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JULI GILDE
Juli Gilde
Juli Gilde gehört zur Riege der jungen Songwriterinnen, die sich abseits von den Konventionen des Pop-Business einen eigenen Weg als Indie-Künstlerinnen suchen und dabei - unter anderem über ihre Verehrung für zeitgenössische amerikanische Vorbilder (wie z.B. Phoebe Bridgers) - eine ziemlich einzigartige Subnische im Markt für deutschsprachige Liedermacherkunst erobert haben. Im Falle der jungen Berlinerin ist es der bemerkenswert elegante Umgang mit einer charmanten Gebrauchspoetik, mittels derer sie in ihren Songs auf höchst lyrische Art aus ihrem Leben erzählt und dabei auf stets bildhafte Metaphern zurück greift. So singt sie in den Songs ihrer bislang zwei EPs "French Bookwood" und "Euphorie und Panik" von dem Stadtrand von Berlin, an dem sie aufgewachsen ist, von ihrem Hündchen Polly, vom Rauch und Staub der Vergänglichkeit, von Baggerfahrern, die Blumen foltern, vom Anfang des Aufhörens oder Autofensterkurbeln. Moment mal: Ist Juli nicht vielleicht ein bisschen zu jung, um Autofensterkurbeln überhaupt kennen zu können? "Ich kann gar nicht Auto fahren", gesteht Juli, "in meinem Kopf ging es da um einen jungen Menschen, der wahrscheinlich nicht viel Geld hat und sich dann ein ganz altes Auto kaufen muss oder vielleicht sogar das von den Eltern nehmen muss - und das hätte dann noch so eine Autofensterkurbel, die man runterdrehen muss." Das zeichnet ja gute Songwriter aus - dass die eben Fakten und Fiktion auf eine poetische und/oder philosophische Weise miteinander verquicken und dabei auch noch ein wenig Phantasie und Vision einfließen lassen. Das hat Juli Gilde alles schon sehr gut drauf. Hier dann mal unsere zehn Fragen...

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Es gibt überhaupt kein Rezept dafür, was einen guten Song ausmacht. Gute Musik muss mich in irgendeiner Weise berühren und hochspringen lassen, mich treffen oder unerwartet sein oder genauso ehrlich sein, dass man das krass finden kann. Ich meine nicht, dass es einen zu Tränen rühren muss, aber es muss einen "touchen".

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Das ist immer das, was ich gerade höre. Jetzt im Moment bin ich ein sehr großer Fan von Phoebe Bridgers und Boy Genius - aber textlich gesehen auch von Betterov. Das verändert sich aber von Monat zu Monat. Die beiden EPs unterscheiden sich ja klanglich nicht so extrem - es sind aber Unterschiede da. Und das liegt daran, dass ich neue Musik kennengelernt habe und mehr herumexperimentiert habe. Ich möchte mir die Freiheit nehmen, einfach das zu machen, was mir gefällt. Ich will mich ja auch nicht darauf fixieren, dass die nächste Sache, die ich mache, genauso wird wie die letzte - weil man sich ja auch verändert und weiterentwickelt. Und der Zwang nimmt einem ja auch etwas weg. Vielleicht sage ich ja auch irgendwann: "So, jetzt habe ich meinen Sound gefunden" - und das bleibt auch so - aber jetzt gerade finde ich das so besser.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Die neue EP "Euphorie und Panik" ist zwar ziemlich dunkel geworden; denn ich bin älter geworden und es sind ja auch viele Sachen passiert, die ganz viele Menschen so nicht erwartet hätten und die mich und Menschen, die mit mir zusammen arbeiten, mitgenommen haben - aber dennoch gibt es da immer wieder so Lichtblicke drauf. Obwohl die neuen Songs einen also ganz schön runterziehen können, habe ich das Gefühl, dass da auch ganz viel Hoffnung drinsteckt. Für Leute, die auch auf Texte achten, wenn sie Musik hören, ist das vielleicht die richtige Platte.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Meine erste richtige Western-Gitarre. Das war eine Epiphone-Gitarre - ein riesiges Modell und viel zu groß. Das würde ich nicht mehr machen, aber ich habe die damals sehr geliebt.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ich kann keinen genauen Startpunkt nennen. Ich habe immer schon sehr gerne Musik gemacht - auch als kleines Kind. Meine Eltern haben das irgendwie gemerkt und dann gesagt: Gut, dann bringen wir sie vielleicht mal in die Musikschule. Und da wurde ich dann von den richtigen Leuten aufgegabelt, die das auch gefördert haben. Ich schreibe Texte und Gedichte - und manchmal werden aus den Gedichten auch Songs - aber da gibt es keine großen Unterschiede für mich.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Beides. Es gibt ja immer Sachen, die man gerne erreichen möchte oder Menschen, die man gerne kennenlernen oder mit denen man gerne arbeiten würde. Aber gleichzeitig bin ich ja jetzt gerade auf Tour und merke - vielleicht nicht jede Sekunde, aber jeden Abend -, was das für eine Bereicherung für mein Leben ist, dass ich jeden Abend mit meinen Musikern Konzerte spielen darf und das Menschen kommen und sich das anhören.

7. Was war deine größte Niederlage?

Weiß ich nicht. Ich glaube ich habe noch gar keine Niederlagen erlebt. "Niederlage" ist vielleicht auch nicht das richtige Wort. Es gibt ja immer wieder Sachen, die passieren oder die nicht passieren, die man aber gerne hätte - aber man weiß ja nicht, was passiert wäre wenn...

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Wenn ich mit meiner Band auf der Bühne stehen und diesen einen Song spielen kann, der vielleicht noch gar nicht draußen ist und wir dabei den größten Spaß unseres Lebens haben. Man gibt den Menschen so ja auch etwas mit auf den Weg und am schönsten ist, wenn man dann auch noch etwas mitbekommt - Feedback oder so etwas. Man teilt für eine Stunde eine bestimmte Stimmung miteinander - und das gibt es so krass in keiner anderen Kunstform.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Das ist ganz schwer zu beantworten. Keine Ahnung. Wenn es mal einen Ohrwurm gibt, der nicht mehr aus dem Kopf geht, dann werde ich das vielleicht sagen können - jetzt aber gerade nicht.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Ich bin ja ein großer David Bowie-Fan, denn das ist ein Einfluss, der mich schon lange begleitet. Ich wäre auch gerne mal auf ein Konzert von ihm gegangen. Es wäre natürlich ultrakrass, wenn er mal auf einem Konzert von mir gekommen wäre.

Weitere Infos:
juligilde.de
www.instagram.com/juli.gilde
www.facebook.com/juligilde
www.youtube.com/@juligilde/videos
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Ullrich Maurer-
Juli Gilde
Aktueller Tonträger:
Euphorie und Panik
(K&F)


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