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KINGS ELLIOT
Kings Elliot
Man lernt ja nie aus: Da Kings Elliot ja je zur Hälfte Engländerin und Schweizerin ist, kennt sie sich natürlich auch mit der eidgenössischen Fachterminologie aus. So erklärt sie z.B., dass in der Schweiz der Begriff "Handy" unüblich ist, und man diese Geräte dort "Natel" nennt (die Abkürzung für "Nationales Autotelefon" war eine eingetragene Marke, unter der bis 2017 die Swisscom die Mobilfunk-Angebote vertrieb). Und Taschentücher nennt man in der Schweiz "Nastuch". Das ist deswegen wichtig zu wissen, weil Kings zu dem Zeitpunkt, zu dem sie sich bereit erklärt hat, unsere zehn Fragen zu beantworten, stark erkältet ist und sich erst mal die Nase putzen muss, bevor die Frage geklärt werden kann, was es mit ihrem malerischen Künstlernamen auf sich hat. "Den Namen Kings habe ich mir selbst gegeben, weil ich etwas wollte, was mir Mut gibt, damit ich die ehrlichste Version von mir selber sein kann. Kings ist alles, was ich nicht bin: Mehrzahl, männlich, Royalty. Man erwartet es nicht, dass ich dahinter stehe. Elliot ist ein Familienname meiner Oma."

Der Grund, warum wir uns überhaupt mit Kings Elliot unterhalten wollten, ist der, dass ihre beiden bislang veröffentlichten EPs "Chaos In My Court" und "Bored Of The Circus" vermuten lassen, dass Kings ganz andere Inspirationsquellen hat als ihre Kolleg(inn)en aus der Pop-Welt, denn Kings' Songs überraschen durch eine ziemlich orchestral aufgefasste Melodik, melancholische Gesangsharmonien, fast plüschig anmutende, organische Arrangements, die fast schon aus der Zeit gefallen zu sein scheinen und offenherzige, brutal aufrichtige Selbstfindungs-Lyrics. Was ist denn der Hintergrund für diese doch ziemlich düstere Weltsicht? "Ich bin ja nicht immer depressiv. Bei mir ist es so, dass es immer diesen Schmerz gibt, der mir inne wohnt. Musik mache ich immer dann, wenn es etwas gibt, was mir weht tut und mit dem ich zu kämpfen habe. Auch wenn es mir gut geht, kann ich immer in diesem metaphorischen Wörterbuch blättern und mich an Sachen erinnern, die schmerzen. Es wird also immer traurige Lieder von mir geben - auch wenn es mir gut geht. Und es geht mir dann auch ja auch dank der traurigen Lieder gut. Der therapeutische Aspekt ist zu 100% auch der Grund, warum ich überhaupt Musik mache." Wonach sucht Kings, wenn sie ihre Songs schreibt? Die Stimmung ist ja schon mal durch die Thematik vorgegeben. "Ein guter Song muss ganz viele Emotionen haben. Er muss mich treffen. Es kann ein Song technisch super sein und interessant - aber wenn er mich nicht trifft, dann ist das für mich kein perfekter Song. Für mich ist ein perfekter Song, wenn er dich zum Weinen bringt und wenn man etwas fühlt - und wenn er dich auch ein bisschen überrascht. Das mit den Akkorden und den Melodien und den Lyrics ist alles offen - so lange es dich berührt." Dabei arbeitet Kings nicht alleine, sondern mit ihrem Songwriting-Partner Conway Ellis. "Ja, wir sind beste Freunde und können über alles reden. Wir denken auch gleich und manchmal träumen wir auch beide Songs und Melodien und tauschen uns dann aus."

Das passt ja, da Kings Elliot im Grunde genommen ja ihre eigene Art von Dreampop macht. Vielleicht wie der Pierrot, als den sich Kings auf dem Cover ihrer EP "Bored Of The Circus" präsentiert? "Ja, das Bild des traurigen Clowns hatte ich schon Jahre im Hinterkopf. Für mich repräsentiert dieser Pierrot auch psychische Gesundheit bzw. Krankheit. Für mich ist das Bild eines traurigen Clowns etwas, was wiedergibt, wenn man - wie mich - mit der mentalen Gesundheit zu kämpfen hat. Das ist ja auch irgendwie ein schönes Bild - und das ist es auch, was ich mit meinen Songs machen möchte: Etwas ganz Schlimmes zu etwas ganz Schönem zu machen." Kommen wir also mal zu unseren zehn Fragen...

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Ich will ja jetzt nicht langweilig sein - aber gute Musik muss berühren. Für mich macht gute Musik einfach etwas mit dir. Entweder geht es dir nachher supergut oder du bist in Tränen aufgelöst. Hauptsache es passiert etwas.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Die Musik der 40er und 50er Jahre hat mich sehr inspiriert. Ich hatte früher die ganz alten Disney-Filme geschaut und die melancholische, schöne Musik hat mich da inspiriert. Als ich auf Spotify dann 50s Playlists gehört und gemerkt habe, dass mich diese alten Sachen - wie Frank Sinatra - total inspirierten. Ich liebe das und habe dann die 40er- und 50er-Jahre-Melancholie in meine eigenen Songs eingebaut. Aber auch Queen ist eine Riesen-Inspiration - besonders für den Gesang -, denn meine Mutter hat immer Queen gehört und da gibt es ja immer diese geilen Chöre. Meine Chöre mache ich ja alles selbst, indem ich hunderte von Spuren übereinanderlege.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Das sind fünf Songs, die etwas mit dir machen, würde ich sagen. Was ich sagen würde ist, dass ich denke, dass es eine sehr heilende Musik ist. Das höre ich auch ganz oft von anderen. Es ist eine Art musikalischer Therapie.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Ein Auto - ein kleiner blauer Beetle namens Obi - wie Obi Wan Kenobi aus Star Wars. Das war, als ich meinen Plattenvertrag bekommen hatte. Mein Traum-Piano hatte ich da schon.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Es ist ganz komisch, denn ich hatte das Gefühl, dass ich das immer schon wollte - selbst im Kindergarten schon. Ich weiß nicht genau, wo das herkommt - aber ich habe das Gefühl, dass jeder mit etwas geboren worden ist, zu dem er sich hingezogen fühlt und für das er bestimmt ist. Das war für mich ganz natürlich. In meiner Familie ist übrigens keiner Musiker.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ich lebe meinen Traum jetzt gerade. Ich habe aber noch einen anderen Traum, denn ich will unbedingt eine Auffangstation für Tiere eröffnen. So eine Art Gnadenhof für Kühe und Schweine und Ziegen. Ich habe mir auch schon Orte außerhalb von London angeschaut, wo man so etwas machen könnte.

7. Was war deine größte Niederlage?

Ich hatte ganz viele Niederlagen - aber die haben mich alle irgendwie hierher geführt und dafür bin ich auch dankbar, weil sie mich ja auch als Person geprägt haben. Ich habe zum Beispiel ganz viele "Neins" hören müssen. Ich bin jetzt schon sechs Jahre in London und habe auch vorher in der Schweiz schon Musik gemacht und jeder hat mir die Tür zugemacht und "Nein" gesagt. Und das hat mich dazu gebracht, immer besser zu werden.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Die Verbindung mit den anderen Menschen - die Community und das Gefühl, dass ich nicht alleine bin.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

"Waddehaddedudeda" von Stefan Raab vielleicht. Na ja, das war ja zumindest ein Riesen-Hit.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Frank Sinatra, weil er mich so inspiriert hat. Der soll dann als Geist kommen und schauen, was er inspiriert hat. Und dann - kann ich das sagen - Bill Kaulitz, weil ich als Kind immer so ein Riesen Tokyo Hotel-Fan war.

Weitere Infos:
www.kingselliot.com
www.instagram.com/kingselliot
www.facebook.com/itskingselliot
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -JC Verona-
Kings Elliot
Aktueller Tonträger:
Bored Of The Circus
(Vertigo/Universal)


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