arbeiter des Rockbusiness. Als Engländer mit einem Faible für amerikanisch geprägtes Songwriting leider im falschen Land geboren, tut er sich schwer, in seiner auf Hipness ausgelegten Heimat seinen Standpunkt zu vertreten. Dennoch ist es ihm gelungen, sich im Laufe der Jahre eine feste Fangemeinde - durchaus auch unter Kollegen - zu erspielen. Auf seinem neuen Werk, "A New Kind Of Loneliness", löst er sich auch immer mehr von jenem Country-Ruf, der seiner alten Hausband, The Good Sons, immer anhaftete. Auf "Loneliness" kreierte er - unterstützt von Kollegen wie Jackie Leven, Michael Cosgrave, Chris Hillman (ex-Byrds), Banjo-Legende Herb Pederson und Ron Sexsmith - reichhaltig arrangierten, klassischen Gitarrenpop, der sich keiner festen Kategorie mehr zuordnen lässt. Und das nach eigenen Bedingungen: Michael finanzierte die ganze Scheibe selber, um sich nicht mit Vorgaben von Labels herumschlagen zu müssen. Der Titel des Werkes bezieht sich dabei zum Beispiel auf die neue Einsamkeit, die von überfüllten, anonymen Städten ausgeht. Ein Thema, mit dem sich der rastlose Troubadour, der sich auf endlosen Tingeltouren die Finger wund spielte, und der immer noch auf "den großen Hit" hofft, natürlich bestens auskennt.
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1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?
Gute Musik ist etwas, das dich von dem, was du gerade tust und wo du dich gerade befindest, an einen ganz anderen Ort mitnimmt. Etwas, das dich von dem, was du gerade denkst, ablenkt. Für mich ist das oft schlicht ein toller Text und eine großartige Melodie - es kann aber auch ein bewegendes, emotionales Instrumental sein.
2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?
Musikalisch waren das Burt Bacharach, Bob Dylan, Dusty Springfield, Rilo Kiley, der frühe Tom Waits, Rufus Wainwright, Costellos "Delivery Man" und Ron Sexsmith. Und textlich ging es mir um das Gefühl, total verloren und einsam zu sein - und in meinem Fall, von meinem Berufsstand ignoriert zu werden (und manchmal auch von den Leuten um mich herum). Letzteres ist ziemlich verrückt, da ich sehr glücklich bin, von Leuten umgeben zu sein, die mich wirklich gerne haben - besonders meine Frau und meine fünf Kinder - was mir mehr wert ist als irgendetwas anderes. Es ist mir selbst ein Rätsel, wieso ich mich manchmal auch in Gesellschaft so total alleine fühle.
3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?
Nun, es ist ein sehr abwechslungsreiches Album. Es rockt, es swingt, es wird dich manchmal sogar zum Lachen bringen und gewiss zum Weinen! Ich denke, dass das meine bislang besten Songs sind, mit starken Melodien und Emotionen. Es gibt auch eine Menge guter Instrumental-Arbeit. Z.B. was Michael Cosgrave mit der Orgel auf "Alone Again" gemacht hat, ist schon sehr interessant. Wenn irgendjemand, der das liest, die Alben von Ryan Adams, Rufus Wainwright, Elvis Costello, Roddy Frame oder Nick Cave mag, dann möchte ich diese Personen dazu drängen, auch mein Album zu kaufen - es wird dazu passen. Zum Teufel noch mal mit der Bescheidenheit: Ich würde sogar sagen, dass es besser ist. Kauft es und beweist mir, dass ich falsch liege...
4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?
Soweit ich mich erinnere habe ich eine Runde ausgegeben...
5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?
Wenn es einen bestimmten Moment gab, dann den, Marc Bolan und T.Rex bei Top Of The Pops gesehen zu haben. Natürlich habe ich auch andere tolle Live Bands in den 70s und später gesehen: The Clash, Dr. Feelgood, R.E.M., Green On Red, Rain Parade etc. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann gab es einen noch früheren Einfluss - und das war die Plattensammlung meiner Mami - mit Scheiben von Elvis, Buddy Holly und Cliff Richard.
6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?
Ich lebe meinen Traum insofern als dass ich immer ein professioneller Musiker werden wollte und es das ist, was ich seit langer Zeit auch bin. Ich habe mit großartige Leuten zusammengearbeitet und live auf der Bühne mit ihnen gestanden. Einige davon waren sogar meine Helden. Aber natürlich habe ich noch Träume. Das Leben als Musiker ist finanziell sehr hart und so träume ich immer noch von einer großen Cover-Version von einem meiner Songs. Oder von dem Song in einem großen Spielfilm, der meine Geldprobleme lindern würde. Künstlerisch träume ich immer noch davon, ein Album zusammen mit Elvis Costello zu schreiben, das von T-Bone Burnett produziert würde. Und mit Keef Richards würde ich gerne einen Trinken gehen...
7. Was war deine größte Niederlage?
Ich denke, "A Decent Man", mein letztes Album, hätte erfolgreicher sein können - also in Bezug auf die Verkäufe und das Airplay im Radio. Ich war ein wenig enttäuscht - aber nicht zu sehr, weil ich ja das Business kenne und wusste, dass das Label nicht sehr viel Geld hatte, um es im Radio zu platzieren. Aber man hofft ja doch immer, dass ein DJ es hört und es spielt, weil er es mag. Vielleicht klappt es ja das nächste Mal!
8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?
Meine Kompositionen. Obwohl die Verkaufszahlen und die Besucherzahlen in den letzten paar Jahren immer dieselben geblieben sind. Ich habe das Gefühl, dass ich als Songwriter immer besser werde und das macht mich glücklich. Obwohl ich natürlich noch glücklicher wäre, wenn sich das neue Album besser verkaufte als die anderen.
9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?
Das ist natürlich total subjektiv. Eines Mannes Fleisch ist des nächsten Gift. Aber persönlich finde ich, dass die meisten Songs der Simple Minds, Phil Collins oder Sting auf meiner Negativliste wären. Ich denke, dass "Belfast Child" von den Simple Minds so ziemlich die Spitzenposition inne hätte...
10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?
Nun, da gibt es viele und einige davon waren sogar bei meinen Shows - Nick Cave, Roger Mc Guinn, Townes Van Zandt. Aber die, die noch fehlen, wie Pete Townsend, Tom Waits, Elvis Costello oder Emmylou Harris, würde ich dann auch gleich einladen, damit sie mit mir singen könnten. Und jene, die es nicht mehr schaffen können, sind Roy Orbison und Townes - einfach weil ich ihn noch einmal gern gesehen hätte. Ich schreibe dies übrigens gerade kurz vor einem Auftritt bei einem Townes-Tribut. Er ist nie sehr weit von meinen musikalischen Aktivitäten entfernt.
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