Immer deutlicher wird, dass Aret Madillan und Béatrice Valatin das Projekt Deleyaman als weltpolitisches Lebenswerk betrachten. Nachdem sich das Duo 2020 mit dem Album "Sentinel" wieder deutlicher in Richtung Slow-Core-Noir orientierte, geht es dieses Mal im Zirkelschluss wieder deutlicher in Richtung kosmopolitischer Weltmusik, wobei sich Aret und Béatrice erneut ihrem orientalisch/normannischen Background zehren. Auf diesem Werk kommt noch eine neue Ebene hinzu - und zwar inhaltlicher Natur, denn neben eigenen Lyrics bezieht sich Aret Madillan hier auf Geschichten, die der amerikanische Volksdichter Henry Wadsworth Longfellow 1862 in seiner Gedichtsammlung "Tales Of A Wayside Inn" über sieben Reisende und ihre Erlebnisse in einer Gaststätte namens Wayside Inn in Sudbury, Massachussetts verfasste. Des Weiteren griff Aret auf Texte von Paul L. Dunbar, Sara Teasdale, Emily Bronté, John Brereton und Paul Verlaine zurück. Ein fingerdickes Booklet mit den Songtexten bietet dabei literarischen Zitatensammlern Gelegenheit sich auszutoben.

Wie schon auf den letzten Alben, wird der Sound geprägt von Blasinstrumenten - insbesondere dem Duduk, aber auch Saxophon und Bansouri (einer indischen Flötengattung) - die traditionellerweise lautmalerisch eingesetzt werden und für den exotischen Touch stehen, der sich wie ein roter Faden durch die atmosphärischen Balladen zieht. Auch die langjährige Verbindung zu Dead Can Dance wird durch ein Gastspiel von Jules Maxwell erneut belebt. Das nunmehr zehnte Album des Projektes Deleyaman ist ein weiteres - brillantes und schlüssiges - Mosaik-Stück im vielschichtigen, eigenständigen Kosmos, den sich Aret Madillan und Béatrice Valatin im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte aufgebaut haben.