Mit seinem Projekt All diese Gewalt arbeitet sich Max Rieger kreativ alles von der Seele, was er mit den Nerven, als Kollaborateur und/oder Produzent diverser Acts nicht so recht einbringen kann. Auch auf dem neuen Werk erschafft er so - jenseits allem, was sich klassischerweise als Rockmusik bezeichnen ließe - wieder einige bittersüße, mit teils epischer Wucht unterlegte, atmosphärische Sammlung musikalische Dystopien, mit denen er seine nachdenklich/philosophisch/emotionalen Seiten zum Vorschein bringt. Der akzentuierte Flow des neuen Werkes ergab sich dabei - so Rieger - aus dem Umstand, dass die Songs wie "ein warmer Schwall Erbrochenes" aus ihm hervorgequollen seien. Das meint vermutlich, dass Rieger bei diesem Album nicht so sehr auf den Intellekt pochte, wie er das wohl bei seinen ersten drei "Gewalt-Alben" getan hatte, sondern auch mal der Intuition und dem Instinkt folgte.

Inhaltlich beschäftigt sich Rieger dabei mit existenziellen Fragen wie der nach dem Gewicht der Seele ("21 Gramm") und kommt zu dem Schluss, dass nichts endgültig - sondern alles dem Übergang verpflichtet ist. Musikalisch überrascht der Meister dadurch, dass er sich ernsthaft als Sänger bemüht und seine Stücke mit selbstgebastelten Samples arrangierte - was ihm ermöglichte, Sounds (auch gerne orchestraler Natur) zu erzeugen, die ihm als Instrumentalist alleine gar nicht möglich gewesen wären. Auf diese Weise gelang ihm ein musikalisch zugängliches, atmosphärisch schlüssiges, zwar melancholisches aber vor allen Dingen auch irgendwie tröstliches und besänftigendes Konzeptalbum, das zugleich zum Zuhören wie auch zum Nachdenken einlädt.