Hier haben wir wieder mal die klassische Form des geschlechtspezifischen Etikettenschwindels, denn bei denn bei Julia Montez handelt es sich um keine Person, sondern um ein Leipziger Indie-Pop-Quartett, das von Singer/Songwriter S.C. Roth bereits 1998 ins Leben gerufen und bis heute auch hauptamtlich gesanglich bedient wird. Zwar gibt es neuerdings mit Anna W. noch eine Backing-Sängerin - aber besonders feminin klingt das alles dennoch auch heutzutage noch nicht. Das liegt vermutlich auch an den Inspirationsquellen Roths.

Das neue Album pendelt denn auch in klassisch maskuliner Manier zwischen Schrammelpop und seltsamerweise frühem Dire Straits-Flair (denn im allgemeinen Gewusel kommen da öfters die "Sultans Of Swing" ins Spiel). Das hat aber nichts mit Kopistentum zu tun, sondern ist der Art geschuldet, mit der Roth seine Gitarre besonders gerne Rhythmus- und Akkord-betont bedient. Dabei gibt es gelegentliche Ausflüge ins Rock-Genre und ein paar Keyboard-Sounds finden sich auch. Das klingt dann alles ziemlich zeitlos (also im Sinne von "weder modisch hip" noch "retro") und eine ganze Menge ordentlicher Songs springen auch dabei heraus. Das kann man alles ungestraft so machen, ohne dass das irgendwie unangenehm auffiele. Tatsächlich ist sogar in der gefälligen Zugänglichkeit des Materials das Erfolgsgeheimnis zu sehen. Im Schlusstrack "The Long Goodbye" findet sich übrigens auch noch eine Bonus-Live-Nummer.