Das aus dem Engländer Liam Bradbury, der Südafrikanerin Meghan Wright und dem Italiener Piero Pecchi bestehende Wahl-Berliner Power-Pop-Trio Shybits gehört sicherlich nicht nur zu den umtriebigsten, spielfreudigsten, variantenreichsten seiner Zunft, sondern auch zu den besten und unterhaltsamsten. Das hat einen ganz einfachen Grund: Hier geht es nicht um marketingtechnische Aspekte, traumtänzerische Karrierepläne oder kreative Selbstverwirklichungen, sondern darum, gemeinsam das zu machen, was man meisten liebt und dabei eine gute Zeit zu haben.
Als sich Liam Bradbury sich 2017 mit zwei Arbeitskollegen zusammen tat, die ihre Instrumente nicht spielen konnten, sah er schnell ein, dass es so nicht weitergehen konnte. Als er dann aber durch Freunde auf Meghan Wright traf, die einfach mal das Coolste machen wollte, was sie sich vorstellen konnte (und das war, sich hinter einem Drumkit herumzutoben) und sich Piero Pecchi hinzugesellte, der nicht nur ausgezeichnet Bass spielen konnte, sondern sich außerdem mit Produktionstechnik und Organisation auskannte, sprang der Funke sofort über und seither machen die Shybits mit ihren selbst geschriebenen Power-Pop-Songs (die sie sich zugegebenermaßen aus der ganzen Welt ihrer recht unterschiedlichen und vielfältigen Vorbilder, Idole und Inspirationsquellen zusammengeklaubt haben - beispielsweise beim Cold Wave-Sound der britischen Bands aus den 80ern, wie Liam einräumt) die Bühnen nicht nur der Republik unsicher. Und schließlich fand das Trio auch Zeit, die Debüt-LP "Body Lotion" einzuspielen, die im Februar 2022 erschien. Heutzutage agieren Liam, Meghan und Piero nicht nur als gleichberechtigte Songwriter und Performer, sondern sind allerbeste Freunde, die tatsächlich von der gemeinsamen Liebe zu ihrem Tun zusammengeschweißt werden und sich mit einer fast schon beängstigenden Begeisterung daran machen, unsere berüchtigten zehn Fragen außergewöhnlich ernsthaft, ausführlich und tiefgründig zu beantworten.
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1. Was ist eure Definition von "guter Musik"?
Meghan: Ich liebe es, mitzusingen und ich bin sehr nostalgisch. Die Musik, die ich mag, ist sehr unterschiedlich, weil sie verschiedene Abschnitte in meinem Leben repräsentiert, denn gute Musik muss mich nostalgisch fühlen lassen. Ich bevorzuge kein bestimmtes Genre und ich weiß gar nicht, was ein guter Song haben muss, damit ich ihn gut finde. Aber er muss mich etwas in der Richtung fühlen lassen.
Liam: Das ist bei mir ganz ähnlich. Ich liebe Melodien, ich fühle mich angezogen von Musik die melodiös ansprechend und sommerlich ist, die aber inhaltlich richtig düster ist. Mir geht es nämlich definitiv auch um die Texte. Gute Musik muss auch ehrlich sein.
Piero: Gute Musik muss auf jeden Fall ein bisschen mitreißend sein. Denn das ist es, womit du die Leute generell einfangen kannst. Das gilt für alle Arten von Musik.
2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?
Liam: Ich denke tatsächlich unsere Freundschaft. Das mag sich kitschig anhören - aber das sind meine besten Freunde und ich könnte mir gar nicht vorstellen, mit jemand anderem auf Tour zu gehen. Wir haben Spaß und uns geht es eher darum, unsere Freundschaft zu feiern als ein bestimmtes Level zu erreichen.
Meghan: Wir haben uns auch nicht zusammengesetzt und uns gefragt, in welche Richtung dieses Album gehen sollte, sondern wir waren selbst gespannt, wohin uns die Aufnahmen - für die wir gar nicht viel Zeit hatten - führen würden, denn eine exakte Vision hatten wir ja nicht.
Piero: Wir haben die Songs zusammen geschrieben. Der Prozess lief dann so ab, dass einer von uns eine Idee in den Raum warf und die anderen darauf reagiert haben. Wir haben uns also gegenseitig inspiriert.
3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?
Meghan: Weil das klingt wie Sommer auf Vinyl. Ich kann förmlich den Geschmack und den Geruch und den Sonnenschein in der Musik spüren. Es ist der perfekte Soundtrack für den Sommer und funktioniert so auch im Winter.
Liam: Ich denke, alle Songs sind ziemlich stark. Es ist ein nettes Paket.
Piero: Na, ich weiß ja nicht.
4. Was habt ihr euch von eurer ersten Gage als Musiker gekauft?
Piero: Hier in Deutschland ist das eigentlich ganz gut mit den Zuschüssen für die Kultur. Letztes Jahr haben wir die ersten Zuschüsse bekommen und ein paar Mikros und Kopfhörer gekauft.
Liam: Ja - das waren praktische Dinge, die wir uns zuvor nicht leisten konnten und die uns auf eine neue Ebene bringen würden. Ich habe mir zum Beispiel Custom-Ohrstöpsel gekauft.
Meghan: Piero hat mich zum Shopping mitgenommen und wir haben eine Crash-Zimbel gekauft. Ich habe nach der billigsten gesucht aber Piero meinte, ich solle eine richtig gute kaufen - was wir dann auch getan haben.
5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass ihr Musiker werden wolltet?
Piero: Für mich war das, als ich zur Grundschule ging und sah, dass meine Freunde in der Schulband mitmachten. Da habe ich mir vorgestellt, wie das wäre, auf der Bühne zu stehen und das fand ich sehr spannend.
Meghan: Piero hat ja sogar Saxophon in der Big Band gespielt. Ich habe erst später in meinem Leben angefangen, Musik zu machen. Als ich nach Berlin kam, wollte ich das coolste machen, was ich mir vorstellen konnte - und das war Schlagzeug zu spielen. Ich habe dann Stunden genommen und langsam angefangen mit anderen zu spielen.
Liam: Für mich war es vermutlich mein Vater, der mich dazu brachte, Musiker zu werden, denn er spielt Gitarre und ich war immer ganz fasziniert davon, ihn zu beobachten.
6. Habt ihr immer noch Träume - oder lebt ihr den Traum bereits?
Liam: Ich finde, das ist ein ganz guter Traum, den wir leben. Ich meine, ich bin mit Menschen zusammen, die ich mag und wir spielen Musik.
Meghan: Ich stimme zu. Es wäre natürlich schön, wenn wir auch Geld damit verdienen könnten und nicht auch noch andere Jobs machen müssten. Ich meine, ich bin zwar auch glücklich, meine anderen Jobs machen zu können, es wäre aber schön, uns mehr auf unsere Musik konzentrieren zu können und uns beispielsweise nicht freinehmen zu müssen, um auf Tour gehen zu können. Davon aber abgesehen ist es aber schon ein Traum mit den Jungs auf Tour gehen und live spielen zu können - sei es für fünf Leute oder 1.000.
Piero: Genau - es ist cool, dass wir jetzt einen Booker und eine Agentur haben, denn bisher musste ich immer alles geschäftliche organisieren. Jetzt ist alles ein wenig professioneller.
7. Was war eure größte Niederlage?
Meghan: Ich glaube nicht, dass ich bisher eine hatte. Das mag daran liegen, dass ich nie irgendetwas erzwingen wollte. Wenn es passiert, dann passiert es eben. Ich will mich vor allen Dingen daran erfreuen, Musik zu machen und ich will gar keinen Erfolg anstreben. Wenn man mit dieser Einstellung an die Sache herangeht, dann wird man auch nicht enttäuscht. Ich suche nicht nach diesem großen Traum, den ich unbedingt verwirklichen will.
Liam und Piero nicken hier nur zustimmend.
8. Was macht euch derzeit als Musiker am glücklichsten?
Meghan: Ich finde es ganz toll, wenn uns Leute schreiben und uns sagen, dass sie unser Album mögen. Jemand sagte neulich, dass er unsere CD zwei Wochen am Stück gehört habe - was ich gar nicht glauben wollte. Das ist das Highlight für uns.
Liam: Ganz genau - die Leute glücklich zu machen, ist cool. Wenn die Leute zu deinen Songs tanzen und nachher zum Merch-Stand kommen und sich die CDs signieren lassen, ist das schon sehr schön.
Piero: Und live zu spielen macht auch ganz viel Spaß.
9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?
Liam: Von uns? Haha - das ist aber eine großartige Frage. Ich denke an "Blue (Da Ba Dee)" von Eiffel 65. Der Song ist zwar ein Ohrwurm - aber er ist so schlecht gesungen.
Meghan: Gibt es eigentlich Songs, zu denen man sich sagt: "Schalt das aus - das kann ich mir nicht anhören"?
Liam: Ich schätze schon. Ich kann zum Beispiel Meatloaf nicht ausstehen.
Meghan: Ich weiß was: Der "Crazy Frog"-Song ist ganz schlecht. Es ist ja auch kein richtiger Song.
10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen?
Liam: Das ist eine tolle Frage. Ich denke Paul McCartney wäre cool. Ich würde gerne mit ihm einen Drink backstage nehmen und mir ein paar Gesangstipps geben lassen - weil er immer noch so eine großartige Stimme hat.
Meghan: Ich hätte lieber John Lennon auf der Liste - er ist mein Lieblings-Beatle. Und Kurt Cobain - weil ich Nirvana immer noch so sehr liebe.
Piero: James Brown. Ich denke, ihm würde unsere Musik gefallen.
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