"Crooked Timber" heißt das neue Werk von Therapy?, auf dem Andy Cairns, Michael McKeegan und Neil Cooper gar nicht erst versuchen, an den Ohrwurmfaktor ihres 1994er Meisterwerks "Troublegum" anzuknüpfen, sondern statt der Melodie den Rhythmus in den Mittelpunkt ihres Interesses rücken. Gemeinsam mit dem früheren Gang Of Four-Gitarristen Andy Gill, der auch schon für die Chili Peppers, The Jesus Lizard oder The Futureheads auf dem Produzentenstuhl saß, haben sie so eine Platte fabriziert, die auf den ersten Blick vielleicht weniger eingängig erscheint, dafür aber zu den wahren Wurzeln der Band zurückkehrt. Wir baten Sänger und Gitarrist Andy zum Gespräch.
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1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?
Gute Musik definiert sich durch deine eigenen Instinkte. Sie ist etwas sehr Persönliches. Wenn ich etwas höre und es mich bewegt und berührt - egal, ob es eine Musikaufnahme irgendeines Genres ist oder ein Kind, das auf der Straße singt -, dann ist das gute Musik.
2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?
Das war der Moment, in dem wir uns hinsetzten und gemeinsam entschieden, dass wir etwas anderes machen wollten als auf den letzten Platten. Wir verspürten bei diesem Album keinerlei Druck, und das gab uns eine Menge Freiheiten.
3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?
Diese Platte wird dich für 49 Minuten an einen Ort außerhalb deiner bekannten Welt transportieren - und diese 49 Minuten deiner Zeit ist sie auch wert.
4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?
Mit dem ersten Geld habe ich eine Gitarre gekauft, denn die, die ich zuvor hat, war ein sehr billiges Modell. Gekauft habe ich eine braune Epiphone 335. Leider besitze ich sie nicht mehr, was sehr schade ist, denn ich habe sie auf unserer allerersten Platte benutzt. Ich erinnere mich, dass es Diskussionen mit unserem damaligen Drummer gab, weil es ja eine semi-akustische Gitarre war und er meinte, sie klänge zu unrockig. Für ihn war das ein Instrument, das eher für The Smiths oder R.E.M. geeignet gewesen wäre. Ich konnte darin nichts Falsches sehen. Ich habe sie dann noch eine Weile behalten, aber irgendwann habe ich sie leider verkauft.
5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?
Als ich neun Jahre alt war, bekam unsere Schule Geld vom Staat, um Musikinstrumente davon zu kaufen. Unser Lehrer rief uns zusammen und fragte, wer von uns ein Instrument erlernen wollte. Alle waren hellauf begeistert, und ich hätte gerne ein Saxofon oder ein Schlagzeug gehabt. Leider war ich einer der Letzten in der Reihe, und deshalb waren nur noch Tuba und Posaune übrig. Der Typ hinter mir schnappte sich die Tuba, also blieb die Posaune für mich. Ich habe dann in der Schule Posaunespielen gelernt und auch einige Prüfungen abgelegt. Das brachte mich zur Musik.
6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich Musik nie aus diesem Blickwinkel betrachtet. Ich habe mich nie selbst als Rockstar oder irgendeine Form von Celebrity gesehen. Das liegt vermutlich an meinem familiären Hintergrund. Niemand aus meinem Umfeld hat mich je wie etwas Besonderes behandelt. Dennoch schätze ich mich glücklich, dass ich mit dem, was ich tue, den Lebensunterhalt für meine Familie verdienen kann. Wenn ich einen Traum leben würde, hätte er vermutlich nichts mit Musik zu tun. Dies hier ist einfach etwas, was ich tun muss, weil es in mir steckt!
7. Was war deine größte Niederlage?
Ich bereue ein wenig, dass ich mir, als wir anfingen, die Musik professionell zu betreiben, nie die Zeit genommen habe, mehr über Musik zu lernen. Erst kürzlich habe ich begonnen, das Klavierspielen zu erlernen, außerdem habe ich mich intensiver mit Aufnahmetechnik auseinandergesetzt. Besonders Letzteres hätte ich bereits tun sollen, als wir unseren ersten Plattenvertrag unterschrieben, denn damit hätten wir uns eine Menge Geld für Produzenten sparen können (lacht)! Leider wollte ich damals immer nur Gitarre spielen und singen.
8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?
Das ist immer die Zeit, die ich daheim mit meiner Familie verbringe. Das war schon immer so. Ich bin mit meiner Frau schon sehr lange zusammen und unser Sohn wird dieses Jahr zehn. Trotzdem denke ich, dass es eine gute Sache ist, dass ich immer wieder auf Tour unterwegs bin, denn wenn ich zu Hause bin, kann ich den ganzen Tag mit den beiden verbringen. Die meisten meiner Freunde arbeiten fünf Tage die Woche von neun bis fünf und sehen ihre Kinder praktisch nur am Wochenende, wenn sie nicht Golf oder Rugby spielen. Da hab ich es doch besser!
9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?
Ich glaube, die Frage kann ich nicht beantworten, denn bei ganz schlimmen Songs höre ich einfach nicht hin. Ich bin strikt gegen Zensur, und deshalb sage ich: Wenn du etwas nicht magst, hör einfach weg!
10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?
Samuel Beckett, der irische Schriftsteller. Leider ist er schon 1989 gestorben. Ich bin wirklich von seiner Arbeit fasziniert und hätte ihn gerne einmal getroffen. Man sagt, er sei unglaublich schüchtern gewesen, deshalb wäre er selbst zu Lebzeiten vermutlich lieber in der Erde versunken, als bei einem Therapy?-Konzert gesehen zu werden.
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