Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin
Banner, 468 x 60, ohne Claim



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds



 
10+10
 
MINA RICHMAN
Mina Richman
So richtig ruhig angehen lässt Mina Richman die Sache ja nun wirklich nicht. Seit sie mit ihrer EP "Jaywalker" und besonders mit ihrem Debüt-Album "Grown Up" allenthalben Türen einrannte, von denen sie selbst nicht wusste, dass ihr diese auch so offengestanden hätten, ist die quirlige Bielefelderin mit ihrer Band nahezu pausenlos auf Achse, schaffte es aber trotzdem, rechtzeitig zu einer neuen Tour auch die neue EP "Past 25" einzuspielen, mit der sie ihre Songwriting-Kunst auf ein neues, persönliches Level hievt. Bei der Ausgestaltung des Materials griffen Mina die Jungs der Band und ein vierköpfiges Produzententeam bei einem Pop-Camp unter die Arme, was dazu führte, das die fünf versammelten Songs nochmal abwechslungsreicher geworden sind, als ihr bisheriges Oeuvre. Was Mina wichtig ist, ist festzuhalten, dass es sich bei dem Projekt Mina Richman tatsächlich auch um eine Band handelt und die Songs dann auch im Team ausgearbeitet werden. "Wir sind eine Band - wir alle sind Mina Richman", formuliert sie das.

Wie gesagt ist "Past 25" noch ein Mal eine Spur persönlicher ausgefallen und dient demzufolge auch als eine Art Bestandsaufnahme der Künstlerin. Der Song "A.D.H.D" etwa erzählt von Minas kürzlich erhaltener A.D.H.S.-Diagnose (die dann auch gewissermaßen ihre quirlige Natur erklärt). "Just As A Friend" greift die Geschichte einer unmöglichen Liebesbeziehung wegen eines zu großen Altersunterschiedes auf und "Weak Man" schildert die Moritat eines schwachen Mannes und einer starken Frau. In dem Titeltrack "Past 25" geht es hingegen um persönliche Dinge wie das "Älter werden" und "Nicht aufgeben" - aber auch um den unechten Blick auf Schönheitsideale, den Mina in ihrem Video zu dem Song durch Porträts von Menschen konterkariert und relativiert.

Mina sagt, dass sie gerade unter ziemlich viel Weltschmerz zu leiden habe. Ist das vielleicht der Grund, warum gerade dieser Titeltrack der EP dann ein regelrechter Blues-Song geworden ist? "Neee - das ist einfach passiert", gesteht Mina, "ich bin schon seit einiger Zeit fasziniert von dem Song 'Glory Box' auf dem 'Dummy'-Album von Portishead und finde es genial, dass das ein Song ist, in dem das Streichersample immer wiederholt wird und so viel passiert, obwohl ja nur wenig gemacht wird. Inhaltlich geht es ja darum, einen Grund zum weitermachen zu finden - und dieses Gefühl wollte ich dann auch ausdrücken. Bei 'Past 25' geht es dann nicht um Schmerz, sondern um die notwendige Ernsthaftigkeit, sich für das Leben zu entscheiden. Sich für das Leben zu entscheiden kann total leicht sein - für mich war es aber immer schwer. Das ist ein Thema, dem ich eine bestimmte Wahrhaftigkeit zuordne. Ich will mein Leben leben - aber nicht indem ich es vorbeistreifen lasse, sondern es für mich lebe. Ich glaube, dass dieses Thema - also bewusst zu leben und nicht nur zu überleben, alt zu werden und dabei an die Zukunft zu denken - für mich so groß ist, dass ich das nicht beiläufig erzählen konnte. Deswegen konnte der Track auch nicht so kurz sein, denn wir ziehen die Leute da allmählich rein und ich muss mich darin verlieren können. Immer wenn ich tief in der Musik drin bin, bin ich auch tief in mir - und dann kamen die Gedanken an meine Teenager-Zeit, in der ich jeden Tag versucht habe, nicht zusammenzubrechen. Ich habe dann gemerkt, wie weit weg das schon von mir ist, aber auch wie nah die Erinnerungen sein können, wenn ich genau hinschaue. Da habe ich dann gedacht, wie geil das ist, wenn ich heute an die Zukunft denke. Früher habe ich immer nur bis zu meinem Abi gedacht und weiter nicht und heute denke ich: Wenn wir alle 75 und verschrumpelt sind, dann hat Freddy vielleicht eine Piano-Bar - und dann spielen wir dort irgendwelche Blues-Sachen."

Soviel also zum Konzept der neuen EP "Past 25". Bevor die Sache aber aus dem Ruder zu laufen droht, kommen hier noch schnell unsere zehn Fragen.

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Musik, die in mir etwas auslöst - in Idealfall etwas Positives - und Musik die gut klingt.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Wir haben in einem Pop-Camp mit super vielen ProduzentInnen an den Songs gearbeitet und das war stark, weil wir da erstmals verschiedene Meinungen von verschiedenen Leuten, die schon ganz lange professionell im Business drin sind, bekommen haben. Dabei ist viel Tolles herausgekommen, aber wir haben auch gemerkt, dass es keine richtige Antwort in der Musik gibt - auch wenn du hochkompetente, erfolgreiche Leute fragst. Das geht am Ende nur um Meinungen. Wir haben aber tolle Ideen bekommen und vieles mit reingenommen und haben das verarbeitet. Moses Schneider hat zum Beispiel viele Ideen beigesteuert. Das war für uns eine neue Erfahrung, weil Tobias Siebert zuvor nie so richtig am Schreibprozess beteiligt war. In mehreren Monaten hinweg immer wieder an den Songs zu arbeiten und immer wieder Input zu bekommen, war richtig stark, denn alle haben da mal größere und mal kleinere Fußstapfen hinterlassen.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Ich glaube, es ist für jeden etwas dabei, denn es gibt eine bunte Mischung für Fans vieler, vieler Genres. Man kann dazu tanzen oder andächtig in der Ecke sitzen. Die EP ist einfach ein Allrounder, wo unterschiedliche Lieder drauf sind, die alle ehrlich geschrieben wurden und für jede Lebenssituation ist etwas dabei.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Weiß ich gar nicht mehr. Das war wenig Geld. Das habe ich einfach auf dem Konto gelassen und nebenher noch gearbeitet.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ich hatte immer schon den größten Respekt und die Hingabe für Menschen, die schön singen können. Menschen, die schön singen können, waren für mich immer Götter. Ich habe auch selber immer schon gesungen und wollte auch immer singen. Eine professionelle Musikerin zu werden, war dann so eine Laune während Corona - denn ich hatte ja sonst nicht viel zu tun. Ich schrieb zwar an meiner Bachelor-Arbeit - aber das konnte ich ja auch nicht jeden Tag zehn Stunden machen. Es gab dann natürlich Pausen, in denen ich eben Songs geschrieben habe. So kam das dann.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ja und ja. Ich glaube, aufhören zu träumen ist das Schlimmste, was einem passieren kann - aber manche Träume schon erreicht zu haben, ist natürlich auch toll. Das Forum hier in Bielefeld auszuverkaufen war auf jeden Fall ein Traum - einfach weil ich vor Jahren hier meine ersten Konzerte gesehen habe. Joan As Police Woman hatte auf ihrer ersten Tour auch mal im Forum gespielt und dass ich dann das Ding auf meiner ersten Album-Tour vollgemacht habe, war natürlich in meinem kleinen Mikrokosmos schon irre.

Ein großer Traum von mir ist aber, ein Mal mit einem Orchester zu spielen - was tatsächlich ja gar nicht so unrealistisch ist - aber dazu mehr, wenn das denn mal so weit ist. Ich würde auch mal gerne in einem Stadion spielen - vielleicht als Support, denn ansonsten wird es zu unübersichtlich; aber einfach um mal dieses Gefühl mitzunehmen. Auch mal auf einem Festival als Headliner zu spielen, wäre so ein Traum. Auch ein Album mal in den Charts zu haben wäre cool und im Ausland zu spielen - etwa in Paris. Das sind alles so Sachen, die gar nicht so unrealistisch sind, aber es sind halt Träume. Ich würde auch gerne noch mal längere Zeit im Ausland leben - etwa in Korea oder Singapur oder in Südamerika in Costa Rica. Ich würde auch gerne Farsi, die Sprache meines Vaters noch besser lernen. Ich habe noch ganz viel vor.

Ich habe auch ein großes Bedürfnis nach einem friedlichen Miteinander - ich meine, wer hat das eigentlich nicht? Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der man nachbarschaftlich miteinander umgeht und sich anlächelt, wenn man sich nicht kennt. In der man Smalltalk im Supermarkt macht - nun ja, vielleicht bin ich da im falschen Land. Ich wünsche mir aber, dass man sich nicht als Konkurrenten sieht - und als Gegner in einem Kampf gegeneinander - sondern als Gesellschaft miteinander.

7. Was war deine größte Niederlage?

Boah. Weiß nicht. Also "Niederlage" klingt so nach "vorbei" - irgendetwas, was man nicht mehr ändern kann, wie beim Fußballspiel, wo der Endstand dann halt der Endstand ist. Natürlich gab es mal Konzerte, die super schlecht verkauft waren und man sich nachher gedacht hätte, dass man mehr Promo hätte machen sollen. Aber das sind alles so Momentaufnahmen und ich weiß nicht, ob man die als Niederlage bezeichnen könnte. Das gehört einfach zum Tagesgeschäft, aus dem du dann auch lernst. Ein Konzert zwischen zwei Touren ohne Kontext in einer Stadt zu buchen, in der man noch nie war und dann zu erwarten, dass der Laden voll wird ist jedenfalls gar nicht mal so geil.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Leute vor der Bühne, live zu spielen und seine Songs im Radio zu hören.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Oha. "Dance Monkey" von Tones And I. Aber ich liebe den Song auch irgendwie, weil er so schlecht ist.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Amy Winehouse und Freddy Mercury und mein Opa. Und von den lebenden Joan As Police Woman. Wenn die Frau mich mal live hören sollte, dann schmelze ich ja tausend Tode.

Weitere Infos:
minarichman.de
www.facebook.com/mina.richman.music
www.instagram.com/mina.richman
www.youtube.com/watch?v=eU4MkTrDMkw
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Jan Haller-
Mina Richman
Aktueller Tonträger:
Past 25
(Ladies & Ladys/Timezone)


jpc-Logo, hier bestellen

 
 

Copyright © 1999 - 2025 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister