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EAVES WILDER
Eaves Wilder
Besonders eilig hat es Eaves Wilder nun wahrlich nicht. Zwar bastelt die Londoner Songwriterin bereits seit mehreren Jahren an ihrer Karriere als Musikerin herum und veröffentlichte eine Reihe von Single-Titeln und 2023 auch eine erste EP namens "Hookey" und spielte im Herbst auch erstmals Gigs außerhalb ihres Heimatlandes (u.a. auf dem Reeperbahn Festival) - aber zu mehr hat sie sich bislang nicht durchringen können. Das hängt aber weniger mit fehlender Motivation bzw. Ambitionen zusammen, sondern eher damit, dass Eaves - oder Eve - gewisse Ansprüche an sich selbst und ihre Kunst hat. So verzichtete sie etwa lieber darauf, eine weitere EP herauszubringen als sich mit ihrer Ansicht nach unzureichenden Songideen zufrieden zu geben. Immerhin ist sie zur Zeit im Studio um ihr erstes Album einzuspielen. Bevor Eaves in diesem Jahr also mit ihrem stilistisch ziemlich komplex arrangierten Indie-Power-Pop (den sie selber auch "Dream-Rock" nennt) zweifelsohne auf breiter Basis durchstarten wird, gilt es, die quirlige Londonerin schon ein Mal vorzustellen und mit unseren zehn Fragen zu löchern.

Was bei der Musik von Eaves Wilder als erstes ins Ohr fällt, ist der Umstand, dass sich ihre bislang vorliegenden Single- und EP-Tracks keinem bestimmten Genre zuordnen lassen und stattdessen oft mit polarisierenden Extremen angereichert sind, die zuweilen sogar innerhalb einzelner Tracks auf überraschende Weise eher gegeneinander gestellt, als miteinander kombiniert werden. Ein Eindruck der sich im Live-Kontext noch ein Mal verstärkt. Was könnte denn wohl der Grund für diese Herangehensweise sein? Vielleicht die musikalische Prägungsphase durch die Eltern? "Ja, mein Vater mochte klassische Sachen wie Abba, The Beatles, ELO oder Motown und meine Mutter die Indie-Sachen wie The Sundays, Cocteau Twins oder Jane's Addiction und diese Big-Sound-Shoegaze-Sachen", führt Eaves aus, "ich bin mit einem Mix aus beidem aufgewachsen und wollte dann in meiner Musik traditionelles Songwriting mit großen Sounds kombinieren. Mit 13 habe ich dann angefangen erste eigene Songs zu schreiben." Ja gut - das erklärt dann noch nicht, warum die einzelnen Stücke aus so vielen verschiedenen Elementen bestehen. "Das hängt dann damit zusammen, wie wir heute Musik hören", erklärt Eaves, "wir haben da unsere Playlists mit Stücken von - sagen wir mal R.E.M., L7 oder Carole King. Das hat mich gelehrt, dass all diese Formen von Musik zusammen existieren können. Wenn die Leute sich dann mein Album anhören, werden, werden sie verstehen, was ich damit anstrebe. Mein Sound ist zugleich dreamy wie auch fuzzy. Es ist eine Art von Dream-Rock. Es hat auch damit zu tun, dass ich mich schnell langweile und deswegen Sachen ausprobiere und kombiniere. Das ist auch ein spannendes Spiel: Ich habe Musik studiert und weiß, in welche Richtungen Songs gerne gehen möchten - deswegen mache ich dann gerne absichtlich etwas ganz anderes. Das ist dann wie ein Schock. Ich liebe Songs, bei denen du eben nicht erraten kannst, was der nächste Akkord sein wird."

Dadurch ergibt sich dann ja auch ein eigener Stil, oder? "Genau", bestätigt Eaves, "das ist auch der Grund, warum ich Blur so liebe. Damon Albarn hat ein mal gesagt, dass man so lange andere Sachen kopieren müsse, bis aus dem Mix etwas Eigenes wird. Wenn man nur einen Act kopiert, ist das nicht cool - aber wenn man zehn verschiedene kopiert, wird es interessant. Also kopiere ich einfach alle." Gilt das auch für die Lyrics - die so unterschiedliche Themen wie z.B. Therapien, Lampenfieber oder das Quasseln der Leute bei Konzerten aufgreifen? "Für gewöhnlich suche ich nach Dingen, die mich irritieren und lange beschäftigen", meint Eaves, "aber vor allen Dingen suche ich nach Themen, über die ich bislang noch nicht in Songtexten gehört habe. Im Wesentlichen singe ich also über Sachen, von denen ich selbst gerne ein mal hören würde. Wenn man dabei aufrichtig bleibt, dann wird das auch eigenständig - weil ja niemand denkt wie man selber."

Momentan befindet sich Eaves ja noch ganz am Anfang ihrer Karriere als Musikerin. Was ist denn dabei die größte Herausforderung? "Das Geld", meint sie, "ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist - aber bei uns gibt es keinerlei Unterstützung. Ich habe noch nicht wirklich etwas verdient und verliere mit jedem Gig Geld, weil ich Wert darauf lege, meine Musiker zu bezahlen. Für jemand meines Alters geht das noch, weil ich noch bei meinen Eltern leben kann, aber so etwas ist ja nicht für jedermann machbar, so dass wir vielleicht aus diesem Grund viele gute Musik gar nicht zu hören bekommen." Der letzte Insta-Post von 2024 zeigt sie im Heimstudio, wo sie offensichtlich den Songs für ihr erstes Album den letzten Schliff verpasst. Wenn alles klappt, sollte 2025 also das Jahr von Eaves Wilder werden. Zeit für unsere zehn Fragen...

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Musik, die ich in irgendeiner Weise aufregend finde.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Das war das Riot Grrrl-Bewegung, die mich dazu inspirierte, meine EP machen zu wollen. Als Kind war ich ziemlich schüchtern. Als ich aber auf diese Musik stieß und zum Beispiel Hole entdeckte und Courtney Love schreien hörte, als ginge es um ihr Leben, hat das auch mein Leben verändert, denn als ich feststellte, dass eine Frau so laut sein konnte, war das eine sehr aufregende Erkenntnis.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Ich weiß das gar nicht. Man muss sie ja gar nicht kaufen. Ich habe die EP für Teenagerinnen geschrieben und hoffe, dass diese etwas damit anfangen können.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

An dem Tag, als ich meinen Label-Vertrag bekam, ging ich ins "GAY" - einen kitschigen Schwulenclub in London und kaufe etwa 20 Cocktails - das war es dann aber auch.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ja - das war das Gefühl, das ich im Alter von sieben Jahren nach einem Konzert von Katie Perry verspürte; dass ich so etwas nämlich selber machen wollte. Ich hatte als Kind insofern sehr viel Glück, als dass ich jedes Jahr zum Glastonbury- oder Green-Man-Festival gehen konnte - und ich wollte dort immer selber auf der Bühne stehen.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Nein - ich habe immer noch Träume.

7. Was war deine größte Niederlage?

Das schlimmste für einen Musiker, der aus den richtigen Gründen Musik macht, ist das Gefühl, dass man nicht talentiert genug sein könnte. Nachdem ich aber erstmals live aufgetreten war, konnte ich meine musikalischen Fähigkeiten neu bewerten und habe auch eine Menge dazu gelernt. Dieses Gefühl war dann also nicht wirklich eine Niederlage, sondern hat mich besser und stärker gemacht.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Wenn ich einen guten Song schreibe oder einen guten Gig spiele. Der kreative Prozess ist dabei das Allerbeste.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Das ist eine schwierige Frage, weil man ja als Musikerin niemandem zu nahe treten möchte. In meinem Herzen sage ich mir immer, dass es keine schlechten Songs geben könne, weil eh alles subjektiv ist. Andererseits fallen mir eine Menge schlechter Lieder ein. Ich möchte aber keinen bestimmten nennen. Für mich sind Songs schlecht, bei denen zu spüren ist, dass die Person, die den Song singt, offensichtlich nichts damit zu tun hatte - weil ich einfach nicht verstehen kann, dass Leute Songs singen, an denen sie nicht beteiligt sind.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Okay - da würde ich mir Perry Farrell von Jane's Addiction aussuchen - aber auch Paul McCartney, Harriet Wheeler von den Sundays und Kim Deal von den Breeders. Die würde ich gerne bei einem meiner Gigs als Zuschauer haben.

Weitere Infos:
eaveswilder.com
www.instagram.com/eaveswilder
www.facebook.com/eaveswilder
eaveswilder.bandcamp.com
www.youtube.com/watch?v=u6bKlIfxlu4
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Ullrich Maurer-
Eaves Wilder
Aktueller Tonträger:
Hookey
(Secretly Canadian)


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