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Schöpfung live

Misty Boyce

Düsseldorf, Stadtstrand
08.10.2022

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Misty Boyce
Es gibt diese Tage, da kommt alles zusammen - Gutes wie Schlechtes -, wobei am Ende aber durchaus etwas Versöhnliches dabei herauskommen kann. Und der 08.10.2022 war wohl so einer. Zunächst mal war es ja ein Vabanque-Spiel sondergleichen, den Beginn der aktuellen, von Gaesteliste.de präsentierten Deutschlandtour von Misty Boyce und ihrer Familie (zu der neben Ehemann und Drummer Steve Goold seit einigen Monaten noch die kleine, gemeinsame Tochter gehört) im Oktober als Open-Air-Show am Düsseldorfer Stadtstrand zu buchen. Freilich: Nachdem die Wettervorhersage bis zum Tag vorher noch den Einfluss einer Kältebrücke verheißen hatte, gab es am Tag des Events dann einen geradezu malerischen Sonnenuntergang, in den Misty und Steve dann hineinspielen konnten - und der zudem noch den Vorteil bot, mächtig viel Laufkundschaft angelockt zu haben. Dafür gab es dann auf der technischen Seite diverse Probleme zu beheben: Der ausgeliehene Tourbus war kurz vor dem Ziel zusammengebrochen und es fehlten Adapter zum Anschließen der Stromversorgung, die von reitenden Boten herangeschafft werden mussten, bevor es dann mit ein wenig Verspätung gerade noch rechtzeitig losgehen konnte - und bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war.
Worum aber ging es eigentlich? Nun, die Songwriterin aus L.A. hatte im Jahre 2020 - also mitten in die Pandemie hinein - in den USA ihre letzte Scheibe "Genesis" (Schöpfung) veröffentlicht, die im Folgenden aber weder richtig promotet, noch natürlich bespielt werden konnte - und insofern ziemlich unterging. An der musikalischen Provenienz kann das nicht gelegen haben, denn Misty hatte sich von ihrem ursprünglichen Indie-Folk-Pop-Metier insofern gelöst, als dass sie mit Produzent Jon Joseph jemanden gefunden hatte, der den Songs ein innovatives Sound Design verlieh und - auf Wunsch Mistys - dann auch regelrecht jazzige Partien integrierte. Zum Glück fand sich aber ein rühriges deutsches Label, das sich bereit fand, der Scheibe "Genesis" mit einem Re-Release (bei dem auch zwei separat erschienene Single-Titel enthalten sind) eine zweite Chance zu geben - und auch gleich Mistys Tour zu organisieren.

Bei ihrer Show in Düsseldorf spielten Misty an Gitarre und Keyboards und Steve als Drummer und E-Bassist in Personalunion dann zwei Sets - mit einer Pause zur Versorgung der kleinen Tochter - und präsentierten dabei neben einigen älteren Tracks von Mistys drei vorhergegangenen Solo-Scheiben vor allen Dingen die wesentlichen Tracks des "Genesis"-Albums. Die zufällig anwesenden Sonnenuntergangs-Zuschauer konnten das natürlich nicht wissen - aber als Keyboarderin für berühmtere Kolleg(inn)en wie z.B. Sara Bareilles, Ingrid Michaelson oder Sting hat Misty einen gewissen Ruf als "Musicians Musician" erspielt und natürlich auch eine Menge an Erfahrungen als versierte Live-Musikerin gewinnen können. Dabei hat sie sich allerdings vor allen Dingen als Keyboarderin etabliert. Die Gitarre spielte sie auf der Tour eher notgedrungen, da es einfach nicht möglich war, eine ganze Band mitzunehmen. Deswegen entschuldigte sich Misty auch nicht nur dafür, zu spät gekommen zu sein und nicht deutsch sprechen zu können, sondern auch dafür, dass sie das Instrument nicht mit der notwendigen Virtuosität bedienen könne. Das war aber gar nicht so ausschlaggebend, da es bei dieser Show eher um das Songmaterial und Mistys emotionalen Vortrag ging (der sie selbst teilweise zu Tränen rührte), als um eine technisch perfekte Darbietung. Die teilweise recht komplexen Arrangements der Studioproduktionen waren für die Tour im Duo-Format dann auf die wesentlichen Bestandteile heruntergebrochen worden - was aber im Allgemeinen sehr gut funktionierte, da fehlende klangliche Opulenz durch Mistys Fähigkeiten als versierte Pianistin dann durch improvisierte Passagen mehr als ausgeglichen werden konnten. Besonders deutlich wurde das bei Stücken wie "I Do" oder "Telephone", die Misty mit jazzigen Harmonien und Instrumentalparts anreicherte.
Alles in allem war diese Show zu dieser Zeit an diesem Ort natürlich eine Art Kompromisslösung. Es brauchte ein wenig - aber dann gelang es Misty und Steve das Beste aus der Situation zu machen und dann schafften sie es dann auch, sowohl das Publikum, das ihretwegen gekommen war, wie auch jene, die sich zufällig zu dieser Zeit am Stadtstrand befanden, in ihren Bann zu ziehen. Die Befürchtung des Veranstalters, dass sich etwa das Publikum zu laut unterhalten könnte, erfüllte sich nicht - was dann natürlich für den Vortrag selbst sprach. Qualität setzt sich dann eben doch durch.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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