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A CAMP
A Camp
Eigentlich haben wir ja schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass Nina Persson, Nathan Larsen und Niclas Frisk dem feinen selbstbetitelten Debüt von A Camp aus dem Jahre 2001 noch ein weiteres Album folgen lassen würden, doch nun ist es tatsächlich so weit, der Nachfolger ist endlich startklar.

"Colonia" ist ein Album geworden, auf dem die countryeske Grundstimmung des Erstlings einer breiter gefächerten Palette an Einflüssen gewichen ist. Dass die Platte zudem ganz ausgezeichnet ist, sollte kaum einer Erwähnung bedürfen, schließlich kennt man die drei Protagonisten von A Camp seit Jahren durch ihre Arbeit mit The Cardigans, Atomic Swing und Shudder To Think. Wir trafen die bestens gelaunte Band in Hamburg, wo uns die drei verrieten, was es mit Powder Pop auf sich hat, welches ihre größten Niederlagen sind und warum Noel Gallagher bei A Camp an einen Zirkus denken muss.

1. Was ist eure Definition von "guter Musik"?

Nina: Alles, was eine Gänsehaut verursacht!

Niclas: Etwas, das direkt auf dein Nervensystem einwirkt!

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Nina: Bei der neuen Platte wollten wir in emotionaler Hinsicht einfach mutiger und offener sein, nachdem die erste ziemlich traurig und nach innen gekehrt war.

Niclas: Anschließend an das, was ich über das Nervensystem gesagt habe: Unsere neue Platte sollte den Puls eher beschleunigen als ihn verlangsam.

3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?

Nina: Die Platte ist eine Droge, die nicht verschreibungspflichtig ist!

Nathan: Die Platte ist Powder Pop, das ist ein neues Genre, dem wir uns zugehörig fühlen und das von Künstlern wie Rufus Wainwright oder Antony And The Jonson ins Leben gerufen wurde. Es vereint Dandyismus und Pop, aber auf andere Art, als der Glam Rock das getan hat, obwohl das gleiche Konzept dahintersteht.

4. Was habt ihr euch von eurer ersten Gage als Musiker gekauft?

Nina: Ich habe erst einmal die rückständige Miete bezahlt!

Nathan: Ich habe es in Drogen und eine Gitarre investiert!

Niclas: Ich habe ein amerikanisches Muscle-Car gekauft, einen 1967er Mustang Fastback 390 GT, das Modell, das Steve McQueen in "Bullitt" fährt. Ich habe den Wagen immer noch!

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass ihr Musiker werden wolltet?

Niclas: Die endgültige Entscheidung, dass ich Musiker werden wollte, habe ich getroffen, als ich zum ersten Mal KISS hörte.

Nathan: Ich erinnere mich daran, wie meine Cousins zum ersten Mal "Back In Black" von AC/DC auflegten, als das Album gerade neu war - ich weiß noch genau, wie sie die Schutzfolie des 8-Tracks entfernten. Ich konnte gar nicht glauben, wie böse die Platte war. Da wusste ich, ich möchte auch bei etwas mitmischen, das so böse ist! Ich weiß nicht mehr, ob ich damals schon Musiker werden wollte, es ging eher um die Verbindung zu etwas, das genauso böse war, etwas, das man vor den Eltern verstecken musste, das man ins Haus schmuggeln musste.

Nina: Die Entscheidung, Musikerin werden zu wollen, traf ich im zehnten Jahr meiner Karriere. Da wurde mir erst bewusst, dass es vermutlich zu spät war, etwas anderes zu machen (lacht).

Nathan: Was hättest du denn werden wollen? Krankschwester oder Arzt, jemand, der sich um andere Menschen kümmert?

Nina: Nein, ich kann ja noch nicht einmal auf mich selbst aufpassen (lacht)!

6. Habt ihr immer noch Träume - oder lebt ihr den Traum bereits?

Nina: Ich lebe den Traum, aber der Traum, den ich immer noch habe, ist, weiterhin Platten machen zu können - aber es sollten ganz unterschiedliche sein. Einfach das weiter tun zu können, was ich im Moment tue, ist mein Traum.

7. Was war eure größte Niederlage?

Nina: Meine größte Niederlage ist es, dass ich die ersten zehn Jahre meiner Karriere nicht mehr genossen habe. Das ist ziemlich traurig (lacht). Das ist das Einzige, was ich in meinem Leben bereue.

Niclas: Bei mir ist es genau umgekehrt: Ich habe die ersten zehn Jahre zu sehr genossen!

Nathan: Ich habe ja eine recht lukrative Karriere als Komponist von Filmmusik und ich denke, meine größte Niederlage ist, dass ich den Job einfach hasse. Ich weiß, dass das falsch ist, weil viele Musiker alles dafür geben würden, in meiner Position zu sein, aber ich hasse es und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll.

8. Was macht euch derzeit als Musiker am glücklichsten?

Nathan: Als wir die Platte aufnahmen, wachte ich jeden einzelnen Morgen mit dem Gefühl auf, dass ich haargenau das Richtige tue. Natürlich ist man nie hundertprozentig glücklich, aber es bereitet mir sehr viel Freude, mit der Band großartige Musik zu machen und mit meiner Frau reisen zu können.

Nina: Es macht mich glücklich, dass ich einen Job habe, bei dem ich selbst meines Glückes Schmied bin. In dem Umfeld, aus dem ich stamme, war das etwas, das nicht wünschenswert war. Mir dagegen kam dieses Leben immer sehr entgegen und ich bin froh, dass ich das begriffen habe und mein Leben danach ausgerichtet habe.

Niclas: Es macht mich glücklich, es geschafft zu haben, dass mir meine Handicaps inzwischen zum Vorteil gereichen.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Nathan: Alles hat seinen Wert...

Nina (unterbricht ihren Ehemann): Nein!!!

Niclas: Für eine Weile war ich davon überzeugt, dass "Wonderwall" von Oasis der schlechteste Song ist, der je geschrieben wurde. Ich hasse es, wenn die Melodie plötzlich ansteigt. Da sehe ich einfach rot!

Nathan: Außerdem hat dich Noel Gallagher letztens einen Clown genannt!

Nina: Warum bist du so sicher, dass Niclas gemeint war? Noel hat nur gesagt, dass ein Mitglied von A Camp wie ein Clown aussieht!

Nathan: Aber nur einer von uns hat zu dem Zeitpunkt einen gestreiften Anzug getragen!

Nina: Ah, okay, dann hat er wirklich Niclas gemeint (allgemeines Gelächter). Zurück zur Frage! Ehrlich gesagt ist es mir egal, welcher der schlechteste Song aller Zeiten ist, aber "What‘s Up" von den 4 Non Blondes ist einer der unnötigsten Songs, die je schrieben wurden!

Niclas: Außerdem ist die Nummer bei "Don't Worry Be Happy" von Bobby McFerrin geklaut!

Nina: "Don't Worry Be Happy" gehört auch zu den schlimmsten Songs, die die Welt je gehört hat!

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen?

Niclas: David Lee Roth!

Nathan: Orson Welles, auch wenn er vermutlich kein Interesse an unserer Musik hätte.

Nina: Das Problem ist, dass ich die Menschen, die ich wirklich bewundere, gar nicht bei unseren Konzerten sehen möchte.

Niclas: Du solltest aber trotzdem jemanden nennen, denn das war die Frage!

Nina: Oh... dann sage ich: Morrissey!

Weitere Infos:
www.acamp.net
www.myspace.com/acamptheband
www.reveal-records.com
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Pressefreigabe-
A Camp
Aktueller Tonträger:
Colonia
(Pias/Rough Trade)


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