"Endlich!", möchte man sagen. Endlich veröffentlicht Linda Rum ihre erste EP, "Ten Feet Tall I". Endlich nicht zuletzt auch deshalb, weil mehr als vier Jahre vergangen sind, seit die aus Nürnberg stammende, inzwischen in Hamburg heimische Singer/Songwriterin mit ihrer famosen Band auf "The Beginning"-Tournee in ganz Deutschland unterwegs war, bevor sie vom Leben etwas ausgebremst wurde und erst einmal die Musik loslassen musste, um zu sich selbst zu finden. So dauerte es deutlich länger als erwartet, bis auf die damals unterwegs verkaufte DIY-EP nun die erste "echte" Veröffentlichung folgt. Bereits treffend als lebendig und facettenreich, stimmig, aber nicht eintönig beschrieben, mischt die studierte Organistin, die einst beim renommierten Popkurs in Hamburg die Mitstreiter für ihre Band fand und stimmlich bereits mit der schottischen Pop-Heroine Amy Macdonald verglichen wurde, in ihren Songs Indie-Folk-Zerbrechlichkeit mit einem Hauch Post-Rock-Intensität und scheut dabei auch die großen Gesten und das Schwelgerische, das Hymnische des Pop nicht, ohne sich deshalb dem Mainstream blindlings an den Hals zu werfen. Cello und Synths sorgen neben dem typischen Indiepop-Instrumentarium für eine beachtliche klangliche Bandbreite bei diesen oft betont emotionalen Liedern, in denen trotz viel wohliger Melancholie doch die positive Sicht auf die Dinge überwiegt. "Ten Feet Tall I" beschreibt Linda als geschlossenes Kapitel voller Erinnerungen und Lebenserfahrungen, die sie in den zurückliegenden Jahren gemacht hat, und gleichzeitig als Auftakt für eine neue Reise - ihr erstes Album. Zunächst einmal aber nahm sie sich Zeit für unsere zehn Fragen.
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1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?
Linda: Wenn die Musik mich berührt. Ich mag es, wenn die Musik authentisch ist, dabei ist das Genre oft gar nicht so entscheidend für mich. Persönlich mag ich Indiepop sehr gerne, aber ich ziehe auch viel aus der klassischen Musik, vor allem aus der Romantikepoche. Ich liebe eine gewisse Tiefgründigkeit, aber ich freue mich zum Beispiel auch sehr über leichte, tanzbare Musik wie Phoenix.
2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?
Linda: Bei der EP-Entstehung habe ich zum Beispiel viel The National, Fleet Foxes und Ben Howard gehört. Bei "Old & Wise" war ich von Kirchenmusik und irisch-schottischer Musik beeinflusst. Ich liebe es, wenn man zusammen singt. Um auf Inspirationen zu kommen, spiele ich oft klassische Lieder, und bleibe dann bei interessanten Akkorden stehen und nutze diese dann für mein eigenes Songwriting. Textlich beeinflussen mich alltägliche Situationen, ich versuche mich meinen Ängsten und neuen Herausforderungen zu stellen und aus den Erfahrungen positive Zusammenhänge festzustellen und diese zu teilen. Vielleicht kann ich so den Leuten etwas Mut machen und mit meiner Musik helfen.
3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?
Linda: Textlich liegt mir die EP sehr am Herzen, es ist eine Mutmach-EP und sie kann Halt geben. Aber zum darauf Tanzen ist sie auch. Generell freue ich mich, wenn meine Musik einfach gehört wird.
4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?
Linda: Gute Frage! Das weiß ich leider nicht mehr... Ich denke mal, ich habe mir eine CD von den Foo Fighters gekauft oder auf ein neues Instrument hin gespart.
5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?
Linda: Wenn ich mich zurückerinnere, habe ich mit etwa zwölf Jahren in mein Tagebuch geschrieben, dass ich gerne Sängerin wäre. Es gab da, glaube ich, gar keinen wirklichen Auslöser. Geschubst haben mich im Leben dann zwei Situationen: die eine Situation war in meiner ersten Band. Die Bassistin und die E-Gitarristin meinten, dass sie sich wünschen würden, dass ich singe. Die zweite Situation war, als ich beim Popkurs war: das war eine richtig bewegend schöne Zeit mit den ganzen Tag Musikmachen. Ich hatte dort sehr das Gefühl, dass ich mich so ausdrücken kann, wie ich will. Ich liebe es, in der Musik frei sein zu können. Außerhalb von Musiksituationen habe ich manchmal das Gefühl, dass man in unserer Gesellschaft perfekt sein muss oder Sachen zu lernen hat, obwohl es einen nicht begeistert oder sinnvoll für einen erscheint. Oder einen Beruf aus Sicherheit machen muss, obwohl man persönlich nicht dahinterstehen kann. Ich würde mir wünschen, dass es in Berufen mehr Orte dafür gibt, dass sich jeder mit seiner Begeisterung einbringen kann.
6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?
Linda: Ich habe noch sehr viele Träume und bin manchmal melancholisch, dass ich nicht alles zeitlich parallel schaffe. Aber vielleicht ist das auch nur ein Gedanke und ich schaffe es doch. Darauf arbeite ich hin. Ich träume zum Beispiel davon, Bücher zu schreiben, und möchte gerne mal mit Streichorchester auftreten. Ich bin gleichzeitig sehr dankbar, wie es gerade ist.
7. Was war deine größte Niederlage?
Linda: Als ich während der EP-Aufnahmephase die Musik loslassen musste. Ich war sehr im Außen und brauchte etwas Zeit für mich. Wenn ich allerdings zurückschaue, war diese Zeit richtig wichtig und schön, im Moment hatte ich das nicht so gesehen. Ich bin oft ans Meer gefahren, habe viel gelesen und gelernt, bin wandern gegangen und habe manchmal einfach nur auf meiner Terrasse den Vögeln zugehört. Ich konnte dann alles irgendwie intensiver wahrnehmen, wo ich früher einfach nur dran vorbeigelaufen oder sehr in Gedanken war.
8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?
Linda: Ich bin dankbar, dass ich Musik machen kann und für den Support von Leuten. Ich bin dankbar für meine Freunde und meine Gesundheit.
9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?
Linda: Hui, schwere Frage. Ich empfinde Musik generell als etwas Schönes... Also kann ich allem oft etwas abgewinnen. Was ich allerdings gar nicht mag und wo ich gar nicht dahinterstehen kann, sind textlich rassistische Themen z.B.
10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?
Linda: Leif Vollebekk, Johann Sebastian Bach, The Tallest Man On Earth, Justin Vernon, meine Freunde und Familie.
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