Insofern ist auch das vorliegende Album wieder eine höchst eigenwillige Angelegenheit. Fernab von der abgehakten "Showgirl"-Ästhetik vergangener Tage, bietet Haines seine Version des Millenium Reports. "Das Album ist eine Bestandsaufnahme meines Lebens bis hierhin und gleichzeitig eine Art Ausblick in die Zukunft", beschreibt er das Werk. Beides ist ziemlich desolat und voller Referenzen an eine nicht immer rosige Vergangenheit. Manche der Anspielungen sind selbsterklärend, andere wieder bedürfen der Erläuterung. "Ich habe erst erfahren, daß es die Band 'Johnny & The Hurricanes' gibt, als ich das Stück geschrieben hatte", erklärt Luke den Song, "das ist ein purer Zufall. 1967 schließlich ist mein Kommentar zu dem Jahr, in dem ich geboren wurde." Andere Stücke sind noch geheimnisvoller. Z.B. die Story von der Beerdigung eines Freundes, die Luke in einen Song kleidete.
Eine andere Sache ist wieder offensichtlich: Die Referenz an die Rubettes. Obwohl - auch dieses ist keine bloße Lobeshymne: "Ich liebte die Rubettes", gibt Haines zu und erklärt die diesbezügliche Anspielung auf der CD, "aber ich erinnere mich nicht an Plateausohlen und Glimmer. Für mich waren die 70er eine ziemlich trübe Angelegenheit." Immerhin hat er hierbei ein Stück geschrieben, welches sogar seine Eltern gut finden. Eine Sache ist allerdings auch erklärungsbedürftig: Luke Haines ist offensichtlich jemand, der auf Worte viel Wert legt. (So fällt während des Interviews z.B. nicht eine einzige beiläufige oder nicht bis ins letzte Detail durchdachte Antwort). Warum allerdings sind die Tracks so unverständlich abgemischt? "Das ist keine Absicht", gibt Luke zu, "ich bin halt nun mal nicht der Welt bester Sänger. Und das ist das Beste, was ich zustande bringe. Deswegen dieser Gesangsstil, der - zugegebenermaßen - manchmal in Flüstern ausartet. Was die Musik betrifft, hat Luke auch ganz bestimmte Vorstellungen - in denen die Band keine große Rolle spielt. "Ich stelle denen meine Ideen vor, und dann werden diese umgesetzt. Manchmal kommt noch das eine oder andere hinzu, aber meistens bin ich es, der sagt wo's langgeht. Das geht bis zu den Drums. Meist ist doch der Songwriter sowieso derjenige, der am besten weiß, was der Drummer tun soll. Drummer meinen immer, sie müßten "Spiderman" hinter den Drums spielen." Das macht schon deutlich, daß die Auteurs letztlich doch bloß ein Kunstprodukt sind.
Eigentlich sind die Auteurs also Luke Haines (es gibt nicht mal Band-Photos). Und so hangeln sich die Auteurs - bzw. Haines - auf "Bootboys" von Referenz zu Referenz - nicht immer nachvollziehbar - bis er schließlich im Schlußtrack einen ziemlich desolaten Ausblick auf die (musikalische?) Zukunft gibt. "Ehrlich", erklärt er eindrücklich, "das, was zur Zeit im Radio läuft, interessiert mich nicht. Ich höre kaum Musik. Wenn ich Musik hören will, mache ich selber welche." Hätte das jemand anderes gesagt, als Luke Haines, dann wäre das hochnäsig. So gesehen, ist es aber lediglich ehrlich.