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STEINER & MADLAINA
 
Die Bauarbeiterinnen
Steiner & Madlaina
Gäbe es sie nicht schon, man müsste sie zweifelsohne erfinden: Nora Steiner und Madlaina Pollina, zwei Freundinnen aus Zürich, die irgendwann ein Mal feststellten, dass sie schön zusammen singen können und daraufhin beschlossen, eine Band zu gründen und gemeinsam Musik zu machen. Ihr erstes Album heißt nun "Cheers" - und das nicht nur, weil man sich damit zuprosten kann, wie mit dem Song "Prost Hawaii". Mit den Wortspielereien haben es die Mädels nämlich. Dem ist auch der merkwürdige Projektname geschuldet. Weil sich Steiner auf Madlaina reimt. Ein bisschen jedenfalls. Bis ins letzte logisch ist nämlich zum Glück nicht alles, was Nora und Madlaina auf die Beine stellen oder von sich geben - da sei die Spontaneität und die Inspiration vor. Madlaina ist übrigens die kleine Schwester von Julian Pollina, der zur Zeit ja unter seinem Künstlernamen Faber auch hierzulande mächtig Furore macht. Das aber nur am Rande.
Aber lassen wir doch mal die Mädels selber erzählen. Zum Beispiel wie sie überhaupt zum renommierten Glitterhouse Label gekommen sind. "Das war unser ehemaliger Manager Maximilan Weißenfels, der unsere EP an verschiedene Labels herum geschickt hat", erklärt Nora Steiner, "und die haben sich dann gemeldet und uns geschrieben, was sie von der Musik halten. Und da haben wir uns gedacht: 'Wow - endlich mal jemand, der kapiert, worum es uns geht'." Produziert wurde das Album "Cheers" von Alex Sprave. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande? "Wir sind über ein paar Ecken an Alex gekommen", berichtet Nora, "wir sind zu seinem Bauernhaus gefahren, wo er mit seiner Frau und seinem Kind lebt und sein Studio hat und haben uns ihm vorgestellt. Und das hat dann gleich funktioniert. Wir dachten, das seien sympathische Leute und es hat Klick gemacht, weil er nicht ein Produzent ist, der sagt, wo es langgeht, sondern stattdessen Ideen vorschlägt oder Anregungen gibt und Dinge auch mal ausprobiert. Es dauerte alles sehr lange, denn wir waren zwei Monate im Studio. Dort haben Madlaina und ich und Alex alles eingespielt - und manchmal auch ein Bassist." Wie entstehen die Songs dann? "Wir machen die Texte und die Melodien und arbeiten dann zusammen mit der Band Arrangements für die Live-Konzerte aus. Diese haben wir dann auch zu Alex gebracht - und der hat dann noch seine Ideen dazu gegeben - etwa indem etwas schneller gemacht wurde oder etwas ausgebaut oder verfeinert hat. Das schöne bei Alex ist, dass er ein totaler Sound-Nerd ist und total auf analog abfährt und die tollsten analogen Soundeffekte hat - und das macht dann natürlich super Spaß damit herumzuspielen." Das Soundbild der Scheibe ist also in Zusammenarbeit mit Alex Sprave erarbeitet worden. "Auf jeden Fall", bestätigt Nora, "wir haben jetzt auch angefangen, diesen Vintage-Schlager-Touch für unsere Live-Konzerte umzusetzen."

Das Witzige dabei ist, dass die Stimmen Noras und Madlainas dabei so ähnlich klingen, dass sie manchmal wie eine einzige klingen, wenn sie zusammen singen. "Wir machen das ja auch schon seit vielen Jahren", erläutert Nora, "wir haben uns in der Schule kennengelernt. Unsere ganze Zusammenarbeit ist dabei immer geprägt von Zufällen. Wir haben uns tatsächlich zufällig auf dem Pausenhof getroffen und dort beschlossen, eine Band zu gründen. Zunächst war das eine Ska-Band, die mehr schlecht als recht und eher ein bisschen scheiße war. Dann haben wir den Probenraum verloren - und da Madlaina und ich auch schon für die Ska Band die Songs geschrieben hatten, haben wir uns gedacht, dass wir doch auch zu zweit im Wohnzimmer weitermachen könnten, bevor uns langweilig würde. Und dann saßen in diesem Café in Zürich und dachten uns, dass das ein toller Ort für ein Konzert wäre und haben dann den Kellner gefragt, ob wir da spielen könnten. Der hat uns dann gefragt, wie wir heißen - und so ist dann der Name Steiner und Madlaina entstanden. Ach ja: Und das mit der Zweistimmigkeit kommt daher, dass wir anfangs immer nur so wenig hatten - also eine Gitarre und die Stimmen - und das dann immer durchgezogen haben. Wir haben so einfach versucht, so etwas Interessantes zu machen."

Nora und Madlaina schreiben und singen ihre Songs konsequent mehrsprachig: Auf der Scheibe gibt es Songs in Deutsch, Englisch und Schweizerdeutsch und live kommen ggf. noch Italienisch oder Griechisch dazu. Es gibt aber wohl keine unterschiedliche Herangehensweise das Schreiben der Songs betreffend - denn egal in welcher Sprache der Song vorgetragen wird - die quirligen Eigenarten und Weltsichten der Damen kommen gleichermaßen durch. "Genau. Es sind ja auch keine unterschiedlichen Personen, die die englischen und deutschen Texte schreiben", erklärt Nora, "was mich immer gestört hat, war, dass man uns im allgemeinen unterstellt hat, dass wir unsicher seien und nicht wüssten, was wir wollten. Da haben wir uns gedacht, dass wir es allen zeigen wollten und dann auch angefangen live einen griechischen oder einen italienischen Song zu spielen - einfach um so viele Sprachen wie möglich zu haben." Auf der Scheibe beschränkten sich Nora und Madlaina dann aber doch wieder. "Ja - aber der schweizer Song war uns als Konzeptsong wichtig. Auf den Konzerten haben wir festgestellt, dass das Publikum auch auf die englischen Texte reagiert, wenn wir sie mit deutschen Texten eingestimmt haben. Die hören dann einfach besser zu. Und deswegen haben wir auch mehr deutsche Texte geschrieben. Wir haben uns dann gedacht, dass wenn wir einen schweizer Text schreiben, auch die Leute im Business merken müssten, dass das mit der Mehrsprachigkeit ein Konzept und keine Unsicherheit ist." Ist es dabei leichter oder schwerer in der Muttersprache zu schreiben? "Anfangs war es schwerer auf Deutsch zu schreiben, weil wir ja einfach nicht plump sein wollten", führt Nora aus, "wir wollen auch auf Englisch nicht plump sein, aber ich denke dass es in Deutschland weniger Leuten auffällt, wenn wir auf Englisch plump sind. Deswegen ist es uns auch mega-schwierig gewesen, diesen schweizerdeutschen Text zu schreiben, denn Schweizerdeutsch klingt schnell ziemlich bescheuert. Im Film wie auch in der Musik. Sophie Hunger macht das - wie ich finde - wunderschön. Wir haben uns dann auch an vielen Künstlern orientiert. Aber es ist schon schwierig." Welche Bedeutung soll eigentlich der Begriff "Cheers" als Titel des Albums haben? Dafür gibt es ja jede Menge Möglichkeiten in der englischen Sprache, die über das Zuprosten hinausreichen. "Genau - das ist eine gute Frage", meint Nora, "unsere letzte EP hieß ja 'Speak'. Diese EP besteht unserer Meinung aus Konversationen, wie wir im Nachhinein gemerkt haben. Konversationen zwischen Mann und Frau, zwischen Reich und Arm, zwischen Revolutionär und den Alten. Wir waren dann große Fans von diesem einen Wort als Titel und dachten uns, dass es geil wäre, wenn die Debüt-LP dann auch einen Titel hätte, der aus einem Wort bestünde. Wir haben uns überlegt, ob es nicht ein englisches Wort sein könnte, das fast schon eingedeutscht ist. Und 'Cheers' kennen ja nun wirklich alle - im Sinn von Prost. Dann gibt es aber auch noch andere Bedeutungen von 'Cheers'. Was wir schön fanden, ist die Möglichkeit am Ende eines Briefes 'cheers' als Grußwort zu verwenden. Es kann also auf eine Art einen Anfang bedeuten und auf eine andere ein Ende - und das fanden wir schön. Es geht also weniger um das Zuprosten, als um die anderen Bedeutungen." Und dazu könnte ja noch gehören "cheers" im Sinne von Jubelschreien oder "cheers" im Sinne von "dankeschön". Da haben sich die Mädels ein ziemlich cooles Multifunktionswort ausgesucht.
Mit den Multifunktionswörtern bzw. Wortspielereien haben es Nora und Madlaina ja sowieso. Wie sonst wären Songtitel wie "Prost Hawaii" oder Textzeilen wie "alles ist möglich aber wahrscheinlich nicht" zu erklären. "Also die meisten Texte schreiben wir schon ziemlich instinktiv", überlegt Nora, "wenn man so will schreiben wir wie Bauarbeiter. Wir wollen nicht plump und nicht zu kitschig zu sein. Auch bei den Wörtern versuchen wir schöne Wörter auszusuchen - nicht das erste, was einem in den Kopf kommt. Das mit dem 'Prost Hawaii' rührt daher, dass ich Songs immer ganz schlecht Titel geben kann und Madlaina dann meinte, dass es doch lustig wäre, wenn ein Song, der von Toast Hawaii und einem Glas, auf das man vorbeikommen soll handelt, dann 'Prost Hawaii' hieße. Das ist etwas, worauf Madlaina viel Wert legt - Wortspielereien, die ein bisschen Witz drin haben - und das macht sie ganz oft auch in den Texten."

Teilweise - wie in den Songs "Das schöne Leben" oder dem EP-Track "Hometown", in dem es um einen Obdachlosen geht - greifen Steiner & Madlaina aber auch durchaus das Thema Sozialkritik in ihren Songs auf. Was ist ihnen beim Schreiben der Songs selbst am Wichtigsten? "Ich glaube, dass man als Künstler schon eine gewisse Verantwortung hat", führt Nora aus, "wir haben als Künstler da eine Plattform - und ich finde es immer schade, wenn Künstler diese Plattform nicht nutzen und sich neutral verhalten - um vielleicht von mehr Leuten gehört zu werden. Das finde ich immer ganz doof. Wir wollen die Plattform nutzen, um unsere Meinung darzustellen und zu verbreiten. Aber Songwriting ist auch immer eine sehr persönliche Sache und wir haben dann auch Lieder wie 'Groß geträumt' oder 'Reckless Love' im Programm, die einfach nur Liebeslieder sein wollen." Das sei den Damen auch unbenommen, denn auch ohne den Anspruch, politisch missionieren oder gar predigen zu wollen, haben Nora Steiner und Madlaina Pollina mit dem Album "Cheers" ein bemerkenswert rundes und vielseitiges und vielschichtiges Debütalbum vorgelegt.

Weitere Infos:
lauter.ch/bands/steiner-und-madlaina
www.facebook.com/SteinerMadlaina
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
Steiner & Madlaina
Aktueller Tonträger:
Cheers
(Glitterhouse/Indigo)
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