Wenn man schon keine besonderen Ideen hat, wie sich das ausgelutschte R'n'B-Pop-Genre songwriterisch erneuern ließe, dann muss man sich eben überlegen, womit man anderweitig eigene Akzente setzen könnte. Das - oder ähnliches - könnten sich vielleicht die schottisch/chwedische Pop-Musikern Nina Nesbitt (bzw. ihre Produzenten) gedacht haben, als es daran ging, ihr drittes Album "Älskar" ("Liebe") im Pandemie-Modus anzugehen. Während es also inhaltlich um den üblichen Hoochie-Coochie-Mode und ein wenig Empowerment geht und sich die Songs kompositorisch, harmonisch und melodisch an den ganzen Klischees des Genres entlanghangeln, tut sich auf der musikalischen Seite Erstaunliches. Denn die Arrangements basieren nicht auf den üblichen Beats und Grooves, sondern auf gesampelten, getweakten, artifiziellen aber auch organischen und durchaus originellen Soundbytes, die auf kunstvolle Weise miteinander kombiniert und in Szene gesetzt werden. Das kann dann insbesondere in rhythmischer Hinsicht überzeugen. Und wenn es ein Mal konventioneller zugehen muss - wie bei der Dreampop-Ballade "Dinner Table" oder dem Akustik-Song "I Should Be A Bird" -, dann erweist sich der Lehrsatz, dass weniger zuweilen mehr sein kann, auch in diesem Falle als richtig. Das alles zusammengenommen rettet dann "Älskar" nicht nur vor der Banalität, sondern zeitigt teilweise durchaus interessante Ergebnisse.