1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Wow, da gibt es einiges an Faktoren, die mit Sicherheit bei jedem von uns schwanken und sich stetig verändern. Generell muss "gute Musik" vor allem ehrlich und ansteckend sein, in welcher Weise auch immer. Emotional, dynamisch, mitreißend, motivierend, entspannend, herausfordernd - je nachdem, in welchem Gemütszustand sich die zuhörende Person gerade befindet. Auf alle Fälle aber muss das Kreative mit der Message Hand in Hand gehen. Dass das bei The Dillinger Escape Plan anders klingt als bei Blümchen, liegt auf der Hand - alles andere ab dort an ist Geschmackssache.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Wenn wir als "Einfluss" alle positiven wie auch negativen Aspekte zulassen, gewinnt auf der positiven Seite klar die Freundschaft, die via Friends With Boats neu entfacht (und in so manchem Fall beinahe auf die Probe gestellt) wurde. Wie die Musik uns (wieder) zueinander geführt hat, war wunderbar zu erleben. Wir kennen uns (fast) alle seit über 20 Jahren, aber haben - wie das Leben so spielt - vor der Band nicht allzu viel Zeit miteinander verbracht. Dazu kommt die Distanz, mit der die Band von Tag 1 an zu "kämpfen" hatte, definitiv mit die größte Herausforderung. Friends With Boats sind komplett ungeplant und aus einer Laune heraus entstanden - und wurde erst spät eine "Band" getauft. Bis jetzt besteht das Ganze eher als eine Art "on/off"-Apparat, als eine stetige Instanz. Aufgrund der räumlichen Lage können wir uns nicht einfach jede Woche im Proberaum treffen, Spaß haben, ausprobieren und rumdorken. Die wenige Zeit, die uns zusammen bleibt, will dann kreativ und produktiv genutzt werden, was bekanntermaßen nicht immer erzwingbar ist. Vor allem nicht, wenn man erstmal die eigenen gemeinsamen Nenner mit den Bandkollegen finden muss.

3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?

"Bumper Sticker Poetry" sollte auf keinen Fall jede Person da draußen stumpf kaufen. Wer geleckte, überproduzierte Popsongs erwartet, sollte sein/ihr Geld lieber anderweitig anlegen. Falls sich aber jemand für ein DIY-Release mit 100% Herz und mit tiefen, ungenierten Verbeugungen in Richtung No Use For A Name, Samiam, The Stereo oder Osker begeistern kann - ist hiermit herzlich eingeladen mal reinzuhören.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Die Gedächtnisfunktion tischt hier leider nur vernebelte Ideen auf - aber wenn die Taler nicht direkt am selben Abend wieder an die hiesige Bar des Venues gingen, dann wurde sicherlich in so profane Dinge wie Proberaummiete, Benzin oder Merch investiert. Ich tippe allerdings auf ersteres.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ich spreche bestimmt für die gesamte Band, wenn ich sage, dass sich niemand von uns als "Musiker" bezeichnen würde. Die Liebe zur Musik ergab sich bei mir persönlich damals aus denselben Gründen, wie sie mit FWB erneut vorliegen: Freundschaft plus Community plus kreative Selbstverwirklichung plus jede Menge Spaß und Freunde an der Sache. Das gepaart mit der Möglichkeit neue Menschen, Venues und Bands kennenzulernen, ist und bleibt unschlagbar. Musik ist und bleibt einfach eine magische Kraft.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Keine Angst - im Bezug auf die Musik und entsprechende Ziele haben wir alle Träume direkt an Tag 1 im Klo runtergespült. Okay, mal im Ernst: Die Tatsache, dass wir das hier machen dürfen und es Menschen gibt, die ihre wenige freie Zeit damit verbringen, sich mit unserer Musik zu beschäftigen und/oder uns anderweitig zu unterstützen, ist quasi schon mehr als ein wahr gewordener Traum. Jede Person, die unsere Songs streamt, ein Konzert besucht, uns Feedback zu unserem Output gibt, ein Shirt bestellt oder uns anderweitig eine Plattform gibt - trägt ein gutes Stück zu unserem Traum bei. Wir sehen nichts davon als selbstverständlich an - besonders nicht in der heutigen Zeit, die geprägt ist von Überfluss und stetigem Konsumdruck.

7. Was war eure größte Niederlage?

Unsere Erwartungen und Zielsetzungen sind sehr realistisch (aka niedrig) angesetzt, von daher sind wir stets bereit, Niederlagen oder Rückschläge in Kauf zu nehmen. Ein Moment, der ins Gedächtnis rückt allerdings war der Versuch, zusammen unsere ersten Songs (die jetzt als "Bumper Sticker Poetry" erscheinen) zu schreiben und aufzunehmen. Während der 10 Tage, die uns im März 2022 zusammen in Hannover blieben, testeten drei Mitglieder positiv auf Covid. Ein fetter Strich durch den romantischen, naiven Gedanken, mal eben einen kreativen Marathon mit allen Bandmitgliedern im selben Raum hinzulegen.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Neben dem Miteinander und dem erfrischenden, jugendlichen Burst, wieder eine mehr oder weniger aktive Band zu betreiben, ist das wie schon erwähnt klar die Tatsache, dass sich wirklich Leute mit unserer Musik beschäftigen. Jede Art von Feedback, die Streamingzahlen, Kommentare auf den Socials, oder die Anzahl der Vorbestellungen, die es soweit für das "Bumper Sticker Peotry"-Vinyl-Release gab, ist schmeichelnd und motivierend zugleich. Dann noch Livedates in den USA - sprachlos. Wir sind unendlich dankbar und aufgeregt wie eine Gruppe achtjähriger Kids auf dem Weg ins Disneyland.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Definitv eine Frage, die es um 2:45h auf der Autobahn nach 1-2 Kisten Bier lautstark auszudiskutieren gilt. "Bring Me To Life" von Evanescence allerdings hält sich wacker auf dem Podest.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Matze von Gaesteliste.de plus 1, dann eine ganze Weile niemand, weil, sind ja nicht bei den Foo Fighters hier. Falls dann noch Platz ist, mit Sicherheit das gesamte Kader, welchem wir auf ewig dankbar für Support und zeitliches Investment sind: Andre Gross, der spitzenmäßige Fotos macht, Tobias Meyer, der unser Artwork designt hat, Ben vom Kater Menu, Stefan von Cruise Records, Alexander Loges, das Team von Time/Less, Tony Weinbender, Tired Radio,...Uppsi - wieder 97 Leute zu viel auf die Liste gesetzt. Naja.