Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin
Banner, 468 x 60, ohne Claim



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds



 
10+10
 
ELENI DRAKE
Eleni Drake
Sucht man im Web nach der britischen Songwriterin Eleni Drake, so wird die Gute nicht etwa als "Musikerin", sondern als "Internetpersönlichkeit" angezeigt. Das hat allerdings einen einfachen Grund: Da Eleni Drake als Indie-Künstlerin nahezu alles selbst macht, gibt es kein professionelles Promo-Umfeld. So verzichtet Eleni (bislang) auf eine Website und agiert stattdessen über ihre Social Media-Accounts. Eines jedoch möchte die Songwriterin aus dem Londoner Stadtteil Hackney festhalten: Dass sie nämlich keineswegs eine Influencerin ist oder sein will, sondern als ernsthafte Musikerin respektiert werden möchte.

Rechnerisch gesehen ist Eleni Drake ein Kind der Pandemie. Denn als die britische Songwriterin aus dem Londoner Ortsteil Hackney begann, erste eigene Songs für ihre Debüt-EP "Vanilla Sky" zusammenzustellen, da brach gerade die Pandemie über uns herein. Da sie aber damals noch davon ausging, ihre Musik gar nicht live performen zu müssen, bastelte sie einfach weiter an neuem Material und veröffentlichte 2021 ihre erste LP "Can't Stop The Dawn". Nach der Pandemie folgte dann 2023 ihr zweiter Longplayer "Surf The Sun". Zwischenzeitlich kam Eleni dann doch zu der Ansicht, dass es notwendig sein würde, ihr Material auch auf der Bühne zu präsentieren - und als es dann daran ging, für den Spätherbst ihre erste Europa-Tour zu planen, reichte sie mit der EP "Above Deep Water" dann noch einen Nachschlag zu ihrem letzten Album nach, die sie als ergänzendes Gegenstück zu dem Album bezeichnet.

Musikalisch hat sich Eleni dabei bislang keinem allzu spezifischen Stil-Diktat unterworfen. Schien es zunächst so, als versuche sie mit ihren Songsammlungen ein geeignetes Format zu suchen. Dann jedoch stellte sich allmählich heraus, dass sie einfach für ihre Songs alles bemühte, was ihr passend erscheint - vom klassischen, spartanischen Folk über souligen Artpop bis hin zur voll orchestrierten Rock-Dröhnung. Wonach sucht Eleni denn eigentlich, wenn sie ihre Songs schreibt? "Ich suche eigentlich nach gar nichts", gesteht sie, "es geht immer nur darum, was ich fühle. Nehmen wir zum Beispiel meine erste EP. Da ich alles selber mache und auch die Instrumente selber spiele, klingt diese noch etwas einfach. Diese Simplizität regte mich dann dazu an, mit der nächsten Produktion von allem etwas mehr zu machen. Also suchte ich mir einen Drummer und bemühte mich, einen Band-Sound im Stile der 60er und 70er oder dem Rock-Sound der 2000er zu implementieren. Ich will damit gar nicht retro wirken - aber ich möchte dieses Live-Feeling in meinem Sound haben. Mit 'Above Deep Water' habe ich das dann erreicht. Auf dem Album erzähle ich die Geschichte des Albums 'Surf The Sun' - auch musikalisch - weiter."

Eine klassische Storytellerin ist Eleni Drake dabei aber nicht. Ihre Geschichten - wenn man sie denn so nennen will - setzen sich aus spezifischen, persönlichen Anekdoten zusammen, die sie dann mit poetischer Sensibilität, spitzer Zunge und augenzwinkerndem Humor zu amüsanten "Sittengemälden" verdichtet. Die Moral muss sich dann der Hörer aus dem Gehörten herausfiltern. Sowohl bei dem Album wie auch der EP scheint es um die Schlussfolgerung zu gehen, dass man sich am besten auf sich selbst verlässt, um die Komplikationen des Lebens, der Liebe und des Daseins navigieren zu können. "Da hast du wohl recht", meint Eleni. "ich tendiere nämlich dazu, mich auf mich selbst zurückzuziehen, wenn es ums Songschreiben geht. Bei dem Projekt geht es darum, dass nicht immer alles so klappt, wie man sich das vorgestellt hat, zu realisieren, dass es Schwierigkeiten geben kann, aber auch das Schöne zu sehen. Der Song 'Rookie' thematisiert etwa, dass es auch befreiend sein kann auf sich selbst gestellt zu sein. Ich fixiere mich immer zu leicht auf die schlechten Dinge und darauf, mich selber schlecht zu fühlen. Dieses Album war dann für mich der Katalysator, der mir klar gemacht hat, dass es am Ende dann doch gut werden kann. Ich hoffe, das können dann auch die Hörer nachvollziehen - dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt." Und wie spielt da die Musik herein? Elenis Songs sind ja recht komplex und vielschichtig angelegt. "Ich lege keinen Wert darauf, große Refrains zu schreiben", erklärt sie, "meine Musik ist - meiner Meinung nach - auch in dem Sinne nicht besonders zugänglich. Das hängt damit zusammen, dass ich meine Texte meistens zuerst schreibe und dann auf die Musik anpasse. Das Texte- und auch Gedichte-Schreiben fällt mir dabei besonders leicht. Die technischen Aspekte müssen dann erarbeitet werden und fallen nicht so leicht. Beispielsweise bin ich ja keine Bassistin - spiele aber trotzdem Bass." Okay - um das Bild abzurunden, ist es nun an der Zeit, unsere zehn Fragen zu stellen.

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Das ist natürlich sehr subjektiv - aber meine Definition von guter Musik ist die, dass man hören können muss, dass sich die Musiker der Musik verpflichtet fühlen und sie lieben. Man muss nicht der beste Sänger, Gitarrist oder Drummer sein - denn man kann auch so erkennen, wenn sich jemand mit dem beschäftigt, was er liebt. Das gilt auch für Live Musik. Wenn du zu einem Gig gehst, dann erkennst du ja auch die Leidenschaft und die Verletzlichkeit von Musikern, die ihre Musik lieben.

Ich finde, dass Musik ein sehr kraftvolles Ding ist - auch eine Art Begleiterin. Ich fühle mich jedenfalls nie einsam, wenn ich Musik höre. Wenn ich Musik höre, dann fühle ich mich sicher und verstanden. Es ist wie eine Konversation, die man mit sich selbst im Kopf führt. Viele Leute sagen das ja - aber es stimmt einfach: Ich kann mir nicht vorstellen, jemals keine Musik zu hören und ich kann Leute nicht verstehen, die keinen Zugang zur Musik haben.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Ehrlich gesagt, hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte von "Surf The Sun" noch nicht beendet war und ich sie weitererzählen wollte. Das war wie eine Art Tagebucheintrag. Jetzt allerdings finde ich, dass dieses Kapitel meines Lebens nun abgeschlossen ist und ich mich gut fühle - denn ich finde es kathartisch über solche Dinge zu schreiben. Das nächste Album ist auch schon geschrieben und wird in zwei Wochen aufgenommen.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Ich bin nicht so gut daran, mich selbst zu bewerben. Ich würde aber schon sagen, dass die Texte nachvollziehbar sind und eine gewisse Verletzlichkeit vermitteln. Es gibt sowohl sanftere wie auch rockige und psychedelische Songs auf der EP - für jeden etwas.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Ich hatte ein wenig Geld von Auftritten gespart und kaufte mir dann zwei Lautsprecher, einen Laptop und ein Keyboard mit Interface - damit ich anfangen konnte, meine Sachen selbst zu produzieren.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Meine Familie ist - bis auf meinen Großvater, der klassische spanische Gitarre spielte - nicht besonders musikalisch. Ich liebte deren Klang und ich denke, dass ich als Kind einfach mein Großvater werden wollte und dann selbst lernte Gitarre zu spielen - natürlich in einem anderen Stil. Je älter ich wurde, desto mehr interessierte ich mich dann für Rockbands wie Nirvana oder Paramore. Ich wollte aber ursprünglich eigentlich nie eine Musikerin werden, denn ich wollte als kreative Künstlerin im Hintergrund bleiben und mochte es zunächst gar nicht, aufzutreten.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ich habe immer noch Träume. Aber ich muss mir immer wieder klar machen, dass einer meiner Träume war, dass ich mit meinen besten Freunden um die Welt reisen und Musik machen wollte - und das mache ich gerade. Denn das hatte ich dem Universum versprochen.

7. Was war deine größte Niederlage?

Man erreicht ja nie genau das, was man erreichen will. Jedes Mal, wenn man sich ein Ziel setzt, dann verändern sich die Parameter. Das schlimmste, wozu ich tendiere, ist mich mit anderen Musikern zu vergleichen - und das beeinflusst meine eigene Wahrnehmung und ruiniert alles für mich - und das würde ich als Niederlage betrachten.

Aber die positive Sache ist dann die, dass ich heute Musik mache, die ich genieße und die anderen Leuten etwas bedeutet. Wenn mir jemand auf Insta eine Nachricht schickt und sagt, dass ich mit meiner Musik deren Leben gerettet habe, dann ist das keine Kleinigkeit. Das kann mich dann zu Tränen rühren, denn mit seiner Musik leben retten zu können, das ist doch eine große Sache.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Wahrscheinlich mit meinen Musikern zu spielen. Ich mache viele Dinge ja alleine - aber mit anderen zu spielen verbindet mich mehr mit meiner Musik.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Och, da gibt es so einige meiner Meinung nach - aber die Frage werde ich nicht beantworten, weil das den Leuten gegenüber, die diese Sachen gemacht haben, nicht fair wäre. Die Art von Musik, die ich nicht so gerne mag, ist die Popmusik der 2010er Jahre.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Mac Miller - ich weiß nicht, ob er meine Musik mögen würde, aber ich hätte ihn gerne mal getroffen. Er machte zwar eine ganz andere Musik als ich - aber ich liebte ihn trotzdem. Ich würde auch meinen Großvater gerne auf der Liste haben, denn ich denke, es würde ihn stolz machen, meine Musik zu hören. Meine Musik ist ja so traurig, dass sie für viele Leute, die ich einladen würde, zu langweilig wäre. Ich würde ja gerne Jimi Hendrix oder Kurt Cobain einladen - aber die wären wohl zu cool für mich. Stattdessen würde ich dann gerne Justin Vernon auf die Liste setzen.

Weitere Infos:
elenidrake.bandcamp.com
www.instagram.com/elenidrake
www.facebook.com/EleniDrakeMusic
www.youtube.com/watch?v=6kaWKg-FCa0
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Ullrich Maurer-
Eleni Drake
Aktueller Tonträger:
Above Deep Water
(Eigenveröffentlichung/MNRK)


jpc-Logo, hier bestellen

 
Banner, 234x60, ohne Claim, bestellen
 

Copyright © 1999 - 2024 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister