Ray Davies hat soeben in London das Musical "Sunny Afternoon" auf die Beine gestellt, in dem er mit eine jungen Schar musizierender Schauspieler die Geschichte der Kinks nacherzählt. Stuart Murdoch drehte zuletzt mit einer jungen Schar musizierender Schauspieler den Musical-Film "God Help The Girl". Was uns das sagen will? Dass Murdoch spätestens mit dem neuen Belle And Sebastian Meisterwerk "Girls In Peacetime Want To Dance" endgültig die Fußstapfen Davies als musikalischer Chronist der jungen britischen Working Class getreten ist! Wie Davies gelingt es ihm nämlich auf diesem Album, die Sorgen und Nöte junger Leute von heute in glaubwürdige, zum Teil humorvolle, genau beobachtete und poetisch formulierte Kitchen-Sink-Dramen umzumünzen ("The Cat With The Cream" etwa plündert sozialpolitisch das "Alice in Wonderland"-Szenario, während es andererseits eine Disco-Nummer über Sylvia Plath zu bestaunen gibt).
Dabei singen Murdoch und seine Musikanten immer noch über die gleichen Sorgen und Nöte wie Davies in den 60s - nur die Themen, an denen sich diese Sorgen und Nöte entzünden, haben sich halt geändert: Angst vor dem politischen und religiösen Terrorismus, Krieg, Ausländerfeindlichkeiten, häuslicher und sozialer Gewalt und falschen Idolen und Idealen stehen dabei genauso auf dem Programm wie einfühlsame Charakterstudien, autobiographische Reflektionen (wie etwa der Opener "Nobody's Empire") und natürlich die ewig währenden Probleme, die das zwischenmenschliche Zusammenleben so mit sich bringen. Musikalisch haben sich Murdoch & Co. dieses Mal das gediegene Disco-Setting ausgesucht - gleichwohl das Album musikalisch durchaus vielseitig gefächert ist und mit "Allie" sogar so etwas wie einen Rocksong bietet. Müßig zu erwähnen, dass sich die Band schließlich von dem sympathisch taumelnden Chaotenhaufen zu Beginn der Laufbahn zu einer makellos geölten, handwerklich perfekten Hitmaschinerie entwickelt hat.