Wenn eine Band, die gerade erst ihre musikalische Laufbahn beginnt, ein Album vorlegt, das klingt, als musiziere sie bereits seit Jahren zusammen, dann ist das ja schon irgendwie beeindruckend. Wenn dann aber eine Band, die über 40 Jahre im Geschäft ist, ein Album vorliegt, das so frisch und unbefangen klingt, als sei das ihr Debüt, dann ist das zweifelsohne noch beeindruckender. Und den Fehlfarben gebührt spätestens mit dem nach sieben Jahren Veröffentlichungspause nun bemerkenswert exakt getimten Album für das Jahr 2022 die Ehre, beides geschafft zu haben.

Nicht schlecht für eine Band, deren Leadsänger bereits nach dem ersten Album ausstieg und acht Jahre später wieder zurückkam, die totgesagt wurde, die dann aber mit "14 Tage" einen soliden Disko-Hit landete, die sich auflöste, wieder zusammenraufte, sich zu langen Denkpausen hinreißen ließ und nun völlig überraschend ein bemerkenswert aktuelles Magnum Opus vorlegt, mit dem zugleich an die Großtaten vergangener Tage erinnert wird, das aber musikalisch vollkommen auf der Höhe der Zeit ist und sogar inhaltlich ein zu unseren Tagen bestens passendes Konzept aufzuweisen hat. Denn Peter Hein bietet in seinem bewährten Akklamations-Sprechgesang in 12 Songs für 12 Monate 12 bemerkenswerte Zeitkommentare mit politischem Hintergrund. Teilweise gibt es auch Handlungsempfehlungen im Sinne von: Nicht unterkriegen lassen, aufstehen aber nicht stehen bleiben, nach vorne blicken, weitermachen. Musikalisch bieten die Herren (und Drummerin Saskia von Klitzing) dann druckvollen, lebendigen und zugleich unprätentiösen (weil eigenständigen) und zeitlosen Deutschrock (von Pop möchte man da aufgrund der dringlichen Darbietung nicht unbedingt sprechen), der zeigt, dass man auch im gesetzteren Alter noch kreativ und neugierig sein darf.