Als sich Adele Altro auf dem Reeperbahn Festival 2018 erstmals mit ihrem Projekt Any Other dem Konzertpublikum stellte, irritierte die Sache zunächst mal durch die spröde Hakeligkeit, mit der sich Adele da in einer klassischen Low-Fi-Gitarren-Besetzung an ihrem Material delektierte. Inzwischen ist aber viel passiert - und viel hinzugekommen. Auf dem dritten Any Other-Album gibt es zwar immer noch einen gewissen Hang zur monotonen Geradlinigkeit zu beobachten (Tracks wie der Opener "Stillness, Stop" kommen z.B. ohne musikalische Akkordwechsel aus) - aber drumherum gibt es ganze Sounddimensionen zu entdecken. Reine Gitarrenmusik ist das heute auch nicht mehr. Mit Keyboards, Holzbläsern und kammermusikalischen Streichern bohrt Adele ihr Material nun in Richtung-Chamber-Pop auf - nur dass sie das Formulieren von Melodien oft dem Zufall überlässt, bzw. nach dem Treppen-Prinzip (also rauf und runter) bemüht ist, das Thema rein gesanglich abzuhandeln. Die früher erkennbaren Indie-Rock Elemente weichen dann auch eher einem universelleren Ansatz, in dem zum Beispiel Gitarrensounds eine wichtige Rolle spielen und so eher Folk-, Jazz- und Psychedelia-Element zum Tragen kommen als Rock-Einflüsse. Und gegen Ende der Scheibe finden mit den letzten drei Tracks dann auch Melodie und Struktur in einem gepflegten Laurel Canyon-Setting zueinander (wobei der Closer "Indistinct Chatter" allerdings als Instrumental daherkommt).