Stephanie Nilles macht auf ihrem neuen Album kurzen Prozess: Das Material wurde spontan an verschiedenen Orten in New Orleans (nicht jedoch in professionellen Studios) live eingespielt. Bei den titelgebenden Mörderballaden geht es um verschiedene Varianten dieser doch ziemlich speziellen Songgattung: Kernstück des Albums ist etwa eine auf 13 Minuten ausgewalzte (und dem Vernehmen nach aus einer 30-minütigen Performance destillierte) Original-Mörderballade von Jelly Roll Morton, dem legendären Ragtime- und Jazz-Musiker aus der Crescent City.
Neben einer zweiten Morton-Adaption und einer Blind Willie McTell-Nummer bestehen die anderen Mörderballaden jedoch aus eigenen Stücken, in denen sich Stephanie Nilles mit durchaus aktuellen "Mordthemen" in Form klassischer, politischer Protestsongs auseinandersetzt. Es geht um Cyber-Kriminalität. Amokläufe, Wetbacks, Poilzeigewalt und Kriegsverbrechen. Musikalisch wird das mit einem erstaunlichen Mix aus jazzigem Avantgarde Blues, Honky Tonk, Ragtime und Southern Swing in Szene gesetzt. Stephanie singt hierbei mit ihrem zum Markenzeichen gewordenen, parodistisch übersteuerten Billie Holiday-Timbre auf eine Art, in der viel Selbstironie, Humor aber auch Sarkasmus und Wut mitschwingt. Bei aller experimentierfreudigen Spontaneität, die sie mit ihren Musikanten auslebt, geht dabei aber dennoch nie der Song verloren. Auf ihre Art beackert Stephanie Nilles auf diesem Werk ein Terrain, das auch Tom Waits gelegentlich streift - und macht dabei eine durchaus respektable Figur.