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Interview-Archiv

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ERIN K
 
Die Stimme als Instrument
Erin K
Erin K kommt viel rum. Zur Zeit lebt die gebürtige New Yorkerin zwar in Berlin - begann ihre musikalische Karriere aber in der Londoner Folk-Szene. Ihr erstes Album "Little Torch" entstand wiederum in Italien, wo Erin zuvor als Gast bei einer Tour bei der italienischen Band Zen Circus reüssierte, deren Frontmann, Andrea Appino das Album dann auch produzierte. Das nun vorliegende, zweite Album "I Need Sound" wurde dann in der englischen Grafschaft Kent aufgenommen. Erin macht prinzipiell moderne, organische Pop-Musik - und zwar in dem Sinne, dass sie sich stilistisch keineswegs einschränkt. Sie betrachtet sich aber gleichzeitig durchaus als klassische Songwriterin, was sich durch ihre aussagekräftigen Lyrics auch manifestiert. Kurzum: Sie als moderne Troubadourin zu bezeichnen, wäre sicherlich nicht ganz falsch.
.Wie sieht sich Erin denn selber? "Die Sache ist die, dass ich zwar mit verschiedenen Musikern zusammenarbeite - und zwar in Berlin, England und Italien -, dass ich aber alle Stücke selbst schreibe und arrangiere. Momentan habe ich eine Gruppe von Musikern, mit denen ich dann auch Live-Auftritte absolviere. Im Grunde bin ich aber eine Solo-Künstlerin." Dabei ist Erin noch gar nicht so lange im Geschäft, wie sie selbst einräumt. "Ja, denn ich habe erst angefangen, Gitarre zu spielen, als ich 29 war", gesteht sie, "jetzt bin ich 37 - mache also seit acht Jahren Musik. Mein Background ist aber als Malerin und Künstlerin zu sehen. Ich bin zur Kunsthochschule gegangen, fand aber das, was ich da machte, nicht so kathartisch. Es war nicht das, was ich erwartet hatte. Da ich es aber immer schon genossen hatte, zu schreiben, kam dann die Musik dann auf ganz natürliche Weise dazu. Ich habe zwar keine klassische musikalische Ausbildung, liebe jedoch die Musik. Als ich dann ein paar Texte schrieb und in London eigene Songs spielte, reagierten eine Menge Leute positiv darauf. Letztlich habe ich so herausgefunden, dass das Schreiben von Songs für mich die einfachste Methode darstellte, mich auszudrücken." Woher kam eigentlich Erins Verwicklung mit der Folk-Szene? Ihre reichhaltig arrangierten Songs gehen ja nur in den seltensten Fällen als Folksongs durch. "Ich bin schon eine Pop-Künstlerin", erklärt Erin, "aber die Orte, die mir in London als erste ermöglichten, meine Songs vorzutragen, waren halt nun mal kleine Clubs der Antifolk-Szene. Meine Songs klangen damals ja auch noch etwas anders und es gibt da ja auch diesen Comedy-Aspekt in meinem Material, der diese Assoziation auch ermöglichte. Ich bin aber schon eine Pop-Künstlerin." Dabei bleibt es aber nicht, denn für eine Pop-Kümnstlerin legt Erin sehr viel Wert auf ihre Texte. Tatsächlich könnte man sie sogar als klassische Geschichtenerzählerin bezeichnen. "Das würde ich 100%ig unterschreiben", bestätigt Erin, "denn bei meiner Musik geht es um das Erzählen von Geschichten. Ich möchte dabei auch aus schwierigen Themen oder Situationen etwas Schönes machen, weißt du? Zumindest möchte ich aber irgendwelche Emotionen hervorrufen. Dabei genieße ich das Erzählen von Geschichten - auch wenn diese in letzter Zeit nicht immer eine klare Erzählstruktur haben."
Manchmal scheint Erin in ihren Songs ja auch kleine Porträts ihrer Charaktere zu präsentieren. "Och das sind meistens Freunde, Ex-Liebhaber oder Liebhaber, die ich da aufs Korn nehme", erklärt sie, "es geht dabei auch um Orte, an denen ich gelebt habe und Situationen. Ich denke, dass ich mich selbst durch die Beschreibungen von Personen aus meinem Leben zeigen möchte. Ich mag es aber auch über Tiere oder Objekte zu singen." Über Objekte? "Ja, da gibt es einen Song namens 'Tooth Song' auf der neuen Scheibe, und in dem geht es tatsächlich um meine Beziehung zu einem schmerzenden Zahn, mit dem ich mich fast zwei Monate herumgeschlagen habe." Dann fragen wir besser auch gar nicht, wovon der Song "I Ate Shit" auf dem ersten Album handeln könnte. Wichtig ist es, festzuhalten, dass es wohl bestimmte Songs in Erins Oeuvre gibt, die - sagen wir mal - herausstechen. "Na ja", meint Erin, "sich zwei Monate mit einem schmerzenden Zahn herumzuschlagen, ist ja auch fast wie die Beziehung zu einem Liebhaber." Es gibt aber noch mehr Songs in dieser Richtung. Zum Beispiel "Dumb Dolly", wo es um das Thema "Alice In Wonderland" zu gehen scheint. "Ja, das war der Ausgangspunkt", führt Erin aus, "hier geht es aber gar nicht um eine bestimmte Person, sondern es ist einfach das Bild eines Mädchens in einer schwierigen Situation."

Hat Erin ein bestimmtes Rezept, Songs zu schreiben? Etwa von einer kleinen Idee - wie der "Alice In Wonderland"-Referenz - ausgehend, eigene Geschichten zu entwerfen? "Oh sicherlich", räumt sie ein, "ich beginne dabei immer mit etwas Persönlichem - das also nur für mich ist. Mein Ziel beim Songwriting ist es aber, mit Worten zu spielen und auf meine Gefühle zu reagieren. Ich nehme dann auf, was mir spontan in den Sinn kommt und versuche das dann zu analysieren und den Song so in meinem Unterbewusstsein finden zu können. Auf gewisse Weise ist das, was ich sagen möchte, also in mir selbst drin und ich muss es nur aus mir rausziehen. Manchmal schreibe ich auch Sachen in ein Tagebuch, damit ich was zu schreiben habe, wenn mir spontan nichts einfällt. Es ist dann wie ein Schieben und Ziehen in verschiedene Richtungen mit diesen Bestandteilen. Ich denke auch oft über Rhythmus nach, wenn ich schreibe - weil mir das wichtig ist; damit ich nicht etwa zu viele Worte habe, um die ich mich kümmern muss. Das alles diktiert dann quasi, wie der Song klingen muss, wie er arrangiert werden sollte. Dabei denke ich nicht so sehr an die Instrumentierung, sondern wie die Stimme zur Geltung kommen könnte, weil für mich die Stimme das eigentliche Instrument ist." Und wie entsteht dann die Musik? "Die Musik?", fragt Erin, "die schreibe ich eigentlich mit meiner Stimme. Ich spiele auch Gitarre, mit der ich dann arbeite - aber tatsächlich entstehen die meisten Songs mit meiner Stimme. Das Ergebnis bringe ich dann zu anderen Leuten und sage, dass das der Sound ist, den ich mir vorstelle und bitte sie dann, ihre Instrumente dazu zu bringen." Ist es Erin eigentlich wichtig, besonders organisch zu agieren? Denn in der Popmusik werden ja oft und gerne die neuesten Produktionstechniken, elektronischen Hilfsmittel, Effekte und Gadgets eingesetzt. "Nein - das ist mir zu 100% wichtig", bestätigt Erin diese Vermutung, "das ist mein Stil und ich mag es auch, so viel wie möglich zu Hause zu machen - also außerhalb eines Studios. Ich mag dieses hausgemachte Feeling und ich mag es, auf ältere Aufnahmen zurückzugreifen und diese dann zu bearbeiten. Denn diese haben manchmal eine ganz besondere Schönheit, weil man so viel erreichen kann, wenn man aus dem Moment heraus agiert. Ich mag die Intimität." Das ist aber interessant, denn die meisten Erin K-Tracks kommen als Bandproduktion daher. "Ja", lacht sie selber, "das liegt daran, dass ich es auch mag, viele Harmoniegesänge und Sounds zu verwenden. Schon wenn ich den Song schreibe, denke ich an die Stimmen und die Harmonien und solche Sachen - und die wir dann manchmal auch für Instrumente 'übersetzen'." Ist dann der Grund dafür, dass die Songs relativ unterschiedlich zueinander sind - anstatt einen bestimmten Stil zu verfolgen? "Ich glaube schon", überlegt Erin, "wenn ich Ideen für Songs habe, dann klingt diese in meinem Kopf niemals gleich und ich bemühe mich, das dann auch bei den Aufnahmen umzusetzen. Ich mag es, verschiedene Sachen zu versuchen. Ich habe ja erst spät angefangen, Musik zu machen und das war alles ziemlich neu für mich. Ich denke aber, dass die Evolution das ist, was Dein Handwerk auszeichnen sollte - denn ansonsten wird es schnell langweilig."

Erin K
Wonach sucht Erin denn dabei? "Ich denke, dass gute Texte das Wichtigste für mich sind. Ich mag Leute, die gut mit Worten sind und damit spielen können. Dabei muss es gar nicht um besonders wichtige Inhalte gehen - sondern ich mag es, wenn die Leute Sätze konstruieren und Worte zusammenführen können - und dabei manchmal auch Risiken eingehen. Das ist es, was mich selbst auch am Songwriting reizt. Natürlich mag ich auch die Musik, aber die Texte sind es, die für mich das Entscheidende sind." Was inspiriert Erin denn dann musikalisch? "Ich lasse mich durchaus auch von anderen Songwritern inspirieren", räumt Erin ein, "es ist - meiner Meinung nach - wichtig, dem Zeug anderer Leute zuzuhören und nicht etwa zu versuchen, in einem Vakuum eigene Musik zu machen. Das gilt übrigens für jede Form der Kunst. Auch beim Malen ist das wichtig. Nur so kann man lernen. Und es hilft einem weiterzukommen, wenn man irgendwie fest steckt. Auch wenn man sich nicht bewusst auf andere bezieht, hilft einem das Unterbewusstsein so, die eigenen Ideen zum Vorschein zu bringen."

Wie hat sich eigentlich Erins internationale Tätigkeit auf ihre Kunst ausgewirkt? "Nun, ich bin hauptsächlich in London aufgewachsen", erklärt sie (wobei sie übrigens dann auch tatsächlich eher einen britischen als einen amerikanischen Zungenschlag besitzt), "ich denke, das das meine Arbeit dann auch beeinflusst hat - etwa in der Art, wie ich auf clevere Art mit Worten jonglierte und meine Comedy-Aspekte für das britische Publikum betonte. Als ich dann nach New York zog, konzentrierte ich mich mehr auf die Arrangements und die Live-Performances der Harmonien. In Italien ist es aber so, dass viele Leute die Texte gar nicht verstehen - was für jemanden wie mich, der sich einzig auf seine Texte verlässt, natürlich ein Problem ist. Da konzentrierte ich mich dann auf die Instrumentierung und wie das Set aufgebaut war. Man könnte also sagen, dass die Art, wie ich arbeite, definitiv von meiner Umgebung und dem Publikum beeinflusst wird." Heißt das denn, dass Erin jetzt, wo sie in Berlin lebt, demnächst mit elektronischer Musik experimentiert? "Bis jetzt nicht", meint Erin, "ich bin noch damit beschäftigt, mich mit meiner ersten elektrischen Gitarre vertraut zu machen, die ich aber immer noch eher wie eine akustische Martin spiele. Mir ist aber schon klar, dass Elektronik hier wichtig ist und ich wäre auch definitiv dafür offen, denn ich denke schon, dass ich vieles, was ich mache, in diesem Medium ausdrücken könnte. Es müsste aber schon auf meine Bedürfnisse zugeschnitten sein und eine akustische Note haben. Mal sehen - vielleicht. Ich gehöre zu jener Sorte Menschen, die die Dinge nehmen, wie sie kommen. Mein persönliches Ziel ist es aber, mit meiner Musik zu reisen und dabei neue Orte und Menschen kennenzulernen und sich selbst dabei präsentieren zu können. Das ist schließlich eine der großartigsten Dinge, die das Leben als Musikerin mit sich bringt."

Weitere Infos:
erink.bandcamp.com
www.facebook.com/ErinKMusic
youtu.be/PiSe4zBhGAo
youtu.be/_9FfrxsEKSE
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Erin K
Aktueller Tonträger:
I Need Sound
(T3 Records/Galileo)
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