Schön, dass es immer noch Musikerinnen wie Annabelle Chvostek gibt, die innerhalb ihres Genres immer wieder nach neuen Wegen und Ansatzpunkten suchen, eben etwas anders machen zu können. Nominell arbeitet die Kanadierin, die einige Zeit bei den Wailin' Jennys als Songlieferantin beteiligt war, bevor sie sich dann ganz auf ihre Solo-Karriere konzentrierte, nämlich auf dem Americana-Sektor. Allerdings schleichen sich auf dem neuen Werk verstärkt gegen den Strich gebürstete Rock-Elemente ein - was nicht zuletzt daran lag, dass sich Annabelle dazu entschloss, das neue Material live im Studio im Trio-Format und mit einer elektrischen Gitarre anstelle einer akustischen einzuspielen.

Hier gefällt dann der bewusst raue Ansatz und die lockeren Grooves, mittels derer das Material dann sozusagen "entstaubt" wurde. Hinzu kommt die schon auf dem letzten Album zu beobachtende Tendenz, in den Songs sozialpolitisches Bewusstsein zu zeigen und sich so dem Medium des politischen Protestsongs zu widmen. Folk-Elemente finden sich auch zuweilen - werden aber gerne in einem ungewohnten Kontext eingesetzt. So gelingt es denn tatsächlich, Neil Youngs "Like A Hurricane" als Folkballade noch ein mal neue Aspekte abzugewinnen. Insgesamt überzeugt dieses Album als starkes musikalisches Statement links der Mitte und vor allen Dingen abseits der ausgetretenen Pfade der Americana-Romantik.