Fest verankert in der avantgardistischen Crossover Szene von LA ist Genevieve Artadi mit ihrem dritten Album auf dem besten Wege, die Brücke zwischen intellektueller philosophischer Verstiegenheit und zugänglicher Pop-Sensibilität endgültig fertig zu bauen. Bereits ihr letztes Album "Dizzy Strange Summer" überraschte durch die songorientierte Auslegung der ansonsten auch schon mal als "Collagenqueen" diffamierten Künstlerin. Auf dem neuen Werk geht sie nun noch einen Schritt weiter, indem sie die verstiegenen jazzigen Harmoniefolgen, die stets die Basis ihrer Songs bilden, auf kreative Weise mit einem coolen Fusion-Jazz-Backing in einer konventionellen Songstruktur in Einklang bringt. Das meint folgendes: Während die Spezifika der Jazz-Basis - also solistische Einlagen mit improvisatorischer Note, eine am atonalen entlang lavierende Harmonie-Führung, das Umspielen der Rhythmen - konsequent implementiert wurden, bleiben die im Jazz oft ausufernde Ziellosigkeit und die an der jeweiligen Fingerfertigkeit der Musiker gemessenen Frickeleien absolute Nebensache. Stattdessen erfreut sich der Zuhörer an der druckvollen Darbietung, dem Fehlen aktuell angesagter Sound-Hypes und gesanglicher Manierismen und der allgemein knapp gehaltenen Song-Sprache des Materials. Dass Genevieve Artadi inhaltlich hier auf dem - zwar augenzwinkernden - Esoterik-Trip ist und die Lehren diverser Gurus wie dem vietnamesischen buddhistischen Thiền-Mönch Thích Nhất Hạnh, dem vietnamesischen, Ram Dass, dem Guru des modernen Yoga, dem in den USA besonders erfolgreichen deutschen Autor für spirituelle Literatur Eckhart Tolle und dem Philosophen Jiddu Krishnamurti in ihren Lyrics verarbeitet spielt dabei keine allzu große Rolle - denn Artadis Musik ist so komplex und mitreißend, dass man unmöglich auch noch auf die Texte hören kann.