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Tonträger-Review
 
Billie Eilish - Happier Than Ever

Billie Eilish - Happier Than Ever
Interscope/Universal
Format: LP

Es gibt zur Zeit wohl keine andere Künstlerin, die kreative Energie, Imagepflege, Autotherapie, musikalische Vision, Marketing, Stil und Politik/Sozialkritik auf so eloquente, schlüssige, effektive und glaubwürdige Weise zu einer gelungenen Selbstinszenierung verquickt - und sich dabei sozusagen selbst als Gesamtkunstwerk definiert - wie Billie Eilish das zur Zeit tut. Das hat fast schon spirituellen Charakter und spätestens mit diesem zweiten Album gelingt es Billie - bzw. Bruder Finneas, der wieder als musikalischer Mastermind im Hintergrund wirkt -, dem ganzen konzeptionellen Überbau auf der musikalischen Seite ein gleichwertig effektives Gegengewicht beizupflegen. Denn es geht dieses Mal weder um musikalische Provokation oder Reduktion um der Reduktion wegen, sondern um Perfektion und Ästhetik.

Interessanterweise orientieren sich die Geschwister Eilish dabei nicht an Trends und Moden, sondern an klassischen musikalischen Tugenden. Die erste Single etwa ist - wie der Name des Titels verrät - ein "Billie Bossa Nova", "Halley's Comet" könnte man tatsächlich mitsummen und der Titeltrack ist zur Hälfte Low-Fi Folk Song und zur Hälfte Power-Ballade mit Kinderchor. Neben den dann wieder subfrequent umgebrochenen Unterwasser-Club-Tracks sind es dann aber Songs wie "Everybody Dies", "My Future" oder das akustische "Your Power", die im Stile klassischer Jazz-Balladen aus dem amerikanischen Songbook angelegt sind und Cole Porter oder Hoagy Carmichael näher stehen als etwa den Kollegen aus der R'n'B-Szene, die den besonderen Reiz ausmachen. Das klingt alles brillant und elegant, macht musikalisch Sinn, ist kurzweilig und von der Substanz her nicht mal auf die subtilen Sound-Effekte angewiesen, die sich wie ein roter Faden durch die Produktion ziehen. Es ist auch nicht frei von Manierismen, denn der charakteristische verhallte Sprechgesang Billies gerät ohne Variation zum bloßen zwar coolen Gimmick, dem aber echte Emotionen kaum zu entnehmen sind.

Inhaltlich flüstert sich Billie Eilish eine ganze Bucket-List von ansonsten oft diskutierten Punkten aus ihrem problematischen Seelenleben von der - nun ja - Seele. Dabei schießt sie in dem hörspielartig ausbuchstabierten "Not My Responsibility" aber auch mal über das Ziel hinaus; denn das ist alles nicht neu und taugt wegen der spezifischen, privilegierten Situation der Protagonistin auch nicht mehr als Identifikationsmerkmal oder Hilfsmittel für die Zielgruppe. Billie Eilish kann es sich ja mittlerweile leisten, ihrer Umwelt die Umgansformen zu diktieren - ihre Akolyth(inn)en aber eben nicht. Kurz gesagt: Mit diesem Album dürften dennoch alle Beteiligten und schon gar die Fans zufrieden sein, denn Billie und Finneas liefern verlässlich ab und hieven das Projekt - auch musikalisch - auf die nächste Stufe.


-Ullrich Maurer-


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