Das "Kundalini Target" ist ein esoterisches Ziel auf dem Weg zur Erleuchtung. So etwas hätte man von einem Musikanten wie Steve Cradock irgendwie auch erwartet, denn einen Hauch von spirituellem Müsli umgab seine Hauptspeisen-Band Ocean Colour Scene ja schon seit Anbeginn. Immerhin legte Cradock nach 20 Jahren im Business ein astreines Solo-Album hin. Denn er nahm die Sache wörtlich und machte alles selbst: Songs schreiben, vortragen, alle Instrumente selbst einspielen und produzieren. Nur sein Freund und Mentor Paul Weller, der Cradock bereits frühzeitig von OCS auslieh, um in seiner eigenen Band maßgeblich mitzuarbeiten, steuert einige Gastbeiträge bei. Musikalisch spielt sich das ungefähr in dem Rahmen ab, die man einem Brit-Pop-Veteranen dieser couleur auch zutraute. Es gibt charmant altmodischen, klassischen Brit-Gitarrenpop, der aber hinreichend abwechslungsreich geraten ist, um nicht in eine bestimmte Richtung auszuarten. Mit Referenzen geht Cradock als Songwriter und Arrangeur nicht zimperlich um, so dass man da durchaus seine Vorliebe für die Klassiker - von dem Beatles über die Kinks bis zu den Faces - raushören kann, wenn man möchte. Muss man aber nicht, da die Sache auch so hinlänglich unterhaltsam und abwechslungsreich geraten ist - wenngleich zuweilen seltsam fragmenthaft blieb (manches deutet Cradock nur an). Für Fans von OCS und Paul Weller wird die Sache sicherlich kein Schock sein. Was aber wichtiger ist: Sie ist auch kein OCS-Light. Cradock hat sich da als Solo-Künstler recht elegant freigeschwommen.