Als Tom Grennan noch mit dem Gedanken spielte, eine Karriere als Fußballer anzustreben und sich in diversen Londoner Clubs versuchte, wurde er von seinem letzten Verein rausgeschmissen - woraufhin er sich auf einer Party die Kante gab und - zur großen Begeisterung der Gäste - in einer Karaoke-Bar den Song "Seaside" von The Kooks präsentierte. Das war für ihn dann die Initialzündung, die ihn bewog, es stattdessen mal als Sänger versuchen. Das führte dann 2018 zu seinem viel bejubelten Debüt-Album "Lighting Matches", das diesen Prozess sozusagen musikalisch widerspiegelte, denn hier präsentierte sich Tom als energiegeladener, stilistisch vielseitiger Pop-Künstler mit Hang zur hymnischen, großen musikalischen Geste.
Nun liegt Toms zweites Album "Evering Road" vor und das ist musikalisch von einem ganz ähnlichen Kaliber - liegt aber stimmungsmäßig auf einer ganz anderen Ebene. Was kein Wunder ist, wie Tom erklärt: "'Evering Road' ist eine Straße in London, in der ich mit meiner ehemaligen Freundin lebte", führt er aus, "das Album handelt vom Zerbrechen dieser Beziehung. Es geht hier um verpasste Chancen, Entschuldigungen und menschliche Fehler. Wir alle machen ja Fehler. Es ist für mich eine Art Therapie, mit der ich diese Erlebnisse verarbeite. Ich hoffe, dass ich dadurch zu einem besseren Mann geworden bin und gestärkt aus diesen Erfahrungen hervorgehen kann." Das neue Album hat auch eine neue musikalische Ausrichtung - und mit Songtiteln wie "Amen" vielleicht sogar eine spirituelle Note? "Ja, es geht ja auf dem Album auch um Geständnisse", erläutert Tom, "deswegen ist es musikalisch stark von Gospel und Soul inspiriert. Und ich fühlte, dass Piano-Balladen dieses Mal das geeignete Mittel wären und sich richtig anfühlten. Dann habe ich auch wieder mit verschiedenen Produzenten zusammengearbeitet, von denen ich wusste, dass sie verstanden hatten, was ich wollte. Wir haben dann die Arrangements dann eng zusammen ausgearbeitet." Zu diesen Produzenten gehörten auch Dan Grech, Eg White, Charlie Hugall und Jimmy Hogarth, die durch ihre Arbeiten für Adele, Lana Del Rey, Amy Winehouse, Ed Sheeran, Sam Smith oder Florence + The Machine bewiesen hatten, dass sie von der Art leicht bombastischer, souliger, organischer Popmusik, die Tom Grennan im Sinn gehabt hatten, wirklich etwas verstehen. Auch schön ist in diesem Zusammenhang das autobiographische Duett "Let's Go Home Together", das Tom mit Ella Henderson als Partnerin singt.
In einer spektakulären 3D-Livestream-Show aus der Brixton Academy (wo Tom 2018 auch sein "Lighting Matches"-Album vorstellte) zeigte Tom dann auch gleich, wie das neue Material sich darstellt, sollte es mal wieder möglich sein, "richtige" Live-Konzerte zu spielen. So richtig abgehoben ist Tom Grennan trotz seiner bisherigen Erfolge aber nach wie vor nicht - und hat deshalb auch kein Problem damit, unsere zehn Fragen zu beantworten.
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1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?
Musik, die mich - und auch andere - glücklich macht, zum Tanzen bringt und anregt, gemeinsam eine gute Zeit zu haben.
2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?
Das war eine schiefgegangene Beziehung, die ich auf diesem Album musikalisch verarbeitete.
3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?
Es ist ein ehrliches Album, es ist erhebend, es klingt gut, ist emotional, macht fröhlich und Spaß.
4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?
Das weiß ich gar nicht mehr. Ich habe mir gar nicht viel von meiner ersten Gage gekauft. Vermutlich ein Bier oder sowas.
5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?
Ja, das war das erste Mal als ich vor Publikum gesungen habe. Das war für mich ein erhebender Moment und hat mich selbstbewusst gemacht. Ich bin ja sowie ein selbstbewusster Typ - aber die Musik hat mir diesbezüglich noch mal geholfen.
6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?
Oh, ich lebe meinen Traum zwar, aber ich habe auch immer noch Träume. Ich möchte noch viel mehr machen und ich möchte besser werden, glücklich sein und hoffentlich auch die Menschen glücklich machen.
7. Was war deine größte Niederlage?
Ich würde sagen der Lockdown. Aber ich muss sagen, dass ich einen sehr guten Lockdown hatte. Ich hatte Zeit nachzudenken und mich auf mich zurückzubesinnen. Aber der Lockdown hat uns Konzerte und Erfahrungen gestohlen. Das ist es, was mich stört und deswegen sage ich, dass das meine größte Niederlage als Musiker war.
8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?
Jetzt mit dir zu sprechen.
9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?
Das wüsste ich nicht zu sagen. Ich denke auch nicht, dass es so etwas wie den schlechtesten Song überhaupt gibt. Denn wenn ich einen nennen würde, dann könnte das ja jemand anderes Lieblingslied sein. Es ist ja alles nur eine Geschmacksfrage sein.
10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?
Amy Winehouse, David Beckham und Maradona auf jeden Fall.
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