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Interview-Archiv

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THE WATERBOYS
 
Kreatives Recycling
The Waterboys
Zuletzt schien es, als habe Mike Scott den Reiz des übergreifenden Konzeptes für sich und seine Waterboys entdeckt: 2011 veröffentlichte er mit "An Appointment With Mr. Yeats" ein Album mit vertonten Gedichten des Poeten W.B. Yeats, es folgte 2015 das Album "Modern Blues", auf dem sich Mike US-amerikanischen Stilistiken (unter anderem eben auch dem Blues) widmete und das letzte Werk, "Out Of All This Blue", kam gar als Doppelalbum heraus - auf dem Mike unter anderem seine persönliche Faszination für Japan thematisierte. "Oh, ich höre mir neuerdings japanische Musik an", meint Mike etwa auf die Frage, was er sich privat musikalisch bevorzuge, "ich war zuletzt öfter mal in Tokyo zu Besuch und habe dort einen Künstler namens Haruomi Hosono entdeckt, dessen Musik ich sehr mag." Haruomi Hosono gründete zusammen mit Ryuichi Sakamoto 1978 das Yellow Magic Orchestra, produzierte später Pizzicato Five und arbeitet auch als Filmkomponist. In dem Zusammenhang überrascht es jetzt fast, dass das neue Waterboys-Album, "Where The Action Is", eben kein Konzeptalbum geworden ist, sondern eine "ganz normale" Waterboys-Songsammlung, auf der Mike so ziemlich alle Aspekte seiner Arbeit versammelt hat. Der Titeltrack des Albums etwa, basiert allerdings auf einem obskuren Northern Soul Song von Robert Parker von 1966. Es handelt sich dabei aber keineswegs um eine Coverversion.
"Robert Parkers Song heißt eigentlich 'Let's Go Baby (Where The Action Is)'", führt Mike aus, "der ist in Northern Soul- und Mod-Kreisen ziemlich populär. Ich war vor ungefähr fünf Jahren mal in einer Mod-Disco und habe den Song dort gehört und mir hat der Refrain des Stückes ungemein gefallen - aber ich mochte die Strophen nicht so, weil das diese Klischees verwendet wurden. Da habe ich daran gedacht, eine eigene Version mit eigenen Strophen daraus gemacht. Wir teilen uns mit Robert Parker aber fairerweise die Veröffentlichungsrechte, da es auf seinem Song basiert." Etwas seltsam ist der Umstand, dass sich auf dem neuen Album quasi der Titelsong des letzten Albums "Out Of All This Blue" befindet. Der Song handelt von einem Freund Mikes und dessen Kampf mit der Depression. "Ja, in der Tat", bestätigt Mike, "ich hatte schon versucht, den Song für das letzte Album aufzunehmen, aber ich habe keine gute Version hinbekommen. Ich mag den Song sehr und wollte keine unpassende Version veröffentlichen. Ich mochte aber den Titel für das Album, und da dachte ich mir, dass ich doch sowas machen könnte wie Led Zeppelin mit 'Houses Of The Holy' - wo der Titeltrack dieses Albums ja erst auf dem nächsten Album, 'Physical Graffitti', erschien. Aber 'Out Of All This Blue' ist dabei nicht so autobiographisch wie etwa 'London Mick' - einem Song über meinen Freund, Mick Jones von The Clash - oder 'Labroke Grove Symphony', wo ich sozusagen Punkt für Punkt meine Zeit in London chronologisiere. Es geht dann zwar um einen Freund - aber ich habe mir hier zu Gunsten des Songs Freiheiten erlaubt."
Sich kreative Freiheiten zu erlauben ist für den Mann, der von sich selbst sagt, dass er nichts von Stilen und Genres halte, besonders wichtig. Obwohl sich auf der neuen Scheibe musikalisch eh schon so ziemlich alle Facetten des Waterboys-Universums finden - Northern Soul etwa, Glam Rock, Folk-Inspirationen oder keltischer Blues -, lehnt sich Mike auf einigen Tracks stilistisch besonders weit aus dem Fenster. Insbesondere fällt dabei der Song "Take Me There I Will Follow You" auf, auf dem nicht nur wuchtige elektronische Drumbeats zu hören sind, sondern auch Gospelchöre und vor allen Dingen ein rappender Mike Scott. So etwas hat es bisher ja noch nicht gegeben. "Genau", bestätigt Mike, "das ist mit auch besonders wichtig, für mich neue Dinge zu entdecken oder auszuprobieren." Dann erklärt Mike, wie das Songwriting bei ihm am Besten funktioniert: Indem er seinen Songwriter-Radar nämlich ständig geöffnet hat und sich dabei auch nicht zu Schade ist, Ideen oder Elemente auf kreative Art zu recyclen. Verloren geht auf diese Weise natürlich kaum etwas. "Der Song 'Take Me There' hat verschiedene Quellen", erklärt er etwa, "ich habe vor einigen Jahren einen Song mit ein paar Freunden namens 'Been In L.A. Too Long' geschrieben. Vor zwei Jahren war ich mit meiner Frau in Tokyo und habe - wie das so meine Art ist - Straßengeräusche aufgenommen. Meine Frau schlug vor, irgendwo hinzugehen und ich sagte 'nimm mich mit, ich folge dir'. Als ich dann nachher die Aufnahmen anhörte, dachte ich mir: 'Das ist ein toller Songtitel'. Dann habe ich erst mal den Refrain aufgenommen und dann beschlossen, einen Song daraus zu machen. Dazu habe ich dann den Text des 'L.A.'-Songs wiederverwendet. Und dann bin ich noch auf die Idee gekommen, mich als Rapper zu versuchen - etwas, was ich schon immer mal machen wollte. Deswegen habe ich den Text noch mit Extra-Reimen versehen und es dann mal über einen Drumbeat ausprobiert. Das ging zwar, klang aber etwas zu angestrengt. Ich habe mit dann Kendrick Lamarr und andere Rapper angehört, und festgestellt, dass die total relaxed klingen. Also habe ich das auch mal versucht und das hat dann gut funktioniert, bis ich es nach vielen Versuchen hinbekommen habe. Das Ganze habe ich dann nach L.A. zu meinem Keyboarder 'Brother' Paul Brown geschickt - und der hat dann den ganzen Rest gemacht."
The Waterboys
Oha - ist Mike Scott heutzutage nicht mehr der Kontrollfreak, der er früher mal gewesen ist? Lässt er seinen Musikern heutzutage freie Hand? "Ja, absolut", bestätigt Mike, "Paul Brown hat drei der Stücke vom neuen Album produziert und arrangiert. Ich habe ihm Ideen und Skizzen mit den Vocals geschickt, und er hat diese dann arrangiert - auch mit elektronischen Elementen. Steve Wickham hat auch viele Ideen beigetragen und mit seine Geige durch Effektgeräte gespielt - wobei ich gar nicht weiß, was er da alles gemacht hat." Letztlich führte dieser Ansatz dann zu einem Waterboys Album, das zu den musikalisch vielseitigsten der gesamten Laufbahn führte. Wobei natürlich auch wieder typische Mike Scott-Features mit dabei sind, denn zwei der Stücke basieren wieder auf literarischen Vorlagen: "Then She Made The Lasses-O" ist ein von Mike abgewandelter Folksong, der auf einem Gedicht des schottischen Nationalhelden Robert Burns basiert und "Piper At The Gates Of Dawn" ist ein fast zehnminütiges Folk-Epos, über das Mike aus dem Buch "Wind In The Willows" von Kenneth Graham zitiert (während Pink Floyd und Van Morrison ja lediglich den Titel des betreffenden Kapitels entliehen). Warum er das tut, ist für Kenner der Waterboys-Materie offensichtlich, denn in dem Stück spielt Mikes alter Kumpel, der Gott Pan, eine gewichtige Rolle. Mit den heidnischen Gottheiten hat es Mike also nach wie vor, oder? "Das könnte man so sehen", lacht er, "aber Pan ist einfach mein Boss und Arbeitgeber." In der guten Tradition altersweiser Routiniers ist es Miks Scott gelungen, mit "Where The Action Is" ein Waterboys-Album zu fabrizieren, das den Traditionen der Band ebenso huldigt, wie dem kreativen Charakter ihres Frontmannes Rechnung trägt. Nicht zu unrecht trägt dieses Album also den Untertitel "An Entertainment In Sound By The Waterboys".
Weitere Infos:
www.mikescottwaterboys.com
www.facebook.com/TheWaterboysOfficial
twitter.com/Waterboys
www.youtube.com/watch?v=6PqUBPr74os
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Waterboys
Aktueller Tonträger:
Where The Action Is
(Cooking Vinyl/Sony Music)
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