"Du kannst durchaus die großen Vorbilder studieren", erzählte uns Robert Cray einmal, "aber das nützt alles nichts, wenn du nicht deinen eigenen Stil findest!" Und dieses Credo verfolgt der Mann, der von vielen unterschätzt wird, weil er sich nun mal zum Blues bekennt, seit Jahren. Anstatt aber mit dem Schlaghammer zu versuchen, den Blues zu modernisieren, hat sich Cray als Nische den Memphis-Soul auserkoren. Und so sind es denn auch meist die warmherzigen Balladen wie "Spare Some Love" oder "Your Pal" mit Orgel, funky Rhythmus-Gitarre und gelegentlich auch Bläsern, die die letzten drei, vier Cray-Scheiben prägen. Natürlich bietet Cray auch den puren Stoff: Seine reinen Blues-Tracks bieten den Fans das, was sie erwarten - ohne das Genre dabei zum bloßen Schema verkommen zu lassen. Roberts Soli geraten z.B. durchweg knapp und punktgenau und verfallen niemals in selbstverliebtes Gegniedel - wie das bei vielen Kollegen der Fall ist. Neben diesen beiden Eckpfeilern verteilt Cray auf seien Scheiben aber auch immer interessante Experimente, die er jedoch stets in den Blues-Kontext einbettet. Auf "Time Will Tell" ist dies z.B. "Up In The Sky" - eine düstere Mid-Tempo-Nummer, die mit Sitar-Gitarre und Streicher-Arrangements aufwartet, die auch der Ballade "Time Makes Two" eine ungewöhnliche Note verleihen. Das ist es, was der Mann mit "eigenem Stil" meinte: Man muss nicht alles neu erfinden, sondern es geht darum, sich selbst in seiner Musik zu verwirklichen. Und das ist Robert Cray auch mit diesem Album wieder beeindruckend gelungen.