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CHRISTO GRAHAM
Christo Graham
Der kanadische Songwriter Christo Graham ist das, was man bei uns gemeinhin als Landei und Familienmensch bezeichnen würde. Zusammen mit seiner Familie lebt er in einem kleinen Ort in der kanadischen Provinz Ontario, wo auch seine Songs entstehen. Das, was der Mann, der bereits im Alter von 13 Jahren begann, eigene Scheiben aufzulegen und auf Bandcamp hochzuladen, an seinem Job als Liedermacher besonders zu schätzen weiß, ist dass er seine Arbeit von zu Hause aus erledigen kann. Die Songs seines ungefähr neunten Albums (aber erst dem dritten mit Label-Support) "Music For Horses" entstanden etwa in seinem Schlafzimmer und einer lokalen Grundschule, wo der Meister Gitarren, Keyboards, Bass, Drums, Musik-Säge, Bass-Blockflöte und Cello selber einspielte - und zwar auf einer analogen Bandmaschine, die er von seiner Oma geerbt hat. Dass das Ergebnis dann klingt wie eine Scheibe aus den goldenen 70ern, liegt daran, dass Graham mit klassischer Folk-, Country- und Classic-Rock aufgewachsen ist und dieses musikalische Erbe nun mittels seiner eigenen Songs in die Jetztzeit überführt. Wenn Christos Songs also an klassische Liedermacher wie seinen Helden Jackson Browne erinnert oder aber (an den Stellen, wo er eine Band emuliert) klanglich an The Grateful Dead erinnert, kommt das nicht von ungefähr.

Seine Identität als Musikus fand er dabei durch seine eigene Art von Offbeat-Humor und indem er sich selbst Perspektivwechsel verordnete, wenn sein Songwriting ein Mal zu sehr vorhersehbar zu werden drohte. Zu der genannten Art von Humor gehört auch, dass er sein neues Album "Music For Horses" nannte. "Ja, die Idee kam mir, als ich über Cowboy-Songs nachdachte", erklärt Christo, "ich hatte diesen Song namens 'Circle Of Stone' geschrieben, der sich für mich wie ein klassischer Cowboy-Song anfühlte. Ich dachte da an einen einsamen Cowboy, der in die Wüste geht mit niemandem als seinem Pferd als Partner. Deswegen dachte ich mir, dass es doch lustig wäre, wenn die Musik für das Pferd sein sollte. Wenn der Cowboy abends am Lagerfeuer sitzt und Musik macht, dann ist die nur für das Pferd. Und wenn die Leute dann sagen, dass ihnen diese Musik nicht gefällt, dann können sie sagen: 'Mir gefällt das nicht' und ich kann sagen: 'Das habe ich doch gleich gesagt' - weil die Musik ja für Pferde sein soll."

Dennoch braucht man kein Pferd zu sein, wenn man Zugang zu der Musik von Christo Graham finden möchte. Freunde klassischer, analog und oldschool-mäßig inszenierter Storyteller-Songs, die nicht nur - aber eben auch - das Leben von Cowboys beleuchten und dabei die Pferde mit einbeziehen, werden hier auf ihre Kosten kommen. Zeit für unsere 10 Fragen also.

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Gute Musik ist etwas, was du dir immer und immer wieder anhören möchtest - und zwar zu jeder Zeit. Was das ist, hängt von deiner Stimmung ab. Das kann sowohl etwas Ruhiges wie auch etwas Kraftvolles sein. Ich persönlich fühle mich von einer Handvoll LPs angezogen, von denen ich weiß, dass sie für mich immer funktionieren. Wenn ich nicht weiß, wonach mir gerade ist, greife ich auf diese LPs zurück - und diese inspirieren mich dann vielleicht, etwas anderes anzuhören. Ein Genre kann ich dabei nicht eingrenzen, denn dabei kann es sich sowohl um Stevie Wonder wie auch um Lyle Lovett handeln und auch das neue Album "Deeper Well" von Kacey Musgrave gehört dazu.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Also außer den Pferden war das das Haus meiner Familie. Dort wurde ich geboren, meine Eltern leben noch dort und meine Schwester ebenfalls. Als ich das Album anging, zog ich mich in dieses Haus zurück - und das wurde dann zu meiner Haupt-Inspirationsquelle.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Ich denke, man kann es gut anhören, es ist sehr zugänglich, es regt zum Schmunzeln an, ich bin sehr stolz darauf und hoffentlich werden die Menschen angeregt, bei einigen Songs mitzusingen.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Nun, ich arbeite auch als Schauspieler. Ich tue also so, als könnte ich meine Rechnungen mit den Einkünften als Musiker und Schauspieler bezahlen. Für das erste Geld, das ich für mich selbst verdient habe - allerdings als Aushilfe in einem Café -, habe ich mir ein Banjo gekauft - das ich immer noch habe und das ich immer noch liebe und das von dem Schauspieler Steve Martin signiert ist; denn der ist selbst ein Banjo-Spieler. Was ich mir von meinem ersten Geld als Musiker gekauft habe, wird eine meiner Gitarren gewesen sein. Man muss ja auch irgendwie seinen Job als Musiker rechtfertigen.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ich denke, dass es für mich immer klar war, Musiker werden zu wollen. Ich denke auch, dass ich immer Musik machen werde. Als Kind saß ich mit meinen Geschwistern und meinen Eltern um den Küchentisch herum, wir haben gemeinsam gesungen, ich war ständig von Freunden umgeben, die Musik machten, ich hatte Klavier-Unterricht - wollte aber mehr und habe mir eine Gitarre und ein Banjo gekauft und mir das Spielen beigebracht. Ich würde also nicht sagen, dass es einen bestimmten Auslöser für mich gab, Musiker werden zu wollen, weil es etwas war, von dem ich immer wusste, dass ich das für immer machen wollte.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, dass ich schon meinen Traum lebe, denn ich sitze jetzt hier mit einer CD in der Hand und ich habe zu Hause mein Heim, meine Frau und ein dreijähriges Kind und ein weiteres auf dem Weg und kann viel Zeit mit ihnen verbringen. Und ich kann meine Musik machen. Also habe ich eigentlich keine großen weiteren Träume für die Zukunft.

7. Was war deine größte Niederlage?

Als ich in der Highschool war, hatte ich einen Musik-Lehrer, von dem ich wusste, dass er selber auch Musiker war und dessen Fähigkeiten ich bewunderte. Ich habe ihm eine CD mit einigen meiner Songs gemacht und ein eigenes Artwork dafür entworfen, das ich dann ausgedruckt habe. Ich habe also eine Menge Arbeit da hinein gesteckt. Als ich ihm das dann gab, sagte er: "Schade, dass die talentierten Musiker nicht die sind, die soviel Aufwand in ihre Produkte stecken, wie du das tust." Das hat mich schwer getroffen, denn meine Musik mochte er offensichtlich nicht. Das hat mich dann aber motiviert, umso härter an meiner Musik zu arbeiten.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Von zu Hause aus arbeiten zu können und dabei von meiner Familie umgeben zu sein. Ich liebe es zu Hause schreiben und aufnehmen zu können, während mein Dreijähriger durch die Wohnung tobt oder zwischendurch essen machen zu können. Ich habe jedenfalls kein Interesse daran, in einem richtigen Studio aufzunehmen.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Der schlechteste Song? Es gibt einen Song, den ich auf dem Flug hierher die ganze Zeit im Kopf hatte und sehr nervig fand. Ich würde es ihm vermutlich sogar ins Gesicht sagen, aber ich frage mich, was sich Jackson Browne gedacht haben mag, als er den Song "Red Neck Friend" schrieb. Ich weiß gar nicht, ob das nun wirklich der schlechteste Song ist, der je geschrieben wurde - aber es ist der erste, an den ich in dieser Hinsicht denken muss - und ich liebe Jacksons Arbeit ansonsten. Aber diesen Song könntest du wegschmeißen, Jackson!

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Meine Großeltern. Meine Großmutter Lee - deren Bandmaschine ich geerbt habe und ihr Mann Lou und auch meine anderen Großeltern Joyce & Bob. Sie haben noch ein bisschen von dem mitbekommen, was ich als Musiker mache - sind aber inzwischen verstorben. Und Jackson Browne natürlich - damit ich mich mit ihm über den Song "Red Neck Friend" unterhalten könnte.

Weitere Infos:
christograham.bandcamp.com
www.instagram.com/grahamsgeneralstore
www.youtube.com/channel/UC3RhSEZmBW1_cWDSHLgrnHA
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Ullrich Maurer-
Christo Graham
Aktueller Tonträger:
Music For Horses
(We Are Busy Bodies/Bertus)


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