Obacht: Bei dem aktuellen Projekt des kanadischen Americana-Trios Elliott Brood handelt es sich (noch) nicht um eine Doppel-LP, sondern zwei eigenständigen LP-Veröffentlichungen, von denen der erste Teil - "Town" - bereits im letzten Jahr digital erschien, nun aber mit seinem Gegenstück "Country" auch physisch vorliegt. Locker angepeilt ist die Absicht, später im Jahr dann noch eine Doppel-LP daraus zu machen. All das hat aber musikalisch überhaupt keine Bedeutung, denn wenngleich der Titel "Country" es vermuten ließe, geht es bei der aktuellen Scheibe nicht um das country-lastigere Gegenstück zum mutmaßlich urbaner angelegten "Town"-Album.

Auf beiden Scheiben wird mal ordentlich gerockt und mal akustischer agiert und die Sachen sind wohl alle bei denselben Sessions entstanden. Der eigentliche Unterschied liegt dann daran, dass "Town" konventioneller mit Americana-Klischees umgeht und "Country" mit experimentelleren, psychedelischeren Auslegung des Genres aufwartet - was sich vielleicht an der Cosmic-American-Opera "Long Since Lost", dem parodistisch angelegten Honky-Tonk-Boogie-Rausschmeißer "Bluebird Wine" oder dem Stones-Cover "Out Of Time" festmacht, das die Jungs im Byrds-/Neil-Young-Stil anlegen. Ach ja: Die Zweiteilung rechtfertigt sich dann über die Inhalte: Die Geschichten von "Town" spielen eben in der City, während die von "Country" auf dem platten Land stattfinden. Was gibt es sonst noch zu sagen? Nicht viel: Americana-Freunde erhalten eine Vollbedienung mit einigen netten, unerwarteten Akzenten und alle anderen können sich gerade an eben diesen unerwarteten Akzenten erfreuen. Und immerhin thematisieren die Jungs ihr eigenes Umfeld in Kanada und setzen nicht (wie so viele ihrer Landsleute) alleine auf die Emulation des großen, südlichen Nachbarn.